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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Monsieur
Durocher aber wütend sein! Es wäre mir lieber, wenn Sie es ihm persönlich
mitteilen würden.> Ich rufe später noch mal an, und in der Zwischenzeit
reden Sie Durocher ein, daß es vielleicht besser wäre, wenn ich noch ein wenig
in der Gegend herumschnüffeln würde, bevor man die Flinte ins Korn wirft. Sie
nehmen an, daß ich das Urlaubsvergnügen gern noch etwas verlängern will. Und in
der Tat, die Verlängerung des Auftrags kommt mir sehr gelegen.»
    «Das hört sich alles ganz plausibel an»,
erwiderte Buard. «Leider bleiben einige Punkte unklar. Warum hätte ich Sie aus
Paris entfernen sollen?»
    «Für alle Fälle, Monsieur, für alle Fälle. Und
vielleicht auch, weil Paul Grillat vermutlich den Braten gerochen hatte und Sie
befürchteten, er könne sich mir anvertrauen.»
    «Und ich soll also Ihre Abwesenheit ausgenutzt
haben, um den jungen Mann umzubringen, wenn ich Sie recht verstehe?»
    «So ungefähr.»
    «Ich habe Grillat nicht umgebracht», zischte
Buard. «Außerdem spricht die Polizei von einem Unfall.»
    «Nein, er hat Selbstmord begangen», lachte ich.
«Nachdem er ein wenig im Garten gearbeitet hatte.»
    «Im Garten gearbeitet?»
    «Stellen Sie sich nicht dumm! Jawohl, im Garten
gearbeitet! Sollen wir auch ein wenig im Garten arbeiten? Oder wollen Sie
irgendein Unternehmen anrufen, damit ein Trupp von Spezialisten den Sand- oder
Kieshaufen im Park beseitigt? Sie hatten doch ohnehin nicht vor, damit Ihr
Grundstück zu verschönern, oder? Wir wollen doch mal sehen, ob wir darunter
finden, was Grillat dort gefunden hat und was wohl immer noch darunter
schlummert.»
    «Was denn?»
    «Knochen. Menschliche Knochen! Die Knochen, die
von Bodin, dem Wertpapierdieb der Métropolitaine , und seiner Komplizin,
der femme fatale, Janines Mutter, übriggeblieben sind.»
    Ich ließ ihm Zeit, meine Worte zu verdauen. Er
schwieg. Sah mich nur an. Ich weiß nicht, ob er mich noch erkannte. Auf seinen
Augen lag so etwas wie ein Schleier.
    «Wie finden Sie das?» fragte ich ihn
schließlich.
    Er schüttelte sich.
    «Sehr interessant. Fahren Sie fort.»
    «Oho!» rief ich. «Jetzt spielen Sie den Lässigen!
Steht Ihnen aber nicht. Überhaupt nicht. Lässigkeit ist nicht die Stärke eines
Menschen, der seinen Park nicht anrührt oder anrühren läßt, weil ein Teil davon
in einen Friedhof verwandelt worden ist. Lässigkeit paßt nicht zu jemandem, der
sich manchmal andächtig genau in jenen Teil des Parks zurückzieht, so wie man
an einem Grab andächtig verharrt. Hier, sehen Sie...»
    Ich warf ihm das Foto auf die Knie, das Grillat
geschossen hatte: Janine schlafend in einem Liegestuhl, und im Hintergrund
Albert Buard in Meditierhaltung. Er richtete die Augen auf das Foto. In seinem
ausgemergelten Gesicht zuckte ein Muskel.
    «Schließlich und endlich ist Lässigkeit nicht
mit dem Charakter eines Menschen zu vereinbaren, den das schlechte Gewissen
dazu treibt, die Tochter eines seiner Opfer als Patenonkel zu adoptieren. Das
ist der einzig sympathische Zug an Ihnen: Ihr schlechtes Gewissen. Sie leben schon
seit einigen Jahren mit diesem schlechten Gewissen, nicht wahr? Sie sind ein
gerissener Gangster, der leider nicht das Zeug dazu hat. Zum Totlachen!»
    Er lachte nicht, verharrte in Schweigen. Dann
brach er es mit dumpfer Stimme:
    «Ich weiß nicht, und es ist mir scheißegal!
Scheißegal ist es mir, und ich bin’s leid!»
    Erneutes Schweigen. Die Bäume draußen rauschten
im Wind. Sehr weit entfernt meldete sich schüchtern ein Donner, das Vorspiel zu
einem Gewitter. Die Nacht war hereingebrochen, das Zimmer in Halbdunkel
getaucht. Nicht nötig, eine Kerze anzuzünden. Für das, was wir zu tun hatten,
war es hell genug. Widerstand von seiten meines Gastgebers war nicht zu
befürchten. Ich wußte, daß er zusammenbrechen würde. Praktisch war er es
bereits, als er sich von Bodin und dem «Vamp» befreit hatte.
    «Ich bin’s genauso leid wie Sie», seufzte ich.
«Aber scheißegal ist es mir nicht! Was können wir da tun?»
    «Was sollen wir Ihrer Meinung nach denn tun?»
    «Ich schlage vor, wir vermeiden einen Skandal.»
    «Sieh an!» lachte er. «Sie also auch?»
    «Um mich geht es nicht.»
    «Und um wen geht es dann?»
    «Das wissen Sie ganz genau! Um Janine.»
    «Aha, um Janine! Sie haben sie gevögelt, Sie
Scheißkerl!?»
    «Nein. Manche Leute mögen mich an manchen Tagen
für blöd halten. Wenn ich mit ihr geschlafen hätte... Oh, verdammt noch mal!
Das ist doch nicht das Problem! Das Problem ist es,

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