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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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etwas sagte mir, daß er — Geld hin, Geld her — ein ziemlicher
Geizkragen sein müsse.
    «Da Sie mir einige Erklärungen geben wollen und
ich Sie noch einiges fragen will», sagte er, «schlage ich vor, daß wir zu mir
nach Hause fahren. Steigen Sie ein?»
    «Da drüben steht mein Wagen», erwiderte ich und
zeigte in die entsprechende Richtung.
    «Ja, natürlich. Dann ist es wohl am besten, Sie
fahren hinter mir her.»
    Ich fuhr hinter ihm her. Wie im Kino: «Folgen
Sie diesem Wagen!»
     
     
     
    Zwei riesige Zedern standen wie Wachposten
rechts und links von dem schmiedeeisernen Tor. Von den Mauerpfeilern neben dem
Tor ging eine niedrige, von Efeu überwachsene Umfassungsmauer aus. Durch das
Tor gelangte man auf einen gepflegten Plattenweg, der von einem weniger
gepflegten Rasen gesäumt wurde und zum Wohnungsgebäude führte. Villa Mogador!
Aufgrund des Namens hatte ich mir etwas im marokkanischen Stil vorgestellt.
Keine Rede davon. Schiefer und grauer Stein wirkten eher englisch. Die Villa
bestand aus einem Hochparterre, zwei Etagen und einem Dachboden. Solide,
behaglich und stattlich, mit einer Garage im selben Stil. Die Fassade war von
breiten und mehreren kleineren Fenstern durchbrochen. Topfpflanzen verschönten
die Fenstersimse. Das weitläufige Anwesen schien sich in den Wald einzufügen.
Zwischen dem riesigen Gartentor und dem Wohngebäude erstreckte sich, abgesehen
von einer Baumgruppe in der Nähe der Mauer, praktisch freies Gelände. Zwar
hatte man versucht, ein paar Rosensträucher vor eine Art Blockhütte zu setzen,
doch hatte es an Beharrlichkeit gefehlt. Auf der rechten Seite des Grundstücks
waren die Anfänge eines Versuchs zu bewundern, einen kleinen Park rund um eine
bemooste Statue herum anzulegen, die aus einem mit Seerosen und Pfeilkraut
übersäten Teich herausragte. Neben dem Teich standen Gartenmöbel unter einem
blau-weißen Sonnenschirm. Ich fragte mich (vergeblich), welches Meisterwerk der
verschiedene Paul Grillat dort hätte entstehen lassen können. Ein neues
Versailles etwa? In einer Ecke lagen ein Sand- und ein Kieshaufen,
wahrscheinlich zum Anlegen von Wegen oder Alleen gedacht. Alles lag bereit.
Doch der Landschaftsgärtner würde sich bald um einen anderen Garten kümmern
müssen: um den, der über seinem Bauch entstehen würde.
    Nacheinander hielten wir, der Bankier und ich,
vor der Villa. Eine Matrone mittleren Alters kam aus der Küche, in der Hand
eine Stange Porree.
    «Guten Tag, Monsieur», sagte sie.
    «Bringen Sie das junge Fräulein nicht mit?»
    «Nein, nicht vor einer Woche. Sie muß sich von
ihrem Unfall erholen. Vor allem braucht sie Ruhe.»
    «Natürlich, in der Klinik ist sie besser
aufgehoben als hier, wo ich allein bin. Ich kann ja nicht kochen und
gleichzeitig Krankenschwester spielen... Übrigens, ich habe mit den Traimelets
gesprochen. Hab ihnen gesagt, daß Sie Baptiste hinausgeworfen haben. Und da sie
nur deshalb gegangen sind, weil sie sich mit ihm nicht verstanden haben, gibt
es keinen Grund, warum sie nicht wieder zurückkommen sollten. Sie geben mir
morgen oder übermorgen Bescheid. Apropos Baptiste... Ich wollte Ihnen noch
sagen, M’sieur... Vielleicht kümmere ich mich um Dinge, die mich nichts
angehen, aber, na ja, wenn irgendwas ist, möchte ich nicht den Kopf hinhalten...
Also... Ich habe das Silber gezählt... Man kann ja nie wissen... Anscheinend
hat Baptiste nichts mitgenommen.»
    «Warum, zum Teufel, soll er irgend etwas
mitgenommen haben?» knurrte Buard ärgerlich.
    «Na ja... weiß ich auch nicht.»
    Ihr Chef wandte sich achselzuckend seinem Gast —
mir — zu und forderte mich auf, ihm ins Haus zu folgen.
    Dort war es hell, hübsch und luxuriös. Ein
auffallender Kontrast zu den Außenanlagen. Wir durchquerten einen Salon, der
einem Museumssaal glich. Dann gingen wir eine Treppe mit Eichengeländer hinauf
und betraten eine Mischung aus Büro und Bibliothek.
    «Setzen Sie sich», sagte Buard. «Einen Cutty
Sark ?»
    «Gerne.»
    Ich setzte mich neben ein breites,
offenstehendes Fenster. Die Sonne begann zu sinken, und der Schatten des Waldes
bedeckte bereits den halben Park. In den Bäumen zwitscherten Vögel. Tausende
von Grillen zirpten. Davon abgesehen war es still und leise, vielleicht ein
wenig zu gedämpft, wie in Watte gepackt.
    Der Hausherr öffnete die Schiebetür eines
Möbels, das aussah wie ein Aktenschrank, und zauberte alles Nötige für die
durstige Kehle hervor. Dann gab er Mutter Ravier durchs Haustelefon

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