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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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wie sie um ein Gespräch mit Parulkar gebeten hatte, weil Suleiman Isa neuerdings Hemmungen habe, mit Parulkar zu sprechen, daß sie Verständnis hätten für Parulkars heikle Position unter der neuen Regierung, daß es jedoch dringenden Gesprächsbedarf gebe. »Es sei eine Geldangelegenheit, sagt sie, über die Suleiman Isa mit Ihnen reden will.«
    »Dieser Bastard. Ich habe denen immer einwandfreie Abrechnungen vorgelegt.«
    »Natürlich, Sir.«
    Hinter dem Gebäude war ein Trupp Arbeiter mit der Renovierung des Hanuman-Tempels beschäftigt. In Banians und blau gestreiften Unterhosen kletterten sie über die weiße Kuppel. Parulkar schaute zu ihnen hinüber und kratzte sich an der Nase. »Hast du eine Idee?« fragte er.
    »Möchten Sie mit Suleiman Isa sprechen, Sir?«
    »Suleiman Isa ist ein Exzentriker. Nach all den Jahren im Ausland ist er inzwischen regelrecht verrückt. Aber ich rede besser mit ihm und kläre die Sache, was immer da bei ihm durcheinandergeht. Dann ist der Fall erledigt, bas, verstehst du? Man muß ihn nicht noch mißtrauischer machen, als er sowieso schon ist. Gut, also, ich rede mit ihm. Über ein neues Telefon, das ihm fünf Minuten vor dem Gespräch in Karatschi persönlich übergeben wird. Mein Mittelsmann bleibt bei ihm, bis er gewählt hat, dann bestätigt er mir, daß die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten wurden. Die Frage ist nur noch, wo ich den Anruf entgegennehme.«
    »Ja, Sir. Ich überlege gerade. Haben Sie noch vor, am Donnerstag nach Pune zu fahren?« Parulkar hatte für den Tag ein Treffen mit einem höheren Polizeibeamten in Pune geplant.
    »Ja.«
    »Sie könnten doch nach dem Mittagessen in unser Haus dort kommen. Geben Sie Ihren Leuten erst im letzten Moment Bescheid, und sagen Sie nur, Sie wollen Ma besuchen. Ich werde auch dasein, ich komme dann am Vormittag hin. Um Viertel vor drei rufe ich von meinem Handy aus Iffat-bibi an und sage ihr, daß Suleiman Isa Ma um drei unter ihrer Festnetznummer anrufen soll. Er soll nach mir fragen, ich gebe Ihnen dann das Telefon. Kein Problem, kein Wirbel und Sicherheit auf beiden Seiten. Und Sie können reden.«
    Parulkar stellte seine Teetasse hin und wischte sich die Hände an einer Serviette ab. Er strich sich das kurzgeschnittene Haar über den Ohren zurück, eine Geste, die er sich als junger Mann zugelegt haben mußte. Sie erinnerte Sartaj an einen Filmstar der fünfziger Jahre, aber er wußte nicht, an welchen. Parulkar nickte. »Gibt es dort nur das eine Telefon?«
    »Ja, Sir.«
    »Und nur Ihre Ma benutzt es?«
    »Ja, Sir. Ich selbst benutze es auch nicht mehr, Sir, seit ich das Handy habe. Damit telefoniert man billiger als übers Festnetz. Aber Ma mag keine Handys, Sir. Die sind zu klein und haben zu viele Tasten, sagt sie.« Sartaj merkte plötzlich, daß er zu oft »Sir« sagte. Beruhige dich, ermahnte er sich. Schau dem Mann in die Augen, aber starr ihn nicht an. Trink deinen Tee. Ohne daß die Tasse zittert.
    »Gut«, sagte Parulkar. Er traf alle seine Entscheidungen so abrupt. Er wog die Alternativen ab, er dachte möglichst viele Schritte voraus, dann schlug er zu. Er besaß den Mut, das Vertrauen und die Siegesgewißheit eines guten Glücksspielers. »Gut. Aber sag Iffat-bibi, daß der Anruf Punkt drei erfolgen muß. Zwei Minuten später, und ich bin nicht mehr da. Und wir werden uns kurz fassen. Maximal zehn Minuten.«
    »Ja, Sir.«
    »Und Suleiman Isa darf während des Gesprächs meinen Namen nicht nennen und seinen auch nicht.«
    »Ich sag's ihr, Sir.«
    »Ja. Shabash, Sartaj. Bringen wir's hinter uns. Und sag deiner Mutter nicht, daß ich komme. Ich will sie überraschen.«
    »Natürlich, Sir.« Sartaj stand auf und salutierte. Sein T-Shirt klebte ihm am Rücken. Der Schweißfleck mußte riesig sein, trotz der surrenden Klimaanlage. Er schob ungeschickt seinen Stuhl zur Seite und ging rückwärts zur Tür. Als er fast dort angelangt war, sagte Parulkar: »Sartaj?«
    »Ja, Sir?«
    »Du siehst so müde aus. Was ist los?«
    »Der Alarm aus Delhi, Sir. Wir sind die ganze Zeit nur am Herumrennen.«
    »Alles Unsinn. Diese Informationen sind viel zu vage, niemand weiß etwas Genaues. Das ist alles absolut lächerlich. Es gibt keine Bombe. Ruh dich aus.«
    »Ja, Sir.«
    Draußen nickte Sartaj Parulkars Bodyguards zu und ging die Treppe hinunter. Am liebsten hätte er sich auf eine Bank gesetzt, bis seine Beine aufhörten zu zittern, aber er schaffte es nach unten und ging weiter, aus dem Gebäude hinaus, an den

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