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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Größenordnung.
    «Monsieur», sagte der Jüngere zu seinem
Vorgesetzten, indem er auf mich zeigte, «ist ein Freund von Monsieur Buard.
Seine Stimme klingt aber anders, er war’s nicht.»
    Der kleine Schlauberger! Deswegen hatte er also
die Augen geschlossen! Um eine Stimme zu identifizieren, die er wahrscheinlich
nur am Telefon gehört hatte. Man muß schon ins Département Seine-et-Marne
fahren, um solchen Leuten zu begegnen! Trotzdem kam mir das alles ziemlich
albern vor.
    Der Brigadier hob die Schultern mit den
Epauletten.
    «Meinen Sie, der läuft uns direkt in die Arme?»
    «Einmal hatte er schon Gewissensbisse, warum
sollte er nicht noch mal welche bekommen?»
    «Würde mich wundern.»
    Der Brigadier wandte sich an mich.
    «Sie sind also ein Freund von Monsieur Buard?»
    «Und von Mademoiselle Valromay. Mein Name ist
Nestor Burma. Vielleicht haben Sie schon mal von mir gehört. Ich bin
Privatdetektiv»
    Zur Unterstützung meiner Worte reichte ich ihm
freiwillig meine Papiere.
    «Entschuldigen Sie», sagte er, nachdem er sie
sich angesehen und mir wiedergegeben hatte, «aber gehört habe ich noch nicht
von Ihnen. Wissen Sie, wir leben hier wie a uf dem Lande. Aber sagen
Sie...»
    Er runzelte die Stirn.
    «...Privatdetektiv! Könnte es sein, daß Ihnen
der Unfall verdächtig vorkommt?»
    «Aber ganz und gar nicht! Daß ich Detektiv bin,
ist reiner Zufall. Genausogut könnte ich Zigarettenkippen auflesen.»
    «Wenn Sie Zigarettenkippen auflesen würden,
wären Sie kein Freund von Monsieur Buard.»
    «Da haben Sie auch wieder recht. Um wieder auf
den Unfall zurückzukommen: Wie ist das passiert?»
    «Tja... Kommen Sie, gehen wir rein. Dann erzähl
ich’s Ihnen.»
    Ich folgte den beiden in der Hoffnung, daß sie
nicht vorhatten, mich zu verprügeln. Sie sahen zwar nicht so aus, aber man kann
nie wissen...
    Wir setzten uns in ein kleines, streng
militärisch eingerichtetes Büro. Der Brigadier entschuldigte sich und ließ mich
mit seinem Untergebenen allein. Der fuhr fort, hin und wieder die Augen zu schließen,
was ihm inzwischen zur Gewohnheit geworden war. Kurz darauf kam der Brigadier
gutgelaunt wieder.
    «Der Zustand von Mademoiselle Valromay
verbessert sich von Stunde zu Stunde», verkündete er. «Ihrer übrigens auch,
Monsieur Burma», fügte er lachend hinzu. «Monsieur Buard hat am Telefon
bestätigt, daß er Sie kennt.»
    «Ihnen kann man wohl nichts vormachen, wie?» gab
ich zurück.
    «Tja, was sein muß, muß sein!»
    Nach diesem Sketch kamen wir wieder auf den
Unfall zurück. Er hatte sich im Forêt de Fontainebleau ereignet, an der
Kreuzung von Bardes, nicht weit von Samois entfernt, auf dem Weg zur Villa
Mogador. Eine verflucht gefährliche Stelle sei das. Zum Glück führen nicht
viele Leute dort entlang, aber trotzdem... Kurz und gut, schon bei normalem
Wetter tauge die Strecke nicht viel, wenn es aber regne oder geregnet habe,
könne ich mir ja vorstellen...
    Janine hatte zu dem Unfall einige Angaben machen
können. Auf dieser Kreuzung also war ihr ein Wagen entgegengekommen,
offensichtlich von einem Verkehrsrowdy gesteuert, der sie mit seinen
aufgeblendeten Scheinwerfern geblendet hatte. Der Zustand der Straße hatte den
Rest besorgt. Der kleine Sportwagen war gegen einen Baum gerast. Die Gendarmen
waren telefonisch benachrichtigt worden, wahrscheinlich von einer öffentlichen
Telefonzelle aus. Ich weiß nicht, warum die Gendarmen die Kabine vor dem
Postamt von Samois in Verdacht hatten; jedenfalls brachte sie diese Annahme
auch nicht weiter. Also, ein geheimnisvoller Anrufer hatte den Unfall gemeldet
und sofort wieder aufgelegt, bevor man ihm hatte Fragen stellen können.
    «Und Sie haben eben gedacht, ich wäre das
gewesen?» fragte ich.
    «Der Telefonanruf beweist, daß der Kerl
Gewissensbisse hatte. Mein Untergebener dachte, er könnte vielleicht so sehr
davon geplagt werden, daß er zu uns kommt. Aber lassen wir das.»
    Die Gendarmen waren zu der angegebenen Kreuzung
gefahren, um den Wahrheitsgehalt des anonymen Anrufs zu überprüfen. Janine
hatte verletzt auf dem Fahrersitz ihres demolierten Autos gelegen, ohnmächtig.
Mit Hilfe ihres Tascheninhalts hatte man sie identifiziert, Monsieur Buard — der
Brigadier konnte seinen Namen gar nicht oft genug erwähnen! — benachrichtigt
und die Verletzte in die Klinik gebracht.
    Das sei alles. Mademoiselle sei mit dem Leben
davongekommen, könne aber von Glück sprechen!
    Draußen fuhr ein Lastwagen vorbei. Der Fahrer
hupte kräftig. Der

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