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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Brigadier schlug ebenso kräftig mit der Faust auf den Tisch.
    «Diese verdammten Autos und Lastwagen mitsamt
ihren wildgewordenen Fahrern!» schimpfte er. «So langsam hab ich die Schnauze
voll davon! Eine richtige Plage ist das! Wissen Sie, wo wir unsere Sonntage im
Frühling und im Sommer verbringen? Bei der ,
als Hampelmänner auf den Straßen! Damit diese Verrückten vorsichtiger fahren.
Aber kaum drehen wir ihnen den Rücken zu, hopp!, dann blenden sie sich
gegenseitig, landen im Straßengraben, fahren Polizisten platt...»
    «Das denn doch nicht», wandte ich ungläubig ein.
    «Es ist so, wie ich’s Ihnen sage! Heute nacht
zum Beispiel, wir waren gerade am Unfallort eingetroffen. Da hören wir einen
Wagen heranfahren. Der Fahrer hat uns wohl gesehen und ist langsamer gefahren.
Wir haben uns kaum darum gekümmert. Ein Unglück! Das muß man sich doch ansehen!
Kaum daß sie unsere Uniformen sehen...»
    «Ich konnte grade noch rechtzeitig zur Seite
springen», schimpfte der Jüngere. «Sonst läg ich jetzt auch im Krankenhaus...»
    «Vielleicht einer, der ‘n schlechtes Gewissen
hatte», vermutete ich. «Keine Einbrüche hier in der Gegend in letzter Zeit?»
    «Nein», antwortete der Brigadier. «Aber wie Sie
vermuten: Das mußten seltsame Zeitgenossen sein. Das Nummernschild war vor
lauter Dreck kaum zu sehen... Na ja, so war das!»
    «Gut, also, ich glaube, ich werd jetzt mal in
die Klinik rasen», sagte ich.
    Wir standen auf, fast so wie zum Strammstehen.
Wieder am Steuer meines Wagens, dachte ich an den Revolver, den Janine mit sich
herumgetragen hatte. Die Gendarmen hatten sie anhand ihrer Ausweispapiere
identifiziert. Die hatten sich in ihrer Handtasche befunden. Folglich mußte
ihnen auch die Waffe in die Hände gefallen sein. Warum hatten sie kein Wort
darüber verloren? Wenn das, was sie mir erzählt hatten, ebenso märchenhaft war...
Hüte dich vor redseligen, umgänglichen Flics!
     
     
     
    Seit unserer Begegnung im Mutterhaus der Métropolitaine war Vater Buard um zehn Jahre gealtert. Der Unfall seiner Patentochter hatte
ihm, zusammen mit seinem anderen Kummer, arg zugesetzt. Er sah hagerer aus denn
je. Seine Haare schienen noch weißer geworden zu sein. Ich wußte nicht, welche
Position er bei Durocher & Cie. innehatte, ob er irgendein
Bankangestellter von untergeordneter Bedeutung oder ein dicker Finanzhai war,
wie es beim einfachen Volk heißt. Heute jedenfalls glich er allem möglichen,
nur keinem Finanzhai. Ein Häufchen Unglück, ein Mann, der befürchtet hatte, ein
geliebtes Wesen zu verlieren, und der jetzt zwar einigermaßen beruhigt war,
jedoch die schrecklichen Stunden, die er durchgemacht hatte, nicht vergessen
konnte. Als ich in die Klinik kam, traf ich ihn noch an. Er drückte mir
herzlich die Hand und sah mich aus seinen traurigen Augen mit den
kränklichbläulichen Ringen an. Ich hatte den Eindruck, daß man für ihn am
besten ebenfalls ein Bett in der Klinik herrichten lassen sollte.
    «Ach, Monsieur Burma», seufzte er. «Ich habe
gehört, daß Sie in der Gendarmerie waren.»
    Klang ein wenig nach betrübtem Vorwurf.
    «Ich bin rein zufällig dort vorbeigekommen»,
erklärte ich. «Ziehen Sie daraus bloß keine falschen Schlüsse! Allerdings bin
ich Ihnen ein paar Erklärungen schuldig. Wie geht es Ihrem Patenkind?»
    «Wir hatten das Schlimmste befürchtet, aber der
Doktor ist sich ganz sicher: Janine hat lediglich schwere Prellungen erlitten.»
    «Ich habe ihren Wagen gesehen. Auf dem
Fahrersitz ist ‘ne Menge Blut...»
    «Ja, das Blut hat mich auch erschreckt, glauben
Sie mir! Es stammt jedoch nur aus ihrer Nase, die gegen das Lenkrad geprallt
ist. Sie hat nur Prellungen», wiederholte er, «bleibt aber zur Beobachtung
hier. Was sie braucht ist Ruhe und nochmals Ruhe...»
    «Das Ganze ist auch ein wenig meine Schuld»,
gestand ich. «Wie Sie wissen, war Janine heute nacht bei mir. Ich hätte sie
zurückhalten müssen. Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist, sich so in die
Nacht hinauszuflüchten! Sie hatte wohl kein Vertrauen mehr zu mir... Na ja...
Kann ich sie sehen?»
    Buard ging hinaus, um nachzufragen, und kam mit
einem Jünger Äskulaps zurück. Nein, ich könne Janine nicht sehen, man habe ihr
gerade ein Schlafmittel gegeben.
    Zusammen verließen wir die Klinik. Der Bankier
ging zu seinem Wagen, einem amerikanischen Monsterschlitten, der ziemlich
dreckig war für einen Geldsack wie Buard. Offenbar beschäftigte er keinen
Chauffeur. Irgend

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