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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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auf. Ein merkwürdiger Ort, um ein
Verbrechen zu begehen! Tja, vielleicht konnten Sie Grillat nur dort zu fassen
kriegen. Und was die Schar der Gäste betrifft... Gut, man drängt sich; aber nur
vorne, im Saal, nicht aber im Gang zur Toilette. Und auch nicht in dem Gang,
der zu dem archäologisch so wichtigen Brunnen führt... zu dem Brunnen, von
dessen Existenz Sie zufällig erfahren haben müssen, denn Sie waren ja schon
einmal in dem Club, zusammen mit Janine und Paul. Oh, doch, es war trotzdem ein
kühnes Unterfangen, und nicht sehr schlau ausgeheckt, wenn man’s im nachhinein
bedenkt. Aber man muß nicht glauben, daß Mörder besonders schlau sind, wissen
Sie... Sie haben nur manchmal sehr viel Schwein. Sie, Monsieur, hatten zum
Beispiel welches. Das Glück war seit einiger Zeit so sehr gegen Sie gerichtet,
daß es Ihnen diesen Gefallen ruhig einmal tun konnte... für eine gewisse Weile
jedenfalls.
    Nun, Sie schaffen es irgendwie, Paul aus dem
Saal zu locken, ihn niederzuschlagen und in den Brunnen zu werfen, wo er sich
sämtliche Knochen bricht. Danach begeben Sie sich in seine Wohnung, um
nachzusehen, ob da nicht was rumliegt, was Sie belasten könnte... irgendwas...
ich weiß nicht...»
    Bis dahin hatte Buard mir schweigend zugehört,
mit seinen Gedanken scheinbar ganz woanders. Jetzt tauchte er wieder an die
Oberfläche und schnauzte mich an, allerdings mit einer Spur von Trauer in der
Stimme:
    «Wenn Sie nichts wissen, dann halten Sie doch
den Mund!»
    «Das geht nicht», erwiderte ich. «Ich heiße
Nestor. Wie der König von Pylos, der bekannt war für seine blumigen Reden. Was
gesagt werden muß, wird gesagt werden... Bei der Durchsuchung von Grillats
Wohnung hatten die Flics den Eindruck, daß ihnen jemand zuvorgekommen war...»
    «Sie erfinden, was Sie wollen, wie’s Ihnen
gerade so paßt», sagte Buard. «Was hätte ich denn bei Paul suchen sollen? Eine
Spur, die darauf hinwies, daß wir miteinander in Verbindung standen? Genau das
hat die Polizei doch gefunden: meinen Namen samt Adresse in seinen Papieren.»
    «Natürlich würden Sie so einen Hinweis nicht
vernichten, klar! Früher oder später würde die Leiche entdeckt werden, und dann
würde es zwangsläufig eine Untersuchung geben. Daß Sie sich kannten, Sie und
Paul, würde todsicher herauskommen. Und es wäre doch wirklich zu merkwürdig
gewesen, wenn man in seiner Wohnung keinen Hinweis darauf gefunden hätte.»
    «Dann bin ich wohl ein ganz schlauer Fuchs, ja?»
lachte er.
    «Hin und wieder, ja.»
    Achselzuckend begab er sich wieder auf eine
Reise in seine Phantasie. Oder in seine Privathölle. Ich fuhr mit meinen
Erklärungen fort:
    «Nachdem Sie all das erledigt haben, fahren Sie
hierher zurück. Janine hat Ihre Abwesenheit nicht bemerkt. Sie schläft...
bestimmt unter der Wirkung eines Schlafmittels. Sie wird nicht einmal von dem
Geheul geweckt, das ein Hund in der Nachbarschaft veranstaltet... falls Sie ihm
vorher nicht schon den Hals umgedreht haben, was sehr wahrscheinlich ist. Der
Hund übrigens war wohl der entscheidende Grund dafür, daß Grillat den Park
umgegraben hat. Ein Hund, der heult wie ein... Schloßhund, in der Nacht, als
der junge Mann das ausgräbt, was man das Geheimnis der Villa Mogador nennen
könnte; ein Hund, der ihm vielleicht bei seiner traurigen Arbeit hilft, warum
nicht? Und was tun Sie? Sie rächen sich an dem Kläffer! Sie mögen Hunde nicht,
stimmt’s? Haben nie einen gehabt, und das auf einem Anwesen von dieser Größe!
Tja, ein Hund scharrt gerne in der Erde... und heult zum Steinerweichen. Also:
kein Hund! Hab ich recht?»
    Buard gab keine Antwort. Ich wischte mir mit dem
Ärmel den Schweiß von der Stirn, räusperte mich und fuhr fort:
    «Wissen Sie, von welchem Hund ich spreche? Von
Brillenschlange. So hatte ihn Robert Vigoud getauft, als er ihn vor sechs
Jahren gefunden hatte, im Wald umherirrend, die Pfoten vom langen Laufen wund...
vom langen Laufen hinter dem Auto her, das sein Herrchen und sein Frauchen,
Bodin und seine Gefährtin, in den Tod gefahren hatte... in den Tod, der durch
die Forderungen des Paares, so stelle ich es mir vor, unausweichlich geworden
war. Man ließ die beiden nämlich auf ihren Anteil am Kuchen warten. Und was für
ein Kuchen war das! Fünfzig Millionen in Form von Wertpapieren der Métropolitaine, gestohlen von dem schwachen, naiven Bodin im Auftrag von Fantomas, genannt
Monsieur X. Und jetzt noch ein letzter Punkt: Wissen Sie, warum Sie seit
einiger Zeit so nervös sind?

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