Der Pathologe

dafür. Ich hatte das Spiel ziemlich gut durchschaut, ich kannte nur die Spieler nicht.«
    »Man lernt nie aus«, erwiderte Jeremy.
    »Da haben Sie Recht, Doc«, sagte Doresh. »Wenn Sie nicht mehr lernen, können Sie sich auch gleich zusammenrollen und sterben.«

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    GASTWISSENSCHAFTLER ALS
    SERIENMÖRDER IDENTIFIZIERT
    Exklusivbericht des
Clarion
       Die Polizei hat festgestellt, dass es sich bei einem aus Seattle stammenden Chirurgen und medizinischen Forscher, der im Rahmen eines einjährigen Stipendiums am City Central Hospital arbeitete, um einen Serienmörder handelt, der als verantwortlich für den Tod von mindestens fünf ortsansässigen Frauen gilt und des Mordes an bis zu drei Dutzend weiteren Frauen in aller Welt verdächtigt wird.
       Augusto Omar Graves, 40, der sowohl einen medizinischen als auch einen Doktortitel in Biotechnik vorzuweisen hatte und ein anerkannter Experte in Lasertechnologie und -chirurgie war, wurde am Donnerstagabend von einem Polizeibeamten in dem unterirdischen Lagerraum seiner luxuriösen Wohnung in einem Hochhaus am Hale Boulevard erschossen. Graves, der – wie angenommen wird – in Syrien geboren und in Brasilien und den Vereinigten Staaten aufgezogen wurde, wurde zusammen mit der Leiche seines fünften Opfers angetroffen. Dem Gerichtsmediziner zufolge war diese Frau, die vor kurzem aus Polen eingewanderte Kristina Schnurr, die im Krankenhaus als Haushälterin arbeitete, erwürgt worden.
       Man hatte Schnurr, 29, und Graves am Tag des Mordes miteinander reden sehen, und man nimmt an, dass Graves Schnurr zu einem Stelldichein gelockt, in seinem Wagen erwürgt und ihre Leiche in der Tiefgarage des Apartmenthochhauses versteckt hat. Dann fuhr er den Wagen zum Eingang des Gebäudes zurück, damit ein Portier ihn allein hineingehen sah. Graves schaffte es, Schnurrs Leiche zwei Stockwerke tiefer in einen Lagerraum zu transportieren, einen feuchten, kellerähnlichen Raum, den er in eine Sezierkammer verwandelt hatte.
       Zu Graves’ anderen Opfern gehört auch eine Krankenschwester vom City Central Hospital, Jocelyn Lee Banks, 27, die vor sechs Monaten ermordet wurde; bisher hatte man angenommen, sie wäre mit ihrem Wagen von einem Parkplatz des Krankenhauses entführt worden. Mittlerweile glaubt die Polizei, dass Graves sie unter einem Vorwand überredet hat, freiwillig mit ihm zu kommen. Außerdem ist Graves der Hauptverdächtige im Fall von drei in letzter Zeit ermordeten Prostituierten, Tyrene Mazursky, 45, Odelia Tat, 38, und Maisie Donovan, 25. Angesichts der Zeitspanne, die zwischen der Ermordung Banks’ und der der anderen Opfer lag, und der verschiedenen beruflich bedingten Reisen Graves’ besteht Grund zu der Annahme, dass er für Morde in anderen Städten verantwortlich ist.
       Graves war außerdem in die Ermordung und Verstümmelung von mindestens zwei Frauen in Kent zu einer Zeit verwickelt, als er dort Forschungen in einer Londoner Denkfabrik betrieb und für den
Guardian
 über wissenschaftliche Themen schrieb. Ermittler aus Spanien, Italien, Frankreich und Norwegen überprüfen derzeit ungelöste Mordfälle, bei denen mit chirurgischer Präzision seziert wurde und die einen Zusammenhang mit Graves’ Methodik vermuten lassen.
       Polizeichef Arlo Simmons verwies auf »zahlreiche Arbeitsstunden und erstklassige kriminologische Arbeit« als Faktoren, die zur Entdeckung von Graves’ Versteck führten.
       »Wir sind schon seit einiger Zeit an diesem Individuum interessiert«, sagte Chief Simmons. »Ich bedaure, dass wir nicht in der Lage waren, Kristina Schnurr zu retten. Trotzdem kann mit Recht behauptet werden, dass der Tod dieses Mannes das Ende einer Schreckensherrschaft bedeutet.«

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    Drei Tage nach dem Tod von Augusto Graves, mitten während eines seiner zahlreichen Versuche, eine ruhige Minute mit Angela zu verbringen, ging Jeremys Pieper los.
    Sekunden später piepste ihrer ebenfalls.
    Sie saßen in seinem Büro auf dem Boden, mit Papierservietten im Schoß und einem Hamburger in den Händen.
    Ein schrilles Duett. Sie prusteten los. Es war ihr erstes Lachen seit jener Nacht.
    »Du zuerst«, sagte er.
    Sie rief zurück. Diabetisches Koma auf Vier Ost, und ein anderer Patient hatte negativ auf Prednison-Entzug reagiert. Sie wurde stationär gebraucht.
    Sie stand auf, schlang ein Stück Pickles hinunter, faltete ihr kaum angefangenes Mittagessen wieder in die Wachspapierhülle und legte es auf seinen Schreibtisch.
    »Nimm’s doch