Der Partner
mittlerweile wirklich in Panik. Auch Sandy hatte nichts von ihr gehört.
Patrick wanderte zwei Tage lang auf den Straßen von Aix umher, unternahm lange, ziellose Spaziergänge, schlief gelegentlich ein paar Stunden, aß nichts, trank Cognac und starken Kaffee, rief Sandy an und ängstigte den armen Paulo mit wiederholten Anrufen. Die Stadt verlor ihren Zauber.
Allein in seinem Zimmer, gab er sich seinem Schmerz und seinem gebrochenen Herzen hin. Wenn er dann wieder allein durch die Straßen ging, verfluchte er die Frau, nach der er noch immer verrückt war.
Das Personal an der Rezeption beobachtete, wie er kam und ging. Anfangs fragte er ständig, ob jemand eine Nachricht für ihn hinterlassen hätte, aber als die Stunden und dann die Tage vergingen, nickte er ihnen kaum noch zu. Er rasierte sich nicht und wirkte erschöpft. Er trank zuviel.
Am dritten Tag checkte er aus und sagte, er kehre nach Amerika zurück. Er bat den Mann an der Rezeption, einen verschlossenen Umschlag aufzubewahren, für den Fall, dass Mademoiselle Miranda eintreffen sollte.
Patrick flog nach Rio, ohne recht zu wissen, warum. So sehr sie Rio auch liebte, es würde doch der letzte Ort sein, an dem sie sich blicken lassen würde. Sie war viel zu klug, um hierher zu kommen. Sie wusste, wo man sich verstecken konnte, wie man verschwand, wie man seine Identität änderte, wie man Geld blitzschnell transferierte und es ausgab, ohne Aufsehen zu erregen.
Sie war bei einem Meister in die Lehre gegangen. Patrick hatte sie die Kunst des Verschwindens leider nur allzugut gelehrt. Niemand würde Eva finden, es sei denn, sie wollte gefunden werden.
Er hatte eine schmerzhafte Unterredung mit Paulo, während der er ihm die gesamte Geschichte erzählte, mit allen Details. Der arme Mann brach vor seinen Augen zusammen, weinte und verfluchte ihn, weil er seine kostbare Tochter korrumpiert hätte. Die Unterredung war ein hilfloser Akt der Verzweiflung und ohne jeden erkennbaren Nutzen.
Er quartierte sich in kleinen Hotels in der Nähe ihrer Wohnung ein, wanderte durch die Straßen, schaute abermals in jedes Gesicht, aber jetzt aus ganz anderen Gründen. Er war nicht mehr die Beute, jetzt war er der Jäger, und ein völlig verzweifelter obendrein.
Er würde ihr Gesicht nicht zu sehen bekommen, denn er hatte ihr beigebracht, wie man es verbirgt.
Sein Geld ging zur Neige, und schließlich war er gezwungen, Sandy anzurufen und um ein Darlehen von fünftausend Dollar zu bitten. Sandy erklärte sich ohne Zögern dazu bereit und bot ihm sogar einen weit höheren Betrag an.
Nach einem Monat gab er auf und fuhr mit dem Bus übers Land nach Ponta Porä.
Er konnte dort sein Haus verkaufen und vielleicht auch seinen Wagen. Beide zusammen würden rund dreißigtausend US-Dollar einbringen. Vielleicht würde er sie aber auch behalten und sich einen Job suchen. Er konnte in einem Land leben, das er liebte, in einer hübschen kleinen Stadt, in der er sich zu Hause fühlte. Vielleicht konnte er als Sprachlehrer arbeiten, friedlich in der Rua Tiradentes leben, wo die Schatten sich verflüchtigt hatten, die barfüßigen Jungen aber noch immer Fußball spielend durch die heiße Straße tobten.
Wo sollte er auch sonst hingehen? Die Reise war zu Ende. Seine Vergangenheit lag hinter ihm, endlich abgeschlossen.
Bestimmt würde sie ihn eines Tages finden.
DANKSAGUNGEN
Wie immer habe ich mich bei der Niederschrift dieses Buches auf das Wissen von Freunden verlassen, und ich möchte ihnen von dieser Stelle aus dafür danken. Steve Holland, Gene McDade, Mark Lee, Buster Haie und R. Warren Moak stellten mir ihre Erfahrungen zur Verfügung und/ oder gingen auf die Suche nach vertraulichen Details. Will Denton las auch diesmal das Manuskript und sorgte dafür, daß alles Juristische stimmt.
In Brasilien wurde ich von Paulo Rocco unterstützt, meinem Verleger und Freund. Er und seine reizende Frau Angela machten mich mit ihrem geliebten Rio vertraut, der schönsten Stadt der Welt.
Wenn ich sie fragte, sagten diese Freunde mir die Wahrheit. Wie gewöhnlich gehen alle Fehler auf mein Konto.
Weitere Kostenlose Bücher