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Der Pathologe

Der Pathologe

Titel: Der Pathologe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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seine Tochter …«
    »Ganz allein aufgezogen. Das hat sie mir erzählt. Ich bin in den Laden gekommen, als sie ihn gerade zumachen wollte. Ich nehme an, die Bücher sind jetzt in guten Händen.«
    Arthur nickte, griff erneut nach seiner Aktentasche, zog eine schwarze Samtschachtel heraus und stellte sie vor Jeremy auf den Schreibtisch.
    »Ein Geschenk?«
    »Ein kleines Zeichen unserer Wertschätzung.«
    »Wobei ›unserer‹ für den City Central Club steht? Renfrew war ein Mitglied, nicht wahr? Nach seinem Tod blieb ein Stuhl leer.«
    Arthur lächelte. Bevor Jeremy noch etwas sagen konnte, stand der alte Mann mit der Aktentasche in der Hand auf und ging mit federnden Schritten davon.
    Jeremy machte die Schachtel auf. Ihr Inneres war mit weißem Satin ausgeschlagen: eine Aussparung, die dazu bestimmt war, einen Gegenstand aufzunehmen.
    Ein langstieliger Pokal aus gehämmertem Silber.
    Jeremy nahm den Pokal heraus. Er war schwer. Darin lag ein Stück Papier. Schweres blaues Bütten, einmal gefaltet. Vertraute Schrift in schwarzer Tinte:
      
An einen jungen Akademiker und Gentleman,
     
voll Dankbarkeit, Bewunderung und in der ehrlichen Hoffnung, dass Sie unseren bescheidenen Vorschlag in Betracht ziehen werden: Ein Mensch geht dahin, ein anderer kommt hinzu. Das Leben ist flüchtig, grausam, ekstatisch, profan.
       
Wir wollen unseren kurzen Aufenthalt mit gutem Essen, wärmenden Getränken und der prickelnden Kameradschaft gleich gestimmter Seelen akzentuieren.
      
Mit aufrichtiger Zuneigung
      
Der Central Conspiracy Club
    Okay, er war nahe dran gewesen.

57
    »Sie werden dir gefallen«, sagte Angela.
    »Bist du sicher, dass du das möchtest?«
    »Es ist genau das, was ich möchte.«
    Sonntagnachmittag, ein Uhr. Gerüchteweise verlautete, dass tobende Schneestürme von Kanada heranrasten, aber draußen war es absurderweise eher wärmer geworden.
    Sie aßen in einem Lokal in Hafennähe zu Mittag. Meeresfrüchte, Krautsalat und Bier. Schöner Blick auf den See. Gerade so weit entfernt, dass man den Ölfilm auf dem Wasser nicht mehr sehen konnte. Von ihrem Tisch aus war der See Gottes Spiegel.
    Die Publicity im Zusammenhang mit Augusto Graves’ Verbrechen und seiner Beziehung zum City Central – und zu Ted Dirgrove – hatte die Krankenhausverwaltung ins Trudeln gebracht. Dirgrove hatte sich auf unbestimmte Zeit beurlauben lassen. Die charmanten jungen Frauen im Entwicklungsbüro drehten Däumchen. Die unfähigen Männer vom Sicherheitsdienst schlugen sich mit Reportern herum.
    Jeremy machte sich das Durcheinander zunutze, indem er zwei Monate bezahlten Urlaub beantragte und erhielt, zu einem Zeitpunkt seiner Wahl. Er hatte vor, ihn in Kürze anzutreten. Sobald alle Fragen der Polizei geklärt waren. Sobald die Behandlung seiner Patienten sichergestellt war.
    Er hatte außerdem auf zehn bezahlten Urlaubstagen für Angela bestanden, ohne dass ihre Bewertung als Assistenzärztin darunter litt. Er hätte noch mehr rauszuschlagen versucht, aber sie hatte gesagt: »Ich werde hier wirklich gebraucht.«
    Der Dienstplan.
    Was in Ordnung war. Er würde ein bisschen Zeit für sich haben und vielleicht auf Reisen gehen. Dazulernen. Die ersten zehn Tage – die besten Tage – würde er mit Angela verbringen, weit weg von Notfällen und Erinnerungen und den Schmerzen anderer.
    In seinem tiefsten Innern war er davon überzeugt, dass ihre Beziehung dadurch ein anderes Niveau erreichen würde.
    Angela war begeistert von der Aussicht. Heute hatte sie ihn mit einem Plan überrascht: Sie würden nach Kalifornien fliegen, sich einen Wagen mieten – ein Cabriolet – und die Küste hochfahren, nur fahren. Irgendwohin, wo die Sonne schien.
    Dann fügte sie vorsichtig hinzu:
Vielleicht können wir die letzten beiden Tage mit meiner Familie verbringen? Ich möchte, dass sie dich kennen lernen.
    »Sie werden dich über alles lieben.«
    »Davon bist du ziemlich überzeugt.«
    »Zu hundertfünfzig Prozent überzeugt. Weil
ich
dich über alles liebe, und ich bin ihre Prinzessin, die immer alles richtig macht.«
    »Du hast diese magischen Kräfte.«
    »Oh, ja.«
    »Angst einflößend«, sagte Jeremy.
    »Äußerst.« Sie lächelte. Licht wurde von dem See reflektiert und schimmerte durch ihre Locken.
    Eine wunderschöne Frau.
Hier.
    »Wirst du mit all diesen magischen Kräften fertig, du harter Bursche?«
    »Yeah.«
    Sie saßen einander gegenüber.
Zu weit
auseinander. Jeremy stand auf und zog seinen Stuhl neben ihren. Sie küsste ihn

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