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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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in denen er stichwortartig festgehalten hatte, was nur er erledigen konnte und was er auch schnellstens erledigen musste. Und das war wahrlich mehr als genug. Eine dieser Aufgaben, die er sofort in Angriff nehmen musste, bestand darin, Boten mit einem Schreiben zu den beiden Condottieri Gualterotto da Vernio und Giovanni Bentivoglio, den Herren von Bologna, zu schicken, damit sie ihre Truppen marschbereit machten. Denn diese standen im Sold der Medici. Zwar konnten es deren Söldnertruppen im Ernstfall nicht mit der Armee des Herzogs von Urbino aufnehmen, aber trotzdem würde der Herzog erkennen müssen, dass er, Lorenzo, es bitterernst meinte mit seiner Warnung.
    Ein weiteres Schreiben musste er unverzüglich an Ludovico Gonzaga, den Markgrafen von Mantua, aufsetzen und auf den Weg bringen. Auch Gonzaga war Condottiere, jedoch weit weniger ehrgeizig als Montefeltro. Lorenzo musste sich seiner Unterstützung versichern und ihn dazu bringen, dass er mit seinen Männern unverzüglich gen Mailand marschierte, um Cicco Simonetta den Rücken zu stärken und um es dadurch dem Kanzler wie Montefeltro unmöglich zu machen, sich unter dem Vorwand zu verbinden, die kritische Lage hätte einen militärischen Pakt zwischen ihnen notwendig gemacht. Unter keinen Umständen durfte es dazu kommen, dass Montefeltro zum Beschützer Mailands wurde und dadurch der Einfluss der Medici auf die Lombardei schmälerte!
    Als er ein leises Hüsteln hinter sich vernahm, fuhr Lorenzo aus seinen Gedanken auf und drehte sich überrascht um.
    »Gibt es noch etwas zu bereden?«
    Sandro nickte. »Ich weiß, dass die gefährliche politische Lage Euch im Augenblick mehr beschäftigen muss als alles andere, aber ich möchte Euch doch einmal eindringlich ans Herz legen, Euren Bankgeschäften mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Sie bereiten mir große Sorge.«
    Lorenzo legte die Stirn in Falten. Er wollte sich jetzt nicht mit Geldgeschäften befassen. Die hatten ihn noch nie interessiert. Seiner Überzeugung nach war das die Aufgabe der Männer, in deren Händen die Leitung der Tavola und der in vielen Ländern tätigen Bank lag.
    »Ich wüsste nicht, was es da zu reden gäbe, Consigliere. Wenn es Anlass zur Sorge geben würde, hätte Francesco Sassetti mich schon längst darüber in Kenntnis gesetzt, meint Ihr nicht?« Ein leicht überheblicher Ton schwang in Lorenzos Stimme mit.
    Sandro hatte Mühe, sich seine tiefe Verachtung für Sassetti nicht anmerken zu lassen. Dabei drängte es ihn, Lorenzo endlich einmal in aller Deutlichkeit zu sagen, was für eine miserable Buchführung Sassetti sich leistete und mit welchem Leichtsinn er den Wünschen seines Herrn nachkam, unzuverlässigen Schuldnern immer wieder von Neuem hohe Kredite zu gewähren. Aber er unterließ es. Lorenzo hatte ihm schon einmal deutlich zu verstehen gegeben, dass er keine Kritik an Sassetti dulde und dass er keinen Anlass sehe, ihm sein Vertrauen zu entziehen.
    »Wie ich es vorhin schon angesprochen habe, schuldet Mailand Euch inzwischen fast hundertachtzigtausend Goldflorin«, erinnerte Sandro ihn stattdessen. »Und diese hohe Schuld ist nur zu einem Bruchteil durch die Verpfändung von Juwelen und die Abtretung der Salzsteuer gedeckt.«
    Lorenzo wedelte ungeduldig mit der Hand. »Ich weiß, aber das wird helfen, den Kanzler auf unserer Linie zu halten.«
    »Die Schulden des Mailänder Hofes machen aber nur einen Teil der hohen Kredite aus, die Eure Bank gewährt hat«, fuhr Sandro besorgt fort. »Ganz abgesehen davon, dass Eure Bankniederlassungen in Mailand, London und Brügge in arger finanzieller Bedrängnis sind, denn die Könige von England und Frankreich und der Herzog von Burgund stehen bei Euch mit enormen Beträgen in der Kreide.«
    »Nun ja«, sagte Lorenzo und zuckte mit den Achseln. »Das wird schon wieder ins Lot kommen.«
    »Aber bedenkt, dass Ihr gewissermaßen an drei Tischen gleichzeitig spielt und jedes Mal mit sehr hohem Einsatz! Wenn einer Eurer Großschuldner zahlungsunfähig wird, könnte das Fundament der Bank schwer erschüttert werden, um es vorsichtig auszudrücken«, warnte Sandro eindringlich. »Die Situation sähe anders aus, wenn wir noch als päpstliche Dipositare die Einnahmen der Kirchengelder in unseren Händen hätten und auch wie früher im Fernhandel mit Gold und Silber tätig wären, aber beide Geschäftszweige sind bedauerlicherweise weggebrochen oder werden aus mir unverständlichen Gründen nicht mehr verfolgt, sodass …«
    »Das mag ja sein«,

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