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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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habe ich
begriffen... Im Grunde sagen Sie mir nichts Neues, Monsieur... gestern habe ich
begriffen, daß die ein wenig mysteriöse Sache... aber wir Notare sind an
Mysteriöses, Geheimnisvolles gewöhnt... daß also diese geheimnisvolle, aber
korrekte Sache doch irgendwie faul war.»
    «Wieso das?»
    «Mein Kanzleigehilfe hat mich darauf aufmerksam
gemacht. , hat er gesagt, nicht einen Brief, den wir unter bestimmten Bedingungen an einen gewissen
Saint-Genest schicken sollten?>»
    «Soso!» rief ich. «Bei dem Adressaten handelte
es sich um Saint-Genest? Den Chefredakteur des Espion parisien ?»
    «Ja. Sie kennen ihn offensichtlich. Sein Name
wurde kürzlich im Zusammenhang mit der unglückseligen Austro-Balkans- Affäre
genannt. Ein Prozeß wegen Diffamierung, glaube ich... Kurz und gut, der Name
Saint-Genest war meinem Gehilfen aufgefallen. Es ist kein sehr geläufiger Name...»
    «Und Saint-Genest läuft auch nicht», bemerkte
ich. «Er wartet darauf, daß arme Kerle — und manchmal auch üble Kerle — sich in
seinem Spinnennetz verfangen.»
    «Wenn ich Sie recht verstehe, dann handelt es
sich um einen Erpresser?»
    «Sie verstehen mich recht.»
    Maître Calviac legte wieder eine nachdenkliche
Schweigeminute ein.
    «Ich frage mich», sagte er schließlich, «welche
Dokumente sich in diesem Umschlag befanden. Enthüllungen über die Austro-Balkans-Añ’ire? »
    Ich dagegen fragte mich das jetzt nicht mehr.
    Ich überließ Maître Calviac seinen Gedanken und
ging in ein nahe gelegenes Bistro, um ein stärkendes Gläschen zu trinken. Ich
konnte es gebrauchen. Danach machte ich mich auf den Weg nach Samois, in der
Hoffnung, daß die schwarzen Wolken, die am Himmel aufzogen, mich unterwegs
nicht überraschen würden.
     
     
     
    Ich kam dort zu einer Zeit an, zu der alle Welt
sich nach vollbrachtem Tagewerk nach Ruhe sehnt. Manche Leute haben eben Glück.
Um Robert Vigoud aufzuspüren, das Herrchen seines Hundes, mußte ich von Pontius
zu Pilatus laufen. Ich besuchte mehrere Bistros, Restaurants und andere Lokale,
bis eine Art Tollwut in mir hochstieg. Endlich erhielt ich aber doch noch einen
sicheren Tip und trieb den Gesuchten in einer der Dorfkneipen auf, die ein
wenig abseits der Einfallsschneise lag. Es war nicht das Lokal, in dem ich ihn
das letzte Mal gesehen hatte, wütend und sturzbesoffen (ich spreche von
Vigoud!), sondern eine Spelunke ähnlichen Kalibers.
    Vigoud war aufgrund der späten Stunde der
einzige Gast und machte der Kellnerin, einer Blondine mit roten Apfelbäckchen
und üppigem Busen, mehr oder weniger eindeutige Angebote.
    Mein Wagen, der vor dem Bistro hielt, erweckte
seine Neugier. Mit einem Glas Bier in der Hand kam er heraus, um zu sehen, wer
da so spät noch ankam. Er schien nüchtern.
    «Guten Abend», sagte ich und ging auf ihn zu. «Monsieur
Vigoud, nicht wahr? Trinken wir was zusammen? Ich habe mit Ihnen zu reden.»
    «Ach, jetzt erkenne ich Sie!» rief er.
    Das war zwar keine direkte Antwort auf meine
Frage, hörte sich aber nicht besonders feindselig an.
    «Sie sind doch der Freund von dem widerlichen
Geldsack!»
    «Freund ist etwas übertrieben, und Geldsack...
Na, ich weiß nicht! Ich bin so was Ähnliches wie sein Angestellter.»
    Während wir noch so nett miteinander plauderten,
war ich in die Kneipe gegangen und hatte mich an die Theke gesetzt, direkt vor
die großzügig ausgeschnittene Bluse der Blondine. Bei dem Anblick konnte man
richtig nervös werden...
    «Angestellter?» wiederholte Robert, der neben
mir Platz genommen hatte. «Sind Sie nicht vielleicht ein Flic? Einer war
nämlich schon bei mir, um mir Fragen zu stellen. Hab grade Maryse davon
erzählt. Sieht ganz so aus, als würde ich die öffentliche Ordnung gefährden.»
    «Vergessen Sie die Flics!» riet ich ihm. «Ein
Bier? ... Zwei Bier», bestellte ich.
    Maryse stellte das Gewünschte vor uns auf die
Theke.
    «Vergessen Sie’s, sag ich Ihnen! Die haben keine
Beweise. Ich bin der einzige, der Sie gesehen hat, als Sie in Richtung Villa
Mogador gefahren sind, Sie und ihr Karabiner.»
    Es war zwar der kleine Jules, der ihn gesehen
hatte, aber zum Teufel mit den Details!
    «Was wollten Sie da, mitten in der Nacht?
Offensichtlich haben Sie Buard nicht umgebracht.»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Quatsch!» stieß er hervor.
    «Sag’s ihm ruhig, Robert», mischte sich Maryse
ein, wobei sie sich an der linken Brust kratzte. «Hast doch nichts zu
verbergen. Und M’sieur

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