Der Pate von Bombay
Plötzlich steht dieser verdammte Manu auf und zieht dem Amerikaner seine Bierflasche über den Schädel. Und das war einer von diesen riesigen Goras 240 , ein Kerl wie ein Lastwagen. Er hat den Kopf geschüttelt und Manu mit einem Stoß durch den ganzen Raum katapultiert. Und dann sind seine Freunde eingestiegen. Also wir auch.« Er schüttelte den Kopf. »Und das alles wegen einer blöden Hure. Dabei hat er sie noch kein einziges Mal rangenommen.«
In der Typhoon Bar gab es eine thailändische Hure, erzählten sie, die sich Debbie nannte. Vor einem halben Jahr war Manu mit den Jungs in diese Bar gegangen, und da hatte er das Mädchen zu einem Drink eingeladen und angefangen, sie auszufragen - wo sie herkomme, wie viele Geschwister sie habe, in was für einem Haus sie wohnten. Debbie war eine schlaue kleine Chhuri, sie erkannte ihre Chance und lieferte Manu Tewari genug Material für vier Tragödien: Sie erzählte ihm in sehr gebrochenem Englisch von ihrem verkrüppelten Vater, einem Bauern, ihrer schweigsamen, hart arbeitenden Mutter, dem baufälligen Holzhaus in den Hügeln über Nong Khai, ihren barfüßigen, verwurmten Geschwistern und dergleichen mehr. Und so hatte Manu diese Debbie im letzten halben Jahr, jedesmal wenn wir vor dem Patong Beach ankerten, zum Essen ausgeführt, ihr Kleider und Gürtel und Parfüms gekauft und ihr möglicherweise - auch wenn er das nicht zugab - sogar Geld gegeben, damit sie ihre kleinen Geschwister in den fernen Hügeln von Nong Khai in die Schule schicken konnte. Das alles hatte er getan, ohne ihre Berge und Täler auch nur einmal anzurühren. Aber letztlich war sie nun mal ein arbeitendes Barmädchen. Der amerikanische Matrose hatte gute Dollars für Debbies Chut, ihre Blow-jobs und das Recht hingeblättert, über beides zu reden, und so war der bullige Maderchod Manu Tewaris sozialistischem Ehrbegriff in die Quere gekommen. Und mich hatte er einen Haufen Geld gekostet.
»Dieser verdammte Schreiberling«, sagte ich. Nur ein regelbesessener Kerl wie Manu Tewari konnte ein halbes Jahr auf thailändischen Gewässern unterwegs sein, ohne ein einziges Mal ein Mädchen flachzulegen. Und so gab ich meine Anweisungen. In der folgenden Woche fuhren die Jungs wieder nach Patong und nahmen Manu Tewari mit. Nachts, als er schlief, schickten sie zwei Mädchen auf sein Zimmer. Sie waren beide siebzehn, hatten langes, seidiges schwarzes Haar, das ihnen bis zu ihrem kleinen Knackarsch reichte, und sahneweiße Brüstchen, und sie waren beide nackt, als sie in Manu Tewaris Bett schlüpften. Er wachte keuchend auf, doch sie ließen ihm keine Zeit, Fragen zu stellen, die eine steckte ihm etwas in seinen Mund, und die andere nahm etwas in ihren Mund. Sein Sozialismus scheiterte grandios, doch sein Lauda erhob sich, und so beutete er die beiden bis zum nächsten Morgen gnadenlos aus. Dann schlief er, und als er aufwachte, war er von Reue und Schuldgefühlen erfüllt und fing an, sich bei ihnen zu entschuldigen. Woraufhin die Mädchen mit ihren Chuts zu spielen begannen und ihm ihre Brustwarzen zwischen die Lippen schoben. Er stöhnte etwas, hörte jedoch auf zu reden und unterdrückte sie bis in den Abend hinein. Die schöne Debbie aus der Typhoon Bar erwähnte er danach kein einziges Mal mehr.
So muß man mit Autoren manchmal verfahren: Man muß ihnen das Maul stopfen. Sie verlieren sich dermaßen in der Sprache, in ihren Geschichten und Regeln, daß sie die einfachsten Zusammenhänge nicht mehr erkennen. Oder die schönen warmen Kurven, die man für Geld bekommt. Doch der Lauda weiß Bescheid, er spürt, was Sache ist. Man muß dem Lauda eine Chance geben.
Der Film wurde in Bombay, London, Lausanne, München, Tallinn und Sevilla gedreht. Ich schaute mir in Bangkok einmal die Woche die Muster an, kommentierte sie und gab Ratschläge, aber immer nur über Dheeraj Kapoor und Manu Tewari. Vom restlichen Filmteam wußte niemand, für wen er arbeitete, am allerwenigsten die Schauspieler. Da ich Zoya und ihre Zukunft schützen mußte, befolgten wir strengste Sicherheitsmaßnahmen. Und während ich ihr Woche um Woche zusah, wuchs meine Überzeugung, daß eine eindrucksvolle Karriere vor ihr lag. Daß sie schön war, wußte ich, aber wenn man sie auf der Leinwand sah, fühlte man sich wie ein Kind vor einem aufstrahlenden goldenen Licht. Sie war neun Meter groß, schwerelos wie ein Traum, und wenn sie lächelte, preßte es einem das Herz gegen die Wirbelsäule, so daß man wie von einer Kugel
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