Der Pate von Bombay
mir ins Geschäft kommen wollen, dann lassen Sie's bleiben‹, hat sie zu mir gesagt. Ich habe sie gefragt, ob sie eigentlich weiß, mit wem sie redet, und da hat sie gesagt: ›Ja, Sie sind Gaitondes kleiner Bunty.‹ Ich habe sie beschimpft, und da hat sie angefangen zu lachen. Sie ist verrückt. Ich wäre am liebsten losgezogen und hätte ihr zwei Golis in den Gaand gejagt, Bhai.«
»Statt dessen hast du mich angerufen. Das ist gut, Bunty. Nie die Selbstbeherrschung verlieren.«
»Nur weil Sie gesagt haben, daß wir mit ihr ins Geschäft kommen müssen, Bhai. Ich weiß nicht, wie Badriya mit ihr zurechtgekommen ist. Ich habe ihr gesagt, daß sie Ihrem Namen den angemessenen Respekt erweisen soll, und da hat sie gesagt: ›Und wenn nicht? Dann bringt er mich um, oder wie?‹«
»Das hat sie gesagt? Und was hast du geantwortet?«
»Daß sie eine durchgeknallte Randi ist. Und dann habe ich Sie angerufen. Lassen Sie mich ihr einen Denkzettel verpassen, Bhai.«
»Gib mir ihre Telefonnummer!«
»Wollen Sie selbst mit ihr reden?«
»Nein, ich will die ganze Baracke für sie singen lassen. Gib mir die Nummer.«
Also rief ich Jojo an. Sie nahm nach dem zweiten Klingeln ab. »Haan? Bitte?« fragte sie, halb auf Hindi, halb auf englisch.
Ich antwortete auf Hindi: »Was ist denn das für eine Begrüßung?«
»Wer ist dran?«
»Ihr Baap.«
»Der ist vor Jahren gestorben, dieser Waschlappen.«
»Haben Sie denn vor gar nichts Respekt?«
»Männer sind schlimmer als Hunde. Besonders Männer, die meine Zeit verschwenden. So wie Sie.«
»Sie sollten mich lieber anhören.«
»Warum denn?«
»Wer mich wütend macht, bezahlt teuer dafür.«
Sie brach in schallendes Gelächter aus, und es war nicht gespielt, ein wildes, tiefes Lachen - als ich es hörte, mußte ich lächeln.
»Ich fasse es nicht«, sagte sie. »Was für große Worte. Das kann nur Gaitonde höchstpersönlich sein.«
»Saali«, sagte ich. »Wollen Sie in einem Straßengraben enden? Ich lasse Sie Ihr eigenes Grab ausheben, bevor ich Sie eigenhändig hineinbefördere.«
»Donnernde Worte, fürwahr«, sagte sie und prustete wieder los. Dann beruhigte sie sich und fragte: »Wollen Sie mich umbringen, Gaitonde?«
»Es wäre ein Kinderspiel.«
»Dann nur zu.«
Sie legte auf.
Ich hob den Arm, um das Handy an die Wand zu knallen, doch dann überlegte ich es mir anders. Ich drückte auf die Wahlwiederholungstaste und wartete.
»Ja? Bitte?« Sie war ganz ruhig.
»Sind Sie eigentlich vollkommen irre?«
»Viele Leute glauben das.«
»Sie können froh sein, daß Sie noch am Leben sind.«
»Das denke ich jeden Morgen.«
Ich mochte sie. Von unserer ersten Unterhaltung an, als ich das erste Mal ihre Stimme hörte, die rauh wie die eines Mannes war, mochte ich sie. Sie lachte mich aus, und ich mochte sie. Trotzdem blaffte ich sie jetzt an: »Sind Sie schon immer irre gewesen? Sind Sie so auf die Welt gekommen?«
»Nein, nein, Gaitonde. Ich mußte hart arbeiten, um verrückt zu werden. Und Sie? Warum ist bei Ihnen eine Schraube locker?«
»Passen Sie auf, was Sie sagen, Saali.« Es war seltsam, ich war wütend auf sie, aber gleichzeitig amüsierte ich mich. »Meine Schrauben sitzen alle fest.«
»Ja, genau. Deshalb sitzen Sie im Gefängnis, bringen scharenweise Leute um und benehmen sich wie Hitler.«
»Seien Sie froh, daß Sie nicht hier vor mir stehen.«
»Sie können mich bestimmt auch so umbringen lassen, Sie großer Mann.« Und wieder lachte sie schallend, mit dieser verblüffenden, kernigen Heiterkeit.
»Verschwenden Sie nicht meine Zeit und meinen Strom«, sagte ich. »Bunty hat mir gesagt, daß Sie Schwierigkeiten machen.«
»Bunty ist ein Chutiya. Ich schicke keine Mädchen ins Gefängnis. Und eine Frau, wie Sie sie wollen, würde sowieso kein Gefängnis betreten.«
»Bunty ist ein intelligenter Kerl, und er hätte auf Sie gehört, wenn Sie sich nicht aufgeführt hätten wie ... «
»Wie was?«
»Können Sie uns besorgen, was wir wollen? Einen Filmstar?«
»Vielleicht eine Fernsehschauspielerin. Aber nicht ins Gefängnis.«
»Vergessen Sie das verdammte Gefängnis.«
»Es wird einiges kosten.«
»Alles kostet etwas. Versuchen Sie nur nicht, uns zu verarschen.«
»Ich betreibe ein ehrliches Geschäft.«
»Machen Sie einen anständigen Deal mit mir, dann wird Ihr ehrliches Geschäft ordentlich anziehen.«
»Gut.«
»Und nennen Sie mich nicht noch mal Hitler. Sie haben ja keine Ahnung, wieviel ich für die ...«
»Ja, ja, Sie sind
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