Der Perfekte Eroberer
Liste, die du gerade erstellst hast. Egal, wie viele Punkte du darauf stehen hast, es ist nur eine momentane Bestandsaufnahme. Also sei nicht enttäuscht, wenn du dich in einigen Bereichen sehr niedrig eingeschätzt hast.
Im Folgenden möchte ich auf die einzelnen Bereiche näher eingehen und dir konkrete Hinweise geben, wie du dich verbessern kannst.
EMOTIONEN
Emotionen sind für uns Männer ein schwieriges Thema – früher wie heute. Jahrhundertelang hat man uns beigebracht, unsere Gefühle zu unterdrücken: vor allem jene, die mit Schwäche in Verbindung gebracht wurden. Es ging für uns in erster Linie darum zu funktionieren. Wir sollten ein guter Ernährer und Beschützer der Frauen sein, in Notsituationen eine Eiche im Sturm und kein »Weichei«. In den sechziger Jahren änderten sich die Anforderungen plötzlich. Damals verlangten viele Frauen, dass wir sensibler werden, und zwangen uns damit ihre Vorstellung von einem perfekten Mann auf. Leider war dieser Mann eine Kopfgeburt.
In der heutigen Zeit sind Männer weder richtig Macho noch wirklich Waschlappen. Es fällt selbst mir schwer, eine Definition zu finden für das, was ich bei den meisten Männern beobachte. Am ehesten umschreiben könnte ich es mit den Begriffen Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, Konfliktscheu, Unselbstständigkeit und Scham. Der Mann von heute ist von allem ein bisschen, aber nichts richtig.
Mit seinen Emotionen kann er immer noch nicht besonders gut umgehen. Die meisten Männer sind passiv aggressiv. Sie fressen ihren Ärger auf die Frauen einfach in sich hinein. Irgendwann aber platzt dann die Bombe, und es kommt zu einem Wutausbruch. Ich denke hier etwa an die Männer, die zehnmal mit einer Frau essen gehen – und natürlich jedes Mal bezahlen –, die liebsten Menschen sind und dann aber irgendwann ausrasten, wenn die betreffende Frau ihnen klarmacht, dass sie an einer sexuellen Annäherung nicht das geringste Interesse hat.
Man stelle sich vor, schreibt die Paartherapeutin Ulla Rhan in ihrem Buch Fuck & Go über die Feindseligkeiten gegen Männer, die seit über zehn Jahren in der Frauenliteratur stark im Trend liegen, ein einziger Mann würde es wagen, »auch auf nur annähernd vernichtende Weise über uns Frauen herzuziehen. Es hätte seinen gesellschaftlichen Tod bedeutet! (…) Die ›gute Erziehung‹ untergrub zudem die männliche Gegenwehr. Du musst die Frau ehren und verteidigen, so war es dem ›starken Geschlecht‹ von Kindesbeinen an eingeimpft worden. (…) Sich wehren? Aber nein! Du wirst doch kein Mädchen hauen. Die sind doch schwächer als du, da wärst du ja ein Feigling! Wie hypnotisiert waren die Kerle. Ans Abtauchen dachten sie nicht, dazu waren sie vor Schreck viel zu starr. Sie saßen da wie die Pudel und machten Männchen.«
Rhan berichtet sehr eindrücklich, wie die Reaktionen jener Menschen ausfielen, die sie in der Vorbereitung für ihr Buch befragte. Während fast alle Frauen ihr Alleinsein als Folge männlicher Unzulänglichkeiten wahrnahmen, wiesen die Männer schon beim ersten Telefonkontakt ausdrücklich darauf hin, Frauen zu mögen. Sobald das Gespräch aber in die Tiefe ging, äußerten sie deutliche Kritik – manchmal sogar heftigen Zorn. Sie empörten sich
über die Ungerechtigkeit der bestehenden Rollenbilder ebenso wie über weibliche Kontrollsucht und finanzielle Ausbeutung. Zudem beklagten sie sich über die eigene Verunsicherung und zunehmende Unlust. »Sich heutzutage zu einer Frau zu bekennen«, fasst Ulla Rhan das allgemeine Fazit zusammen, »käme einer freiwilligen Versklavung gleich«.
Wir Männer haben im Laufe der Zeit immer mehr verlernt, mit unseren Emotionen auf gesunde Weise umzugehen. Viele von uns sind Dampfdrucktöpfe, die kurz vor dem Explodieren stehen. Die jüngsten Amokläufe junger Männer beweisen nicht etwa die Brutalität von Männern im Allgemeinen, sondern zeigen uns deutlich, wozu diese Ratlosigkeit im Extremfall führen kann. Statt sich mit dem Problem alleingelassener Jungen und ihrer hilflosen Aggression auseinanderzusetzen, finden Politik und Medien in populistischem Eifer schnell die sogenannten »Killerspiele« als Sündenbock. Das ist immer noch einfacher, als zu hinterfragen, wie Jungen und Männer in unserer Gesellschaft eigentlich behandelt werden.
Die Abwertung männlicher Gefühlswelten zieht sich bis in den Bereich der Erotik, wie Matthias Stiehler, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit, in seinem aktuellen
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