Überraschungen,
nicht wahr? Was führt Sie her?»
«Ich brauche ein paar Informationen von Ihnen.»
«Worüber?»
«Das läßt sich nicht in zwei Worten erklären.
Kann ich reinkommen?»
«Aber natürlich, kommen Sie! Wo habe ich nur
meinen Kopf?»
Das Bibliotheks-Arbeitszimmer, bereits
Schauplatz einer Reihe von Ereignissen, erwartete uns.
«Nun?» fragte Buard. «Was für Informationen
brauchen Sie?»
«Ich habe eine Theorie ausgebrütet.»
«Betrifft es das, was in den letzten Tagen
geschehen ist?»
«Ja.»
Er wiegte den Kopf hin und her.
«Hm... Sie können wirklich nicht verheimlichen,
daß Sie Privatdetektiv sind, was? Das ist eine ganz besondere Rasse, nicht
wahr? Ich dachte, was die Ereignisse der letzten Tage angeht, hätten wir uns
geeinigt, heute nachmittag noch, zusammen mit Monsieur Durocher.»
«Schon möglich, aber es haben sich neue Fakten
ergeben.»
«Nämlich?»
«Mir ist plötzlich aufgefallen — eben heute
nachmittag, in Monsieur Durochers Büro — , daß man mich für dumm verkauft.»
«Aber, hören Sie mal? Ihnen liegt wohl noch die
Schlappe von Nîmes im Magen...»
«Mit Nîmes hat das nichts zu tun. Na ja, nicht
direkt jedenfalls. Auch nicht mit Monsieur Durocher. Ich muß gestehen, daß ich
ihn zuerst in Verdacht hatte, aber das hat sich erledigt.»
«Verdacht? Sie sind wirklich unverbesserlich!
Ich muß sagen, ich verstehe kein Wort. Oder ich verstehe nur zu gut! Sollte
Ihnen die Summe, die Sie heute erhalten haben, zu niedrig sein?»
«Das ist wirklich zu komisch!» lachte ich. «Halten
Sie mich für einen Erpresser?»
«Warum nicht?»
«Die Idee ist Ihnen aber verdammt schnell
gekommen! Man könnte meinen, Sie haben Übung darin.»
Er verfärbte sich.
«Was wollen Sie damit sagen?»
«Nichts.»
Buard kam mit schleppenden Schritten auf mich
zu. «Das ist keine Antwort. Reden Sie schon!»
«Genau deswegen bin ich hier! Womit sollen wir
beginnen, Monsieur X? Mit dem Mord an Paul Grillat oder mit dem an Bodin?»
10
Privatfriedhof,
Privathölle
Vorsichtshalber hatte ich gleichzeitig meinen
Revolver herausgeholt. Buard wich zurück.
«Burma!»
Ich lachte.
«Das hört sich so ähnlich an wie neulich nachts,
als Sie mich zu Hilfe riefen. Heute allerdings sehe ich nicht, wozu das gut
sein soll. Sie haben nichts für mich inszeniert, und wir spielen sozusagen vor
natürlicher Kulisse. Setzen wir uns doch!»
Von meiner Waffe bedroht, folgte er meiner
Aufforderung. Im Sessel schienen seine Lebensgeister wiederzukehren.
«Wieso inszeniert?» fragte er.
«Kleidungsstücke zurechtlegen, sie mit Wäsche
ausstopfen, das Bett umkippen, einen Kampf vortäuschen, mich zu Hilfe rufen und
sich dann in eine dunkle Ecke hocken, um den Blödmann niederzuschlagen, der zu
der inszenierten Kulisse stürzen und dabei genau vor dem Schraubenschlüssel in
Ihrer Hand vorbeilaufen würde. Das Spiegelbild würde schon seine Wirkung tun,
und mehr brauchte das Opfer ja auch nicht zu sehen. Gerade nur soviel, um es
vor den Schraubenschlüssel zu locken! Auch wenn Sie noch so mager sind, die
Hosenbeine sahen zu schlaff und lasch aus, wenn ich’s mir jetzt richtig
überlege! Das ist mir schon heute nachmittag in Durochers Büro aufgefallen, als
Sie auf der Sessellehne hockten und die Beine baumeln ließen. Wissen Sie, ich
habe nie so recht daran geglaubt, daß Janines Kidnapper es waren, die mich der
freundlichen Spezialbehandlung unterzogen haben. Inzwischen habe ich kapiert,
daß Sie mich in den Fluß geworfen haben. Und warum haben Sie mich in den Fluß
geworfen? Weil ich Ihrer Meinung nach etwas Belastendes herausgefunden hatte...
oder kurz davor stand. Oder weil ich ganz einfach lästig wurde. Sehen Sie,
Monsieur, Sie konnten nicht ahnen, daß Janine aus Sorge um Sie und um Paul Grillat
zu mir laufen würde. Zusammen entdeckten wir dann den Unglücklichen im Brunnen,
und so bekam ich Zugang zur Familie mit all ihren Sorgen. Von da an hing ich an
Ihnen wie Fliegenpapier. Daß Grillat mich gekannt hatte, gefiel Ihnen sicher
nicht. Sie hatten nämlich etwas zu verbergen, nicht wahr? Als sich die
Gelegenheit dazu ergab, mich aus Paris zu entfernen, hatten Sie dafür gesorgt.
Durocher, dem man vor sechs Jahren Wertpapiere geklaut hat, will einen
Privatdetektiv engagieren. Sie schlagen mich vor. Ich fahre nach Nîmes, um mich
an der Nase herumführen zu lassen. Ich übermittle das negative Ergebnis meiner
Mission telefonisch nach Paris.
, antworten Sie,
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