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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Ihnen irgendwie aus der
Klemme zu helfen... und dafür zu sorgen, daß Janine keinen Verdacht schöpft,
niemals!»
    «Es gibt keinen Verdacht zu schöpfen, mein
Lieber.»
    Plötzlich schien er wieder zu sich zu kommen.
    «Was Sie da erzählt haben, ist nichts als dummes
Zeug. Es paßt hinten und vorne nicht zusammen.»
    «Oh, doch! Soll ich Ihr Gedächtnis ein wenig
auffrischen? Sie werden sehen, danach können Sie alle Hoffnungen begraben,
genauso wie Sie’s mit Bodin, Janines Mutter und Grillat gemacht haben.»
    Ich setzte mich bequem im Sessel zurecht,
behielt aber die Kanone im Anschlag, für den Fall, daß sich die Stimmung meines
Zuhörers im Laufe der Abrechnung schlagartig verändern sollte.
    «Nehmen wir zunächst Grillat», begann ich. «Er
macht Janines Bekanntschaft, sie gefällt ihm, er gefällt ihr, und schon gehört
der Junge praktisch zur Familie. Angesichts des verwilderten Parks hat er nur
einen Gedanken: Er will ein Kunstwerk à la Versailles daraus machen. Mindestens!
Er eröffnet Ihnen seine Pläne, die Ihnen wegen der beiden Leichen, die in einer
Ecke des Parks vor sich hin faulen, ganz und gar nicht gefallen. Sie halten Grillat
eine Weile hin, doch er hält an seiner Idee fest, und Janine bestärkt ihn
darin. Grillat meint, daß Sie die Kosten für die Arbeiten scheuen. Es ist
allgemein bekannt, daß die wohlhabendsten Leute sich am schwersten von ihrem
Geld trennen können. Daran soll es aber nicht scheitern. Er begeistert einen
seiner Freunde aus dem Flore für sein Projekt. Der Freund, ebenfalls ein
vielversprechender Landschaftsarchitekt, übernimmt es, das nötige Kapital zu
beschaffen. Er treibt einen Geldgeber auf. Grillat teilt Ihnen mit, daß alles
geregelt sei. Die Renovierung des Parks wird Sie nichts kosten. Sie widersetzen
sich jedoch immer noch, vielleicht etwas schroffer als gewöhnlich. Andere
würden darin nur einen Ausdruck von Gekränktsein erkennen. (Schließlich läßt
sich jemand wie Sie nicht sein Verhalten vorschreiben, geschweige denn, zu
etwas zwingen.) Andere. Nicht so Grillat. Er hat für so etwas einen Riecher.
Wirklich Pech, daß Sie ihm begegnet sind! Pech für Sie... und Pech für ihn.
Kurz und gut, Grillat muß sich wohl gefragt haben: jemand seinen Park anrührt?> Von dieser Frage zu der Vermutung, daß es mit
den zu tun haben könnte, ist es dann nur ein kleiner
Schritt.
    Eines Nachts kommt er auf seiner Vespa heimlich
zur Villa Mogador, bewaffnet mit einer Schaufel. Er macht sich daran, hier und
da zu graben. Vor allem da, wo er Sie manchmal hat auf und ab gehen sehen. Oder
aber es hat ihn etwas anderes ausgerechnet an genau die Stelle geführt. Er
gräbt also und stößt auf Knochen.
    Entsetzt über den grausigen Fund — er nimmt
sogleich an, daß Sie von den Leichen in Ihrem Park wissen — , macht er sich aus
dem Staub und versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen. Sei es, um mich über die
Entdeckung zu informieren, sei es, um mich um meinen Rat zu bitten. Er liebt
Janine und hofft, sie aus dem Dreck heraushalten zu können, den er aufgewühlt
hat. Doch er findet mich nicht. Den nächsten Tag über schwebt er in
Todesängsten. (Nicht ohne Grund, wie sich herausstellen sollte!) Er weiß nicht
ein noch aus, betrinkt sich. Abends dann geht er in den Club-Vert. Dort
treffen Sie ihn... mit Hilfe seines Clubausweises.
    Wahrscheinlich haben Sie den Totengräber bei der
Arbeit überrascht. Von weitem, aus dem Fenster Ihres Arbeitszimmers heraus, zum
Beispiel. Seit einiger Zeit rauben Ihre Sorgen Ihnen den Schlaf. Oder
vielleicht liegen Sie nachts auf der Lauer, weil Sie jemandem mißtrauen, der
seit kurzem bei Ihnen wohnt. Darauf werde ich später noch zu sprechen kommen.
Wie dem auch sei, Sie bemerken im Park einen Schatten, der sich einer für Sie
gefährlichen Tätigkeit widmet. Bevor Sie ihn zur Rede stellen können, ist er
verschwunden... wie ein Schatten eben. Sie sehen sich die Bescherung an und
finden eine Mitgliedskarte vom Club-Vert, ausgestellt auf den Namen Paul
Grillat. Ob sie dem Jungen beim Graben aus der Tasche gerutscht ist, oder
während er sich eilig seine Jacke übergezogen hat, spielt keine Rolle.
Jedenfalls wissen Sie jetzt, wer der neugierige Nachtarbeiter ist. Und außerdem
gestattet es Ihnen der Ausweis, an einen exklusiven Ort zu gelangen.
    Ja, ich weiß, Sie werden entgegnen: Ein
exklusiver Ort, fast menschenleer! Denn im Club-Vert halten sich stets
mindestens fünfzehn Personen pro Quadratmeter

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