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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Aktion, die meine Anwesenheit erforderte. Sie wußte, daß irgend etwas nicht stimmte, doch sie war intelligent genug, nicht nachzufragen. Sie küßte mich (wozu sie sich tief hinunterbeugen mußte) und kehrte nach Bombay zurück. Ich fuhr wieder nach Thailand und lenkte die Yacht Richtung Ko Samui. Und dann erprobte ich mich an mehreren Mädchen. Ich folgte Guru-jis Rat, nur Jungfrauen zu nehmen, und bezahlte königlich für sie. Jojo schickte mir ein Mädchen aus Andhra, ein anderes aus Kerala und eine Bengalin. Letztere war Muslimin, hatte knielange Haare und schrägstehende braune Augen. Sie war nicht so groß wie Zoya, wir waren ungefähr gleich groß. Als sie sich aufs Bett legte, bedeckte sie das Gesicht mit den Händen, und ich wurde unmittelbar hart. Und als ich mit einem letzten heftigen Stoß kam, schrie sie. In diesem Moment fiel mir der Titel zu meinem Film ein: International Dhamaka 163 . Ich lag lachend auf ihr, und gleich danach rief ich Dheeraj Ka-pur und Manu an. Sie stimmten mir zu, daß der Titel ein Knaller sei, er werde die Massen und Klassen anziehen. »Jetzt gehen wir in die vollen«, sagte Manu. »Genau wie es Ihr Titel sagt: Das wird eine internationale Explosion.« Er wußte nicht, wie recht er hatte. Bei diesen Mädchen ging ich in die vollen. Ich war bei jeder einzelnen von ihnen auf der Höhe meiner Potenz und Kompetenz und lebte das weidlich aus. Sie waren zu jung und unerfahren, um mir irgend etwas vorzuspielen. Ihre Lust war so echt wie ihre Schmerzen. Mich überfielen keine Zweifel, ich war mir meiner Sache völlig sicher.
    Ebenso sicher war ich mir allerdings, daß meine eigene Lust halbiert war. Nach wie vor jagten mir elektrisierende Schauer die Wirbelsäule hoch, erfüllte ein heißes, hohes Summen meinen Kopf, wenn ich eine schöne bengalische Novizin ungeschickt mit der Zunge meinen Lauda bearbeiten sah. Doch irgendwo in diesem Stromkreislauf zwischen oben und unten, zwischen Kopf und Weichteilen, fehlte eine Verbindung, und diese Unterbrechung dämpfte die Spannung. Ich verspürte Erregung, aber wie aus großer Ferne. Ich begriff natürlich, warum das so war. Ich war Ganesh Gaitonde, und ich war schon lang genug auf dieser Welt, hatte genug von ihr gesehen, um sie ein wenig - und mich selbst etwas mehr - zu verstehen. Ich wußte, warum ich im Umgang mit diesen Mädchen stark und selbstbewußt sein konnte: Sie waren belanglos, weder sie noch ihre Gefühle bedeuteten mir etwas. Wenn ich die Bengalin nachts nahm, sie über die Reling meiner Yacht nach hinten bog, während das Wasser gegen den Bug klatschte und der Wind die Wolken über unseren Köpfen hinwegtrieb, drängte ich in sie hinein, doch mein Herz regte sich nicht, es blieb völlig unbeteiligt.
    Zoya erschütterte mich in den Grundfesten, versetzte mich in jähe Ekstase. In ihrer Gegenwart verspürte ich eine unablässige, quälende Aufregung, ich war von einem Vibrieren, einer Spannung, einer Wärme erfüllt, die Schmerz und Lust zugleich war. War ich fern von ihr, ließ dieses Aufgewühltsein nach, doch es verschwand nie ganz. Zoya hatte mich aus dem Gleichgewicht gebracht, und dafür haßte ich sie. Doch ich liebte sie. Ich gestand es mir ein, hatte gar keine andere Wahl: Ich war in sie verliebt. Es war beschämend, daß ich in genau die Falle gegangen war, vor der ich die Jungs immer warnte, doch es ließ sich nicht leugnen. Da war dieses Wort, »Liebe«, und jetzt verstand ich, was es bedeutete. Plötzlich wollte ich all die Liebeslieder in den Filmen nicht mehr vorspulen. Nein, ich wollte mich viereinhalb Minuten lang von Ke kitni muhabbat 431 hai tumse, to paas aake to dekho davontragen lassen. In meiner Kajüte sang ich inbrünstig mit:
    Abhi na jao chhod kar, ke dil abhi bhara nahin
Abhi abhi to aai ho, bahar ban kar chayi ho.
Hawa zara mahak to le, nazar zara bahak to le
Ye shaam dhal to le zara, ye dil sambbal to le zara ...
Main thodi der jee to loon, nashe ke ghoontpee to loon
Abhi to kucch kaha nahin, abhi to kucch suna nahin
Abhi na jao ... 005
    Die Jungs bemerkten meine neue Schwäche für schwärmerisch-sentimentale Musik und machten sich ein wenig darüber lustig. Ich lachte mit ihnen, aber ich verriet nichts. Ich konnte niemandem etwas sagen - schon allein bei dem Gedanken, meine Liebe zu offenbaren, errötete und erschauerte ich wie im Fieber, wie ein lauschender kleiner Junge vor einer unerwartet sich öffnenden Tür. Ich verschloß meine Liebe in einem Bunker, hielt sie sicher versteckt. Ich sagte

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