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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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begab ich mich, von Henri
geführt, zu Gaston.
    Prosper, der Türsteher des Club-Vert — inzwischen
hatte ich von Henri seinen Namen erfahren — , saß dort vor mehreren Bieren und
zahlreichen Zuhörern und berichtete von dem Ereignis, so als hätte er
persönlich die Leiche entdeckt. Henri machte ihm ein Zeichen, und wir begaben
uns zur Toilette, um ungestört zu sein. So langsam hatte ich die Nase von
Toiletten voll. Diese hier hatte jedoch nichts Verdächtiges an sich.
    «Hör zu, Toto», sagte ich zu dem Kleiderschrank,
wobei ich mit meinem Zeigefinger auf den mittleren Knopf seiner Jacke tippte,
so als handle es sich um einen Informationsautomaten, «hör zu: Im Prinzip
nimmst du es mit den Anweisungen sehr genau, und keiner kommt in den Club rein,
der dir nicht seinen Mitgliedsausweis oder eine Einladung vorzeigt, stimmt’s?»
    «Haben Sie doch gesehen, oder?»
    Allerdings!
    «Ich hab aber auch gesehen, daß du nicht alle
danach fragst.»
    «Hab ich Ihnen doch schon gesagt... Die
Stammgäste, die ich kenne...»
    «Ja, ich weiß. Auf jeden Fall hatte Paul Grillat
letzten Dienstag oder Mittwoch, also beim letzten Mal, als er den Club betrat,
seinen Ausweis nicht bei sich. Die Karte befand sich nämlich nicht unter den
Sachen, die man in seinen Taschen gefunden hat.»
    «Aber er kam doch schon seit Monaten ohne Karte
rein! Ich meine: ohne daß er sie mir gezeigt hat. Ach, Scheiße! Sind Sie aber
schwer von Begriff, M’sieur! Ich weiß doch, wer in den Klupp reindarf und wer
nicht. Paul Grillat war Kluppmitglied und kam jeden Abend... oder fast jeden.
Beim letzten Mal ist er wohl wie üblich mit einem  an mir
vorbeigegangen. Ob er da seinen Mitgliedsausweis hatte oder nicht, das...»
    «Normalerweise», mischte Henri sich ein, «haben
unsere Mitglieder ihren Ausweis stets bei sich, außer natürlich, wenn sie ihn
einem Freund leihen.»
    «Ach ja? Was du nicht sagst! Und was ist das nun
wieder für ein Trick, das mit dem Ausleihen?»
    «Das ist Teil unseres ,
wie wir es nennen. Ich will’s dir erklären: Jedes Mitglied darf zwei Gäste
mitbringen. Er kommt also mit zwei Freunden in den Club, zeigt seinen Ausweis...
oder zeigt ihn nicht. Das hängt davon ab, wie gut Prosper ihn kennt. Er sagt:
, und sie können sich an meine Theke setzen.
So läuft das, wenn alle zusammen kommen. Jetzt stell dir mal vor, daß einer der
Gäste erst später kommen kann. Sicher, man könnte das Mitglied herausrufen usw.
Aber es ist einfacher, wenn er seinem Gast den Ausweis gibt. Der kann dann
nämlich kommen, wann er will.»
    «Mein Gott! Euer Laden sollte der
heißen!» lachte ich. «Komplizierter könnten es auch die Chinesen nicht machen!
Na schön...»
    Ich holte einen Tausender aus meiner Tasche und
wandte mich wieder an Prosper.
    «Der Schein gehört dir», sagte ich zu ihm, «du
mußt dich nur daran erinnern, ob an jenem Abend, als Paul Grillat zum letzten
Mal in den Club kam, irgend jemand vor oder nach Grillat dir dessen Ausweis
gezeigt hat.»
    Der Rausschmeißer legte seine niedrige Stirn in
Falten, strich sich mit der linken Hand übers Kinn und kratzte sich mit der
rechten Hand in den Haaren. Er kniff den Mund zusammen, dann schob sich sein
Unterkiefer drei Zentimeter weit und eine gute halbe Minute lang vor. Prosper,
der noble Portier des Club-Vert in Saint-Germain-des-Prés, dem
Königreich der Intelligenz!
    «Warten Sie!» murmelte er schließlich. «Warten
Sie...»
    Als würde ich etwas anderes tun!
    «Paul Grillat, ja? ... Paul Grillat... Paul Grillat...
da fällt mir was ein...»
    «Ach, wirklich? Das ist der Kerl, den man eben
tot im Brunnen gefunden hat. Vielleicht hast du davon gehört?»
    «Jaaaa...»
    Er schnipste mit seinen dicken Fingern.
    «Ich glaube, jemand ist mit seinem Ausweis
gekommen... an dem letzten Abend, als ich Grillat gesehen hab. Ja, ja, ich
erinnere mich an den Ausweis. Sah ganz dreckig aus, besonders an einer Ecke.
Deswegen erinnere ich mich jetzt wieder. Sonst... Hab mich ‘n Moment lang
gefragt, ob der Kerl die Karte nicht auf der Straße gefunden hatte...»
    «Das hast du dich ‘n Moment lang gefragt, aber
im nächsten hast du ihn reingelassen?»
    «Na ja... vielleicht hab ich mich das nicht
direkt in dem Moment gefragt. Nein, das ist mir erst später eingefallen... Aber
ich hab ihn reingelassen, ja. Wiedererkennen wär übrigens schlecht.»
    «Du meinst also, du hättest Schwierigkeiten, mir
zu beschreiben, wie er

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