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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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zu versüßen. Sei es durch
Zufall, sei es durch ein geschicktes Manöver Janines, ich hatte mir den Drink
mit dem Schlafmittel, der für sie bestimmt gewesen war, selbst eingeflößt. Für
einen aufgeweckten Privatflic eine saubere Leistung!
    Ich rutschte aus dem Bett und sah auf die Uhr.
Elf. Es regnete nicht mehr, aber durch die Vorhänge drang ein grauer Tag. Ich
suchte in der Wohnung nach meinem Gast. Keine Spur von Janine Valromay! Sie
hatte sich aus dem Staub gemacht, hatte sogar ihre Kanone mitgenommen. Ja, in
dem Schweizer Internat hatte man ihr Ordnung beigebracht! Ich zündete mir die
erste Pfeife des Tages an und rauchte sie, während ich dem Radio lauschte.
Nichts dabei, was mich besonders interessiert hätte. Als es mir etwas besser
ging, machte ich ein wenig Toilette. Dann schnappte ich mir das Telefon und
rief die Banque Métropolitaine Durocher & Cie. an. Man
bedauerte sehr, aber Monsieur Buard war heute morgen leider nicht in seinem
Büro erschienen. Ich versuchte es in der Villa Mogador. Dort im Haus am Park
meldete sich nicht der Hausherr persönlich, sondern eine Frauenstimme.
    «Hallo!» sagte ich. «Ich möchte mit Monsieur
Buard sprechen.»
    «Monsieur Buard ist nicht da. Er ist in der
Klinik.»
    «In der Klinik? Ist er krank?»
    «Nein, nicht er. Aber das junge Fräulein.»
    Ich war davon überzeugt, daß das junge Fräulein
tatsächlich krank war. Doch um in eine Klinik zu gehen...
    «Das junge Fräulein? Meinen Sie damit seine
Patentochter, Mademoiselle Valromay?»
    «Ja, genau.»
    «Was fehlt ihr denn?»
    «Sie hatte heute nacht auf dem Heimweg einen
Autounfall.»
    Das überraschte mich ein wenig, aber nicht sehr.
    «Diese jungen Leute von heute läßt man an einer
zu langen Leine laufen, wenn Sie mich fragen», fuhr die Frau fort.
    «Ja, da haben Sie recht... Ist es schlimm?»
    «Das weiß ich nicht. Sie ist in die Klinik
eingeliefert worden, und Monsieur Buard ist zu ihr gefahren.»
    «In welche Klinik?»
    «In die von Dr. Arrelet in Fontainebleau.»
    «Vielen Dank.»
    Ich legte auf und betrachtete gut fünf Minuten
den Apparat. Dann beschloß ich, in Fontainebleau nachzusehen, ob man mich
brauchte. Dem Mädchen stießen in kurzer Zeit wirklich erstaunlich viele Dinge
zu.
     
     
     
    Bevor ich mich auf den Weg machte, aß ich noch
eine Kleinigkeit und las dabei die Mittagsausgabe des Crépuscule. Die
Nachricht über die Entdeckung der Leiche von Paul Grillat stand auf der dritten
Seite. Vierzig Zeilen, davon dreißig über Saint-Germain-des-Prés im allgemeinen
und zehn über den Leichenfund. Version: Unfall. Von mir aus...
    Am Steuer meines Wagens verließ ich Paris. Der
Regen hatte wieder eingesetzt, doch während der Fahrt klarte der Himmel auf,
und als ich Fontainebleau erreichte, schien die Sonne ganz anständig. Ich ließ
mir den Weg zur Klinik von Dr. Arrelet erklären. Der Zufall wollte es, daß ich
an der Gendarmerie vorbeikam. Ein übel zugerichteter Sportwagen — der von
Janine — stand vor dem Eingang. Ich hielt an und stieg aus, um mir das Wrack
anzusehen. Der Wagen hatte einiges abgekriegt, und verdächtige rotbraune
Flecken verunzierten den Fahrersitz. Janines Zustand war vielleicht ernster,
als die gute Frau in der Villa Mogador annahm. Ich war noch ganz in Gedanken
vertieft, als ein Gendarm aus dem Gebäude trat. Er war jung und sah umgänglich
aus. Er sah mich an, so als wartete er auf irgend etwas.
    «Tja», sagte ich, «der sieht ja prima aus, was?»
    «Was?»
    «Ich habe gesagt...» ich hob die Stimme, da er
schwerhörig zu sein schien «...daß der Schlitten reichlich verbeult aussieht.»
    Er öffnete die Augen wieder. Um mich besser zu
verstehen, hatte er sie geschlossen. Leute gibt es, ich schwör’s Ihnen!
    «Ziemlich!» stimmte er mir zu.
    «Das ist der Wagen von Mademoiselle Valromay,
nicht wahr?»
    «Ja», bestätigte er etwas überrascht.
    «Der Patentochter von Monsieur Buard, dem
Bankier», fuhr ich fort.
    «Stimmt genau. Kennen Sie ihn?»
    «Ja. Ich war grade auf dem Weg zur Klinik von
Dr. Arrelet, um zu sehen, wie es dem Mädchen geht. Wissen Sie vielleicht etwas
darüber?»
    Er öffnete wieder die Augen, nachdem er sie
geschlossen hatte. Mußte wohl ‘n nervöser Tick von ihm sein.
    «Sie schwebt nicht in Lebensgefahr.»
    In diesem Augenblick kam ein zweiter Polizist
aus der Gendarmerie und gesellte sich zu seinem Kollegen. Er war älter und
hatte einen Streifen mehr auf seinen Schulterstücken. Jawohl, mein Brigadier!
So in der

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