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Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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echter Geniestreich, Ricky, ein wirklich äußerst kluger Zug. All das Glück zusammen mit den Erinnerungen verbrennen, ich meine, hätte Ihnen eine bessere Botschaft für uns einfallen können? Immerhin von einem Psychoanalytiker. Also, darauf war ich echt nicht gefasst, hätte ich mir nicht träumen lassen – aber ich hätte doch angenommen, Sie wären aus der Erfahrung klug geworden und hätten begriffen, dass Mr. R. egal bei welchem Wettstreit ein äußerst schwieriger Gegner ist, besonders bei einem Wettstreit, der seine Handschrift trägt. Sie hätten bleiben sollen, wo Sie waren, Ricky, unter demselben Stein, unter den Sie sich verkrochen hatten. Jetzt allerdings sollten Sie lieber das Weite suchen. Und sich dann für immer verstecken. Sie können schon mal anfangen, sich irgendwo in der Ferne ein kaltes, dunkles Loch zu graben, und graben Sie nur immer hübsch weiter. Weil ich nämlich den Verdacht hege, dass diesmal nur gesicherte Fakten Mr. R. von seinem Sieg überzeugen werden. Unabweisliche Indizien … er ist ein sehr gründlicher Mensch. Hab ich mir jedenfalls sagen lassen …«
    Virgils Stimme verstummte, als hätte sie plötzlich aufgelegt. Er horchte auf ein elektronisches Zischen, bevor er die nächste Nachricht abspielte. Es war zum zweiten Mal sie.
    »Also, Ricky, ich fände es höchst bedauerlich, wenn sich das Ergebnis der ersten Runde wiederholen müsste, aber wenn Sie drauf bestehen, nun ja, Sie haben die Wahl. An was für ein Spiel hatten Sie denn gedacht, und wie lauten die Regeln? Ich werde meine
Village Voice
jetzt wohl etwas gründlicher lesen.
    Und mein Auftraggeber ist – also,
begierig
trifft die Sache wohl nicht ganz, Ricky. Leckt sich die Lefzen wie ein Hund, bevor die Jagd beginnt. Also, Ricky, wir warten auf Ihren Eröffnungszug.«
    Ricky legte den Hörer auf und sagte laut, »Den habe ich bereits gemacht.«
    Füchse und Hunde, dachte er. Denke wie ein Fuchs. Hinterlass eine Spur, damit du weißt, wo sie sind, aber halte genügend Vorsprung, damit sie dich nicht entdecken und schnappen.
    Und dann, brachte er den Gedanken zu Ende, führ sie direkt ins Gestrüpp.
     
    Am Morgen nahm Ricky die U-Bahn Richtung Norden bis zum ersten der Hotels, bei denen er sich angemeldet hatte. Er gab einem desinteressierten Portier, der hinter der Theke eine Pornozeitschrift mit dem Titel
Üppige Damen der Liebe
las, den Zimmerschlüssel zurück. Dem Mann haftete unverkennbar etwas Zwielichtiges an; dazu passten schlecht sitzende Kleider, ein pockennarbiges Gesicht und eine hässliche Narbe an der Lippe. Die ideale Besetzung für den Posten in diesem Etablissement. Der Mann nahm den Schlüssel fast ohne ein Wort und vertiefte sich wieder in die Leibesfülle, die in so glühenden Farben detailreich vor ihm ausgebreitet lag.
    »Hey«, sagte Ricky und konnte einen Bruchteil seiner Aufmerksamkeit auf sich lenken. »Hören Sie, möglicherweise wird ein Mann mit einem Päckchen nach mir fragen.«
    Der Portier nickte, war aber immer noch nicht bereit, sich von den Geschöpfen loszureißen, die sich in der Zeitschrift tummelten.
    »Das Päckchen ist wichtig«, beharrte Ricky.
    »Klar«, sagte der Portier, eine Antwort, die nicht allzu weitdavon entfernt war, Rickys Feststellung gänzlich zu ignorieren.
    Ricky lächelte. Für das, was ihm vorschwebte, hätte er sich keine bessere Unterhaltung denken können. Er sah sich um, stellte fest, dass sie in der tristen, schäbigen Lobby alleine waren, griff dann in seine Jackentasche und zog seine halbautomatische Pistole, um mit einem unverwechselbaren Geräusch durchzuladen.
    Der Portier sah mit einem Ruck und leicht erstauntem Blick zu ihm auf.
    Ricky grinste böse. »Du kennst das Geräusch, oder, Arschloch?«
    Der Portier ließ die Hände vor sich auf der Theke liegen.
    »Vielleicht schenken Sie mir jetzt Ihre Aufmerksamkeit?«, fragte Ricky.
    »Ich bin ganz Ohr«, erwiderte der Mann.
    Ricky vermutete, dass er nicht zum ersten Mal beraubt oder bedroht wurde.
    »Also, versuchen wir’s noch einmal«, sagte Ricky. »Ein Mann mit einem Päckchen. Für mich. Falls er kommt und nach mir fragt, geben Sie ihm diese Nummer. Nehmen Sie diesen Bleistift und schreiben Sie: 212-555-2798. Unter der kann er mich erreichen. Haben Sie das?«
    »Ja.«
    »Lassen Sie sich einen Fünfziger dafür geben«, sagte Ricky, »vielleicht auch einen Hunderter. Das ist es wert.«
    Der Mann sah ihn verdrießlich an, nickte jedoch. »Und wenn ich nicht da bin?«
    »Wenn Sie den Hunderter

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