Der Pathologe
weißhaarigen Paar in seine Limousine zu helfen, ging Jeremy auf ihn zu.
Er hatte sich das Ersatzhemd angezogen, das er an diesem Morgen mitgebracht hatte, seine Krawatte sorgfältig gebunden, seine Haare geschniegelt und sich das Gesicht gewaschen. Sein Gang und seine Haltung waren voller Autorität. Sein schwarzer Mantel aus Merinowolle und Kaschmir war offen, und er sorgte dafür, dass dem Portier der Krankenhaus-Ausweis nicht entging, den er am Aufschlag seines Jacketts befestigt hatte.
Er musste den richtigen Eindruck gemacht haben, denn der Portier lächelte ihn an, als wenn er dazugehörte. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
»Ich bin Dr. Carrier, ein Kollege von Dr. Graves am City Central Hospital. Ist er zu Hause?«
»Allerdings, seit einer Stunde. Ich sorge dafür, dass jemand Sie ankündigt. Kommen Sie mit hinein, es ist ja viel zu kalt hier draußen.«
»Danke.«
Sie betraten das Foyer, und der Portier reichte ihn weiter an den Mann hinter dem Empfang. Ein junger Bursche, angenehm, in einem marineblauen Blazer mit Goldknöpfen, Button-down-Hemd, Strickkrawatte. Sein hellblondes Haar war kurz geschnitten. K. BURNSIDE stand auf seinem goldenen Namensschild.
Er sagte: »Einen Moment, Dr. Carrier«, und griff zum Haustelefon. Hielt es an sein Ohr, legte es schließlich wieder zurück. »Das ist merkwürdig. Ich weiß, dass er im Hause ist.«
»Wieso?«
»Ich habe seinen Wagen angenommen, und er hat ihn noch nicht wieder bestellt.«
»Vielleicht hat er beschlossen, ihn selbst zu holen.«
»Hmm. Das bezweifle ich. Dr. Graves lässt uns sein Auto stets vorfahren. Warten Sie, ich rufe den Mann von der Tiefgarage an.«
Noch ein Anruf. »Nein, Doktor, der Wagen ist noch dort.«
»Hübsche Kiste«, sagte Jeremy, ein Schuss ins Blaue.
»Der Porsche oder der Navigator?«
»Beide.«
Ein Navigator.
Ein großer Geländewagen war ihm gefolgt. Perfekt zum Transportieren …
Der junge Mann grinste. »Dr. Graves weiß seine Wagen zu schätzen – tut mir Leid, möchten Sie eine Nachricht für ihn hinterlassen?«
»Nein, es ist persönlich.« Jeremy lehnte sich über die Empfangstheke. »Eigentlich ist es eine Überraschung, Mr. Burnside.«
»Kelvin. Was für eine Überraschung?«
»Können Sie diskret sein, Kelvin?«
»Das gehört zum Job, Doktor.«
»Okay, aber das muss bitte unter uns bleiben. Zumindest bis es in der Zeitung steht. Unsere Abteilung wurde soeben davon unterrichtet, dass Dr. Graves einen angesehenen Preis gewonnen hat. Den Dergraav. Für biotechnische Forschungen. Wir reden hier von einem wirklich großen Ding – eine Klasse unter dem Nobelpreis.«
»Mann, das ist ja toll.« Kelvin Burnside war in einen von Ehrfurcht ergriffenen Teenager verwandelt worden.
»Ich bin geschickt worden, um ihn zurück ins Krankenhaus zu bringen. Unter dem Vorwand, dass in seinem Labor irgendein Notfall seine Anwesenheit erfordert. Und wenn er dort ankommt, ist eine große Überraschungsparty geplant.« Jeremy blickte auf seine Uhr. »Wir haben es zeitlich perfekt abgestimmt, alle warten auf ihn … können Sie es noch mal in seiner Wohnung versuchen?«
»Kein Problem.« Kelvin wählte, wartete, schüttelte den Kopf.
»Seltsam«, sagte Jeremy. »Er kommt nach Hause, geht nicht ans Telefon – vielleicht sollten wir hochgehen und überprüfen, ob alles mit ihm in Ordnung ist.«
»Vielleicht – wissen Sie, es gibt noch eine Möglichkeit, wo er sich aufhalten könnte. Unten im zweiten Kellergeschoss. Da gibt es Lagereinheiten für die Mieter – manche unserer Leute horten tonnenweise Kram. Die Einheiten sind groß, eher wie Zimmer. Manche Mieter vermieten sie weiter, aber Dr. Graves benutzt seinen häufig.«
»Wofür?«
»Ich bin mir nicht sicher, aber er geht dort ein und aus. Ich habe einmal darüber einen Witz gemacht und gesagt: ›Was geht da unten vor sich, Doc, wissenschaftliche Experimente?‹ Er hielt das für lustig. Verdrehte die Augen und sagte so etwas wie: ›Man kann nie wissen.‹ Ich hab nur einen Spaß machen wollen, ich wusste, dass er Arzt ist, aber ich hatte keine Ahnung, dass er ein Forscher der Spitzenklasse ist. Jetzt erzählen Sie mir von diesem Preis, und ich kommen mir wegen dem Scherz ein bisschen blöd vor.«
»Machen Sie sich keine Sorgen deswegen. Augie – Dr. Graves – hat viel Sinn für Humor. Ich glaube, ich sehe mal in diesem Lagerraum nach.«
»Ich werde für Sie nachsehen.«
»Kein Grund für Sie, Ihren Posten zu verlassen«, sagte Jeremy. »Ich will ihn wirklich
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