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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Turnieren schickten. Doch der Herzog hatte in seiner ebenso überheblichen wie verletzenden Antwort bedauert, leider nicht mit Pferden dienen zu können, da er seine besten schon den Pazzi überlassen habe.
    Francesco Nori schnaubte verächtlich. »Ausgerechnet den Pazzi hat er seine Pferde geschickt! Da hat der Herr von Urbino sein wahres Gesicht gezeigt! Das war ebenso unverzeihlich wie die Frechheit der Pazzi, sich auf dem Turnier mit seinen Pferden zu schmücken.«
    »Das werden wir den Pazzi nicht verzeihen, wie so manches andere auch nicht«, versicherte Lorenzo kalt.
    Und doch setzen sich die Medici mit den Pazzi immer wieder an einen Tisch, fuhr es Sandro dabei unwillkürlich durch den Kopf. Aber so war Florenz nun einmal. Weil man sich in der Stadt einfach nicht aus dem Weg gehen konnte und sich immer wieder begegnete, musste der äußere Schein der gegenseitigen Hochachtung unter allen Umständen gewahrt bleiben. Doch hinter dieser Fassade falscher Freundlichkeit lauerte die dunkle Seite von Missgunst und erbitterter Feindschaft. Und seit einigen Jahren brodelte es unter dieser scheinbar friedlich glatten Oberfläche so stark wie selten zuvor.
    »Mit ihrem Kredit an den Papst, wodurch Sixtus seinem Neffen Girolamo Riario Imola hat kaufen und uns vor der Nase wegschnappen können, haben die Pazzi Florenz einen großen Schaden zugefügt«, sagte Lorenzo indessen. »Dafür werden sie noch bezahlen!«
    Er hatte auch schon konkrete Schritte unternommen, wie er Vergeltung an den Pazzi üben wollte, und er war sich sicher, dass er das entsprechende Gesetz schon bald mithilfe seiner Parteigänger erfolgreich durchsetzen würde. Dass seine ältere Schwester Bianca mit Guglielmo de’ Pazzi, einem Neffen des Familienoberhauptes, verheiratet und er diesem sogar recht gewogen war, hatte ihn nicht einen Augenblick lang zögern lassen in seinem Vorhaben.
    Ihn wurmte jedoch, dass er keine Handhabe gegen Erzbischof Salviati hatte, dessen Einzug in Pisa er nach einem Jahr erbitterten Widerstandes doch hatte hinnehmen müssen. Zwar hatte er Sixtus dafür einige wichtige Zugeständnisse abringen können, was die Besetzung anderer hoher kirchlicher Ämter in der Republik Florenz betraf, aber das machte die Niederlage gegen Salviati bei Weitem nicht wett. Schon gar nicht, wenn er daran dachte, wie unverschämt Salviati sich verhalten hatte, als es um die jährliche Abgabe aus seiner Pfründe an Florenz gegangen war, die diesem Bankrotteur immerhin stolze viertausend Goldflorin im Jahr einbrachte. Der Erzbischof hatte ihm hundert Pfund verrotteten Fisch geschickt und ihn in dem Begleitschreiben auch noch dreist verhöhnt!
    »Sollte der Fisch Eurer Magnifizenz nicht würdig sein, nehmt hiermit meine untertänigste Entschuldigung entgegen. Aber der Fischfang ist nun mal Glückssache und Fortuna enttäuscht leider sehr oft unsere größten Herzenswünsche«, hatte seine hämische Botschaft gelautet.
    Was für ein abgefeimter, elender Intrigant und päpstlicher Speichellecker! Und zu allem Übel tanzte er auch noch nach der Pfeife der Pazzi, mit denen er über eine Tante verwandt war. Zudem hatte Jacopo de’ Pazzi, das Oberhaupt der Sippe und als Bankier seit Langem der größte Widersacher des Hauses Medici, ihm die theologische Ausbildung bezahlt.
    »Aber zuerst einmal muss dafür gesorgt werden, dass Cicco Simonetta und Herzog Montefeltro sich nicht zu nahe kommen und Gefallen aneinander finden«, sagte Lorenzo mit Nachdruck. »Deshalb wird die Warnung, die ich beiden zukommen lassen werde, deutlich ausfallen. Denn wer von Anfang an die Zügel fest in der Hand hält, muss später nicht mit der Peitsche nachhelfen! Und wir müssen darauf achten, dass unser Bündnis mit Venedig keinen Schaden nimmt. Nur so bewahren wir das Gleichgewicht gegen die Allianz, die der Papst mit dem Königreich Neapel geschmiedet hat und der sich offenbar Montefeltro anzuschließen gedenkt.«
    Danach berichtete Sandro von seiner morgendlichen Zusammenkunft mit der Signoria, die natürlich, ganz wie erwartet, alle Schritte billigte, die Seine Magnifizenz zu unternehmen gedachte. Giuliano beteiligte sich nicht mehr am Gespräch, sondern verließ schon bald den Raum. Wenig später gingen auch Agnolo della Stufa und Francesco Nori, jeder mit besonderen Aufgaben betraut, damit die drohende Krise für Florenz und das Haus Medici abgewendet werden konnte.
    Sandro dagegen blieb.
    Lorenzo bemerkte es erst gar nicht, hatte er sich doch seinen Notizen zugewandt,

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