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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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aussah, ja? Groß, klein, dünn oder dick?»
    «Nee, das könnte ich nicht.»
    «Hier, der Tausender ist trotzdem für dich. Kauf
dir ‘ne Packung Aspirin, du wirst sie nötig haben.»
    «Mit Sicherheit», sagte er und steckte den
Schein ein. Er schwitzte wie ein Affe.
    «Vielen Dank», sagte er. «Aber jetzt fragen Sie
mich besser nichts mehr. Hab schon viel zuviel nachgedacht. Ich glaub, wenn ich’s
noch mal versuch, platzt mir der Kopf!»
    Wenn man bedachte, was sich darin befand, dann
liefen wir kaum Gefahr, bei der drohenden Explosion vollgespritzt zu werden.
Deswegen bohrte ich noch ein bißchen weiter, doch es kam nichts dabei heraus.
Ich wandte mich an den Barkeeper:
    «Und du, Henri? Hast du nichts bemerkt? Grillat
saß an der Theke. Hat sich niemand zu ihm gesetzt?»
    «Ich habe nicht gesehen, daß er mit jemandem
geredet hat», erwiderte Henri. «Und als ich bemerkte, daß er nicht mehr da war,
da mußte er sich schon seit einiger Zeit aus dem Staub gemacht haben, ohne zu
bezahlen.»
    «Verflixt und zugenäht!»
    Schimpfend schlug ich mit meiner Pfeife in die
linke Hand.
    «Der Kerl, der seinen Ausweis hatte, muß trotzdem
seinetwegen gekommen sein!»
    «Warum?»
    «Weiß ich doch nicht! Zum Beispiel, um ihn in
den Brunnen zu schubsen.»

Traumsequenz
     
     
    Ich ging im Flore vorbei, um Janine
abzuholen. Sie war wieder einigermaßen auf dem Damm. Ich dankte Mado und Simone
für ihre Krankenschwesterdienste und führte das junge Mädchen zum Wagen, der
vor der Kirche geparkt war.
    «Und was machen wir nun?» fragte ich, als ich
hinter dem Steuer saß. «Sie müssen sich ausruhen, ordentlich ausschlafen.»
    Ihre Finger krallten sich in meinen Jackenärmel.
    «Lassen Sie mich nicht allein...» Sie hauchte:
«Ich... Ich habe Angst...»
    «Dafür gibt es keinen Grund. Sie sind etwas
durcheinander, verständlich; aber Angst brauchen Sie nicht zu haben. Hören Sie,
Monsieur Buard hat doch in Paris eine Wohnung, haben Sie mir erzählt, oder?
Soll ich Sie dorthin fahren, oder wollen Sie lieber in ein gutes Hotel?»
    «Ich habe Angst», wiederholte sie. «Lassen Sie
mich nicht allein...»
    Ich beugte mich nach hinten und betrachtete den
Himmel. Ferne Blitze ließen die Ränder der dicken schwarzen Wolken kurz
aufleuchten. Es war schwül, feucht, drückend. Ein Scheißklima für eine nervöse
Seele. Wirklich besser, sie nicht allein zu lassen. Wer weiß, was sie in ihrer
Verzweiflung alles anstellen würde!
    «Hören Sie», sagte ich, «wenn Sie nicht um Ihren
guten Ruf fürchten, könnte ich Ihnen meine Gastfreundschaft anbieten.» Zitternd
hauchte sie ein «Ja». Ich nahm Kurs auf meine Wohnung.
    Sie setzte sich schweigend in einen Sessel. Ich
zündete ihr eine Zigarette an, die sie mechanisch zu rauchen begann. Ich
richtete auf einer Schlafcouch ein Notbett für sie her, dann genehmigte ich mir
einen Erfrischungsdrink. Plötzlich schoß mir der Gedanke durch den Kopf, daß
Monsieur Buard — den wir vorübergehend ganz vergessen hatten — sich so langsam
Sorgen machen könnte.
    «Meinen Sie nicht», sagte ich, «wir sollten
Ihren Patenonkel benachrichtigen, daß Sie heute Nacht nicht nach Hause kommen?»
    «Großer Gott!»
    Sie drückte ihre Zigarette aus.
    «An ihn hatte ich gar nicht mehr gedacht, ich...»
    «Das regle ich schon. In der Villa Mogador gibt
es Telefon, nehme ich an?»
    Sie gab mir die Nummer, und gerade, als ich den
Hörer aufnehmen wollte, läutete der Apparat.
    «Hallo!»
    «Entschuldigen Sie, daß ich Sie um diese Uhrzeit
störe, Monsieur Burma. Hab den ganzen Abend versucht, Sie zu erreichen, aber es
ging niemand ran... Tja, ich sitze ziemlich in der Sch...»
    Ich erkannte die Stimme von Tatave — Gustave
Dufour mit vollem Namen — und auch seine Ausdrucksweise wieder.
    Noch so ein junger Klugscheißer, der nach einem
kurzen Gastspiel in meiner Agentur versuchte, auf eigenen Füßen zu stehen.
    «Wo brennt’s denn?» unterbrach ich seinen
Redeschwall. Er legte mir sein Problem auseinander: ein vertraulicher Auftrag.
    «Privatflics, mein Lieber», erklärte ich ihm,
«sind so was Ähnliches wie Ärzte. Zu denen geht man wegen einer Migräne, und
sie diagnostizieren Krebs. Wenn du geheimnisvolle Details aus dem Vorleben
deines Klienten entdeckt hast, kann ich dir keinen Rat geben.
Selbstverständlich mußt du erst mal die Klappe halten, vielleicht kommt aber
der Moment, wo du den Skandal nicht mehr verhindern kannst. Mehr kann ich nicht
dazu sagen. Mach’s gut, Tatave! Und beim

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