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Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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nicht irgendwie in einem Bericht festhalten?«
    »Wollen Sie eine förmliche polizeiliche Meldung machen?« Ricky nahm die Kommissarin fest ins Visier. »Sollte ich? Was passiert dann?«
    »Ich gebe sie an meinen Vorgesetzten weiter, der sie für verrückt halten wird und durch die bürokratische Mühle schickt, und in ein paar Tagen bekommen Sie einen Anruf von einem anderen Kommissar, der noch skeptischer ist als ich. Mit wem haben Sie bis jetzt über diese anderen Dinge gesprochen?«
    »Nun ja, mit den zuständigen Leuten bei den Banken und der Psychoanalytic Society …«
    »Melden die so was nicht routinemäßig dem FBI oder einer staatlichen Ermittlungsbehörde, wenn sie zu dem Schluss kommen, dass es sich um kriminelle Machenschaften handelt? Klingt mir so, als müssten Sie mit jemandem im Betrugsdezernat bei der Kripo New York reden. Wenn ich Sie wäre, würde ich vielleicht einen Privatdetektiv anheuern. Und mir einen verdammt guten Anwalt nehmen.«
    »Was muss ich tun, um die Sache der Kripo New York zu melden …?«
    »Ich gebe Ihnen einen Namen und eine Nummer.«
    »Und Sie meinen nicht, dass Sie der Sache nachgehen sollten, dass Sie den Fall Zimmerman wieder aufrollen müssen?«
    Detective Riggins kam ins Grübeln. Sie hatte sich während der Unterhaltung keine Notizen gemacht. »Möglich«, sagte sie bedacht. »Ich werde darüber nachdenken. Es ist schwer, einen Fall wieder zu eröffnen, wenn er einmal offiziell abgeschlossen ist.«
    »Aber nicht unmöglich.«
    »Schwierig, aber nicht unmöglich.«
    »Können Sie sich von Ihrem Vorgesetzten eine entsprechende Vollmacht einholen …«, fing Ricky an.
    »Ich glaube nicht, dass ich das schon an dieser Stelle tun möchte«, sagte die Polizistin. »Hab ich meinem Vorgesetzten erst gesagt, dass es ein offizielles Problem gibt, trete ich eine bürokratische Lawine los. Ich denke, ich werde einfach selber ein bisschen herumschnüffeln. Vielleicht. Wissen Sie was, Doktor, wie wär’s, wenn ich mir erst mal selber ein paar Dinge genauer anschaue und mich dann wieder bei Ihnen melde? Zumindest kann ich den Computer überprüfen, den Zimmerman in seinem Schlafzimmer hatte. Vielleicht finde ich ja eine Zeitangabe bei der Datei mit dem Abschiedsbrief. Ich mach mich heute Abend oder morgen dran. Wie finden Sie das?«
    »Gut«, sagte Ricky, »besser heute Abend als morgen. Ich stehe unter einem gewissen Zeitdruck. Und gleichzeitig könnten Sie mir Namen und Nummer der richtigen Leute bei der Kripo New York geben …«
    Das schien ein vernünftiges Arrangement zu sein. Die Polizistin nickte. Es erfüllte Ricky mit Genugtuung, dass der leicht spöttische, sarkastische Ton aus ihrer Stimme gewichen war, seit ihr schwante, dass sie den Fall vielleicht vermasselt hatte. Selbst wenn sie auch nur entfernt an diese Möglichkeit dachte, war ein fälschlich als Selbstmord eingestufter Mord ineiner Welt, in der Beförderungen und Gehaltserhöhungen so eng an den erfolgreichen Abschluss von Ermittlungen geknüpft waren, der schiere Albtraum des Bürokraten. »… Ich erwarte Ihren Anruf so bald wie möglich«, sagte er.
    Dann erhob sich Ricky mit dem Gefühl, dass er gerade einen Pluspunkt für sich verbuchen konnte. Kein Siegesrausch, aber immerhin doch das Gefühl, ein bisschen weniger allein auf der Welt zu sein.
     
    Ricky nahm ein Taxi zur Met im Lincoln Center, die außer ein paar Touristen und den Leuten vom Sicherheitsdienst wie ausgestorben war. Vor den Toiletten stand, wie er wusste, eine Reihe Münztelefone. Der Vorteil dieser Fernsprecher war, dass er von dort aus einen Anruf machen konnte und zugleich jeden im Visier hatte, der vielleicht versuchte, ihm in die Oper zu folgen. Er bezweifelte, dass irgendjemand nahe genug an ihn herankam, um mitzuhören, mit wem er telefonierte.
    Die Nummer, die er für Dr. Lewis hatte, stimmte wie erwartet nicht mehr. Doch er wurde an eine andere Nummer mit einer anderen Vorwahl weiterverwiesen. Er warf fast alle Vierteldollarmünzen ein, die er noch hatte. Als er es tuten hörte, überlegte er, dass Dr. Lewis inzwischen wahrscheinlich gut über achtzig war, und er fragte sich, ob er ihm überhaupt helfen konnte. Andererseits wusste Ricky, dass er nur so einen klaren Blick auf seine Situation gewinnen konnte, und da alles, was er unternahm, einem Verzweiflungsakt gleichkam, sollte er es nicht unversucht lassen.
    Es klingelte mindestens achtmal am anderen Ende, bevor abgehoben wurde.
    »Ja?«
    »Dr. Lewis, bitte.«
    »Am

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