Der Partner
besessen zu kratzen. Er schlug die Beine übereinander und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er lächelte zur Decke empor, und es war ein triumphierendes Lächeln. Das Leben auf der Flucht war nun vorüber. Patrick und Danilo waren verschwunden, und die Schatten hinter ihnen hatten eine verheerende Niederlage einstecken müssen und waren vernichtet. Stephano, Aricia, Bogan und die anderen, das FBI und Parrish mit seiner jämmerlichen kleinen Anklage, alle hatten ausgespielt. Es war niemand übriggeblieben, der ihn hätte jagen können.
Die Strahlen der Sonne tasteten sich ins Zimmer, und die Wände rückten noch enger zusammen. Er duschte schnell, behandelte seine Wunden mit Salbe und wechselte die Verbände.
Er hatte seiner Mutter Enkelkinder versprochen, eine ganze Horde, sie würden den Platz von Ashley Nicole einnehmen, einem Kind, von dem sie immer noch träumte, dass sie es wiedersehen würde. Er erzählte ihr wundervolle Dinge von Eva und versprach, diese in allernächster Zukunft nach New Orleans mitzubringen. Keine definitiven Heiratspläne, aber es war unausweichlich.
Sie aßen Waffeln und Speck und tranken Kaffee auf der Veranda, während die alten Straßen zum Leben erwachten. Bevor die Nachbarn hereinschauen und sie wegen der guten Neuigkeiten beglückwünschen konnten, brachen sie zu einer langen Spazierfahrt auf. Patrick wollte, wenn auch nur kurz, seine Heimatstadt noch einmal sehen.
Um neun Uhr betraten er und seine Mutter den Laden von Robilio Brothers an der Canal Street, wo er sich neue Hosen und Hemden und eine hübsche lederne Reisetasche kaufte. Danach saßen sie eine Weile im Cafe du Monde an der Decatur Street und gingen anschließend zum Lunch in ein nahegelegenes Restaurant.
Auf dem Flughafen saßen sie eine Stunde in der Abflughalle beieinander, hielten einander bei den Händen und sprachen nur wenig. Als sein Flug aufgerufen wurde, schloss Patrick seine Mutter in die Arme und versprach, jeden Tag anzurufen. Sie wollte die neuen Enkelkinder sehen, und zwar bald, sagte sie mit einem traurigen Lächeln. Er flog nach Atlanta. Dort buchte er mit seinem legitimen Patrick-Lanigan-Pass, den Eva Sandy ausgehändigt hatte, einen Flug nach Nizza.
Er hatte Eva zuletzt vor einem Monat in Rio gesehen, während eines langen Wochenendes, wo sie praktisch jede Minute miteinander verbracht hatten. Die Jagd ging ihrem Ende entgegen, und Patrick wusste es. Es wurde Zeit.
Sie klammerten sich aneinander, während sie an den von Menschen nur so wimmelnden Stranden von Ipanema und Eeblon entlangwanderten und die glücklichen Stimmen um sie herum ignorierten.
Abends gingen sie spät aus, gingen zum Essen in ihre Lieblingsrestaurants - Antiquarius und Antonio’s -, aber beide hatten nur wenig Appetit. Wenn sie sprachen, waren ihre Sätze leise und kurz.
Lange Gespräche endeten zumeist in Tränen.
Einmal hatte sie ihn überredet, abermals zu flüchten, mit ihr zu verschwinden, solange er es noch konnte, sich in einem Schloss in Schottland zu verstecken oder in einer winzigen Wohnung in Rom, wo ihn nie jemand finden würde. Aber der Moment ging vorüber. Er hatte das Fliehen einfach satt.
Am späten Nachmittag fuhren sie mit der Seilbahn auf den Zuckerhut, um den Sonnenuntergang über Rio zu genießen. Die Aussicht auf die Stadt bei Nacht war grandios, aber unter den gegebenen Umständen nur schwer zu würdigen. Es wehte ein kühler Wind, und er drückte sie eng an sich und versprach ihr, dass sie eines Tages, wenn alles vorbei war, an genau derselben Stelle stehen, den Sonnen-Untergang beobachten und ihre Zukunft planen würden. Sie versuchte, ihm zu glauben.
Sie verabschiedeten sich an einer Straßenecke, in der Nähe ihrer Wohnung. Er küsste sie auf die Stirn und ging davon, verschwand in der Menschenmenge. Er ließ sie weinend dort stehen, weil es besser war als ein tränenreiches Abschiednehmen auf einem belebten Flughafen. Er verließ die Stadt und flog nach Westen. Bei jedem Anschlussflug wurden die Maschinen und die Flughäfen kleiner. Er traf spätabends in Ponta Porä ein, als es bereits dunkel war, fand seinen Käfer auf dem Parkplatz des Flughafens an dem Platz, an dem er ihn abgestellt hatte, und fuhr durch die still daliegenden Straßen zur Rua Tiradentes zurück, seinem bescheidenen Zuhause, wo er alle nötigen Vorbereitungen traf und dann zu warten begann.
Er rief sie jeden Tag zwischen 16 und 18 Uhr an, kodierte Anrufe unter verschiedenen Namen.
Und dann hörten seine
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