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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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sollte,
entschied mich dagegen und machte mich auf den Weg zu ihm.
    Maître Calviac, eine Art verstaubte Mumie alter
Schule, wollte mich zuerst nicht empfangen. Doch meine Visitenkarte mit der
Berufsbezeichnung «Privatdetektiv» beseitigte alle Hindernisse. Entweder flößte
ihm mein Beruf Respekt und Vertrauen ein... oder, im Gegenteil, Furcht.
    «Ich habe allen Grund anzunehmen», begann ich,
«daß Sie in letzter Zeit geschäftlich mit einem gewissen Francis Ballu zu tun
hatten.»
    «Francis Ballu?»
    Er runzelte die Stirn und schloß die Augen. Ich
ließ ihn einen Moment lang grübeln, dann weckte ich ihn mit einem lauten
«Jawohl!» wieder auf.
    Er schreckte hoch. «Wie bitte?»
    «Ich sagte: Jawohl, Francis Ballu.»
    «Ach ja, Francis Ballu...»
    «Jawohl, Francis Ballu», wiederholte ich
sicherheitshalber noch einmal. «Ein junger Mann mit schrägem Gesicht. Ein
Rauschgiftsüchtiger.»
    «So etwas habe ich nicht unter meinen Klienten!»
protestierte der Notar. «Keine Rauschgiftsüchtigen!»
    «Und schräge Gesichter?»
    «Viele, aber keine Rauschgiftsüchtigen.»
    «Sehen Sie sich das an und sagen Sie mir, ob Sie’s
kennen.»
    Mit diesen Worten hielt ich ihm Legrands Foto
hin. Maître Calviac nahm es in seine pergamentartigen Hände und betrachtete es.
    «Nie gesehen», entschied er.
    «Und so?»
    Ich bedeckte den Schnurrbart des Großen Jo mit
meinem kleinen Finger. Übrig blieben nur noch der verschlagene Blick und die
Segelohren.
    «Ach, so sieht’s schon anders aus», sagte die
Mumie. «Ich glaube, ich kenne ihn.»
    «Unter welchem Namen?»
    «Wie, unter welchem Namen? Wechselt er sie
denn?»
    «Wie Hemden.»
    Ich dachte an das in Ballus Badezimmer und mußte
lachen.
    «Was ist daran so komisch?» fragte Maître
Calviac.
    «Nichts... Verdammt noch mal! Daran ist wirklich
nichts komisch. Überhaupt nichts! Hören Sie, Maître, der Kerl, den Sie da auf
dem Foto sehen, hat Ihre Dienste in Anspruch genommen. Worum er Sie gebeten
hat, weiß ich nicht, aber bestimmt ging es um irgendein krummes Ding. Natürlich
sind Sie an Ihre Schweigepflicht gebunden. Ich möchte jedoch, daß Sie mich
recht verstehen: Ich bin Privatdetektiv Er ist ein Gangster. Vor ungefähr einem
Monat ist er aus der Haft entlassen worden. Und jetzt gibt er sich alle
erdenkliche Mühe, so schnell wie möglich wieder dorthin zurückzukommen.»
    «Na, das ist ja wunderbar», seufzte der Notar.
«Wunderbar!»
    Er gönnte sich eine kleine Schweigeminute. Ich
respektierte seinen Wunsch. Als die Minute um war, wiederholte er: «Wunderbar!»
    «Das haben Sie jetzt schon zum drittenmal
gesagt.»
    «Wun... na schön. Trotzdem, das ist unerhört,
äußerst erstaunlich.»
    «Wenn Sie mir verraten, bei welcher Gaunerei
Legrand Sie als Komplizen benutzen wollte, schenke ich Ihnen ein
Synonymwörterbuch.»
    Er fuhr hoch.
    «Als Komplizen?»
    «Ein anderes Wort gibt es dafür leider nicht.
Legrand ist nämlich nur in dunkle Geschäfte verwickelt, müssen Sie wissen!»
    «Legrand?»
    «Ja, so heißt der Mann. Legrand, Lepetit,
Legros, Lemaigre, X...Y...Z... Der Name spielt keine Rolle. Sie kennen ihn. Er
ist in Ihre Kanzlei gekommen. Warum?»
    Der Notar gab sich einen Ruck.
    «Wegen einer Sache, die mir nicht ganz geheuer
vorkam.»
    «Sehen Sie!»
    «Die mir später erst nicht ganz geheuer
erschien, nachdem ich eine zusätzliche Information bekommen und darüber
nachgedacht hatte. Andererseits war alles ganz korrekt. Und für mich ist es das
immer noch.»
    «Das müssen Sie mir erklären.»
    «Ich weiß nicht, ob...»
    «Ich bin Detektiv», wiederholte ich und streckte
die Hand zum Telefon aus, «und der Mann, Ihr Klient, ist ein Gangster, ein Dieb
und Mörder, die ganze Palette. Sie müssen sich zwischen ihm und mir
entscheiden. Inzwischen werd ich schon mal die Polizei anrufen...»
    Zum Glück hinderte er mich daran.
    «Polizei? Hierhin? In meine Kanzlei? Sie sind
verrückt!»
    «Also?»
    «Na gut... Vor ungefähr zwei Wochen ist dieser
Mann zu mir gekommen. Er wollte Dokumente, die er als sehr wichtig bezeichnete,
bei mir deponieren. Die Dokumente befanden sich in einem versiegelten Umschlag.
, hat der Mann gesagt.
den Umschlag abschicken.> Name und Anschrift standen auf dem Umschlag, und...»
    «Haben Sie den Umschlag noch?»
    «Nein.»
    «Hat er ihn abgeholt?»
    «Ja.»
    «Wann?»
    «Vor ein paar Tagen. Und erst gestern

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