Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
Vom Netzwerk:
den Jungs nichts, sagte Guru-ji nichts, sagte Jojo nichts. Nicht einmal Zoya sagte ich etwas. Ich schenkte ihr Diamanten, ein neues Auto und überwies ihr regelmäßig Geld.
    Ich bin mir sicher, daß sie wußte, was los war. Wir sprachen jeden Tag miteinander, selbst als sie in dem Irrsinn aus Synchronisation, Fototerminen und Interviews kurz vor der Filmpremiere von einem Ende Bombays zum anderen hetzte. Ich folgte ihr überallhin - dank ihres topmodernen pinkfarbenen Nokia-Handys, eines Geschenks von mir, das sie natürlich nur für unsere Gespräche benutzte. Sie nannte mich bei diesen Telefonaten Bill und erzählte mir von ihrem Tag, von ihren Treffen mit Zeitschriftenredakteuren und Produzenten, von ihrer Vorfreude auf die Zukunft. Ich hörte zu, gab Ratschläge und träumte mit ihr. Damals erschien alles möglich. Sogar ein größerer Lauda.
    Ich liebte Zoya so sehr, daß ich entschlossen war, mich für sie zu vergrößern. In Bangkok hätte ich einen Tigerpenis kaufen, ihn zerstampfen und zu Pillen verarbeiten lassen können, die Potenz und Ausdauer versprachen. Doch über einen derartigen Aberglauben war ich hinaus. Ich wußte, wie man seine Potenz und Ausdauer steigert: Ich aß fettarme Kost und trieb täglich Sport - ich hatte neben dem Maschinenraum einen neuen Stepper aufstellen lassen, auf dem ich jeden Tag ein hartes aerobes Training durchzog. Nein, mir ging es nur um die Größe. Und dazu konnte ich mich in unserem Zeitalter der Forschung und Entwicklung wissenschaftlicher Methoden bedienen. Ich kam inzwischen mit dem Computer besser zurecht und wußte mit Suchmaschinen umzugehen. Ich sagte den Jungs, ich wolle nicht gestört werden, machte die Tür zu und recherchierte. Zuerst hatte ich sprachliche Probleme. Als ich »Lauda« eingab, gelangte ich auf die Website einer Fluggesellschaft desselben Namens, auf die Homepage eines Autorennfahrers und schließlich auf diverse Seiten über ein Mittel namens Laudanum. Du dummer Sack, sagte ich zu meinem Spiegelbild auf dem Monitor, du mußt natürlich das englische Wort benutzen. Ich kannte es aus den Erwachsenenfilmen, die meine Jungs an Bord anschauten, von den akrobatischen Verschlingungen in diesen Streifen und den Nahaufnahmen. Ich tippte »big cock« ein. Jetzt wurden mir Dutzende von Websites aufgelistet, auf denen Bilder von riesigen Laudas in allen erdenklichen Farben gezeigt wurden. Damit konnte ich nichts anfangen. Es erforderte ein paar Minuten heftigen Nachdenkens, bis ich mich aus einem Times of India -Aritkel über Elefanten und ihre Paarungsgewohnheiten an das Wort »Penis« erinnerte. Ich versuchte es mit »Penisgröße«, was eine Auflistung von Statistiken zur durchschnittlichen Penisgröße hervorbrachte, doch weiter unten fand ich schließlich auch die Webadressen http://www.100percentpenisenlargement.com , http://www.big-penis-enlargement-size.com und http://www.better-penis.info . Schon besser.
    Und so las ich, lernte dazu und dachte nach. Ich nahm mir viele Tage Zeit für meine Entscheidung. Schließlich handelte es sich um eine Entscheidung von einiger Tragweite. Ich wollte mich umgestalten, um meine Geliebte glücklich zu machen, glücklicher. Ich informierte mich über die Physiologie des Penis. Mit Hilfe von Querschnitten wurden die unter der Oberfläche ablaufenden Mechanismen erklärt: wie das Blut in die Schwellkörper strömt und dazu führt, daß er sich aufrichtet und stark wird. Den Einsatz einer Penispumpe schloß ich wegen der offenkundig schädlichen Wirkung auf die Kapillaren frühzeitig aus, denn wenn sich der Penis im Vakuum ausdehnte, entstanden winzige Risse im Gewebe. Gewichte, dachte ich, würden funktionieren. Wenn man ein Gewebe ausreichend beschwerte, dehnte es sich. Aus meiner Kindheit kannte ich die Frauen einheimischer Stämme, deren Ohrläppchen von ihren Ohrringen in die Länge gezogen waren. Doch ich hatte diese verlängerten Ohren immer grauslich gefunden. Ein gedehnter Penis würde zwar länger, aber auch dünner sein, wie ein ausgeleiertes Stück Gummi. Nein, das kam nicht in Frage. Ich wollte Länge, aber ich wollte auch Umfang. Eine stahlharte, schlanke, unermüdliche Maschine, die Zoya lieben würde.
    Und dann fand ich Dr. Reinnes. Eine Woche nachdem ich begonnen hatte, die Penis-Websites abzugrasen, stieß ich auf http://www.scientificpenis.com . Schon allein der Name war attraktiv, ich klickte den Link sofort an. Als die Seite erschien, war ich von ihrer Schlichtheit beeindruckt. Sie kam ohne die

Weitere Kostenlose Bücher