Der Pate von Bombay
grellen Farben der anderen Websites aus, ohne die riesigen grün und rot aufragenden Lettern, die steile Behauptungen aufstellten. Hier gab es nur saubere schwarze Schrift auf weißem Grund. Die ganze Website war vernünftig, wohlgeordnet und sauber. Sie hatte etwas Nüchternes, wie überhaupt Dr. Reinnes' ganzer Ansatz, was sich daraus erklärte, daß er Mediziner war. Wie er auf der Website erläuterte, hatte er in Kalifornien eine ganz normale Arztpraxis. Seine Vergrößerungstechniken waren das Ergebnis jahrelanger Forschung und Erfahrung und basierten auf einem tiefgreifenden wissenschaftlichen Verständnis der Funktionen des menschlichen Körpers. Und das alles wurde im Internet sehr diskret zum lächerlichen Preis von 49,99 US-Dollar angeboten. Eine schlichte Kreditkartenzahlung verschaffte dem User Zutritt zu den zugriffsgeschützten Seiten, auf denen die Reinnes-Methode vorgestellt wurde, und eröffnete ihm den Weg zu einem besseren Selbst.
Ich hatte sechs jeweils auf einen anderen Namen ausgestellte Kreditkarten und wählte meine VISA-Platin-Karte, die unter dem Namen Jerry Gallant einer belgischen Postfachadresse zugeordnet war. Was waren schon 49,99 US-Dollar für ein solches Wissen? Nach zwei Minuten Tippen hatte ich Zugang zu der Website. Ich überflog die mehrfarbigen Diagramme und die Ratschläge zu Hormonstörungen und zu gesunder Ernährung. Ich war nicht krank, und meine Eiweißzufuhr war bereits ausgewogen. Ich wollte nur Größe. Das Geheimnis dazu lautete: Mehr Blut in die Arterien des Penis pumpen. Dies erreichte man durch ein tägliches Trainingsprogramm. Man begann mit einer heißen Kompresse, einem in heißes Wasser getauchten und dann um den Penis gewickelten Handtuch, gefolgt von der Hauptübung, für die man Daumen und Zeigefinger zu einem Ring zusammenlegte und dann eine melkende Bewegung von der Wurzel des leicht eingeölten Penis zu seiner Spitze machte. Ich versuchte das gleich vor dem Computer, das Melken, meine ich, nicht das heiße Handtuch. Ja, es stimmte: Wenn man den Finger-Ring über die gesamte Länge des halb erigierten Penis hochzog, konnte man sehen, wie das Blut in die Spitze gedrückt wurde. Es gab auch andere Übungen, eine für die Länge, bei der man zog, und eine Beckenbodenübung für die Ausdauer. Mir leuchtete das Verfahren ein, ich erkannte seine physiologische Grundlage, die Logik der Abfolge. Natürlich konnte man den Penis genau wie jeden anderen Muskel im Körper trainieren, ihn stark und groß machen. Dr. Reinnes' Geniestreich bestand darin, daß er einem ein System an die Hand gab. Ich druckte mir die Tabellen aus, in die man täglich seine Erfolge eintragen konnte, bis hin zur »Fortgeschrittenen«-Rubrik ein halbes Jahr und viele Zentimeter später. Ich begann noch am selben Abend.
Nach siebenundvierzig Tagen regelmäßigen und ausdauernden Penistrainings verzeichnete ich einen Zuwachs von anderthalb Zentimetern. Zoya kam mich vier Tage vor dem Filmstart von International Dhamaka in Singapur besuchen. Es war notgedrungen nur eine Stippvisite, sie kam am Donnerstagmorgen und mußte abends schon wieder fliegen. Ihren Besuch in der Stadt geheimzuhalten war inzwischen nicht mehr möglich, denn die Stewardessen wußten, wer sie war, und mehrere kleine Mädchen kamen in den First-Class-Bereich und baten um ein Autogramm. Die offizielle Version lautete daher, sie sei in die Stadt gekommen, um vor der Premiere noch ein wenig shoppen zu gehen, ein paar Kleider und Schmuck zu kaufen. Wir brachten sie im Ritz-Carlton unter, von wo aus sie mit einem Privataufzug zu einer wartenden Limousine herunterkam. Vom Wagen aus rief sie mich an: »Ich bin unterwegs, Saab.«
Sie war respektvoll wie immer, ging verantwortlich mit meiner Zeit und meinen Gefühlen um. Ich für mein Teil war nervös. Ich trug einen neuen schwarzen Armani-Anzug und ein maßgeschneidertes goldenes Hemd. Meine Schuhe waren auf Hochglanz poliert, und meine Fingernägel waren sauber manikürt. Ich saß in einem Sessel mit Blick auf die Tür und war alles andere als entspannt. Ich trank Evian aus einem Glas und wußte, daß ich eine lächerliche Figur abgab. Ich hörte Zoya die Treppe heraufkommen. Ich erhob mich. Die Tür ging schwungvoll auf, sie kam herein, warf ihren Kapuzenmantel ab und schüttelte ihre wallende Mähne zurück. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf eine rehbraune Hose und ein knappes Oberteil, dann stürmte sie auf mich zu. In ihrer heftigen Umarmung, dem Balsam ihrer Brüste
Weitere Kostenlose Bücher