Der Perfekte Eroberer
gewöhnst dich an den Stress. Bei deinen ersten Gehversuchen auf diesem Weg wird dein Körper und damit auch dein Geist mit ebenjenen störenden Symptomen reagieren, die ich bereits vorgestellt habe und die du für dich herausgearbeitet hast. Je öfter du solche Übungen aber wiederholst, desto mehr gewöhnt sich dein Nervensystem daran. Dein Körper wird nicht mehr ständig mit Cortisol geflutet, die Symptome sollten zurückgehen und nach und nach ganz verschwinden. Genauso, wie auch Goethe seinen Schwindel loswurde.
Du sammelst einen Schatz an Erfahrungen. Je mehr Erfolgserlebnisse du verzeichnest, auf die du zurückblicken kannst, desto gelassener wirst du.
Du hast eine Gelegenheit, brachliegende Fertigkeiten wieder einzuüben. Wenn du dich über längere Zeit in dein Schneckenhaus zurückgezogen hast, sind beispielsweise deine Kommunikationstechniken mangels Praxiserfahrung vermutlich etwas eingerostet. Auch diese kannst du neu trainieren, indem du gezielt solche Situationen aufsuchst.
Wie du dein Konfrontationstraining gestalten kannst, werde ich dir auf den nächsten Seiten erklären.
WIE SOLLTE EIN SINNVOLLES KONFRONTATIONSTRAINING ABLAUFEN?
Eine typische Übung lässt sich in mehrere Schritte unterteilen:
Entscheide dich für den nächsten Punkt auf deiner Rangordnung immer schwierigerer Aufgaben, deine Schüchternheit zu überwinden. Wähle dazu einen Schritt, der dir noch zu bewältigen erscheint, bei dem du aber bereits Angst, Unsicherheit oder Beklemmung spürst.
Begib dich in die konkrete Situation. Sprich also eine fremde Frau an oder verabrede dich zu einem Date.
Achte dabei auf das Gefühl der Angst in dir. Lass es ruhig hochkommen, aber zieh dich deswegen nicht aus der Situation zurück. Sinn der Übung ist, dass du dieser Angst standzuhalten lernst, bis sie schwächer wird.
Nur wenn du wirklich das Gefühl hast, von dieser Angst völlig überwältigt zu werden, kann es ratsam sein, aus der Situation herauszugehen. Insbesondere solange du noch in der Anfangsphase deines Trainings bist, helfen dir völlig katastrophal verlaufende Entwicklungen nicht dabei, deine Furcht loszuwerden. Gehe dann lieber nochmal auf eine leichtere Stufe zurück.
Halte zum Schluss alles in deinen Aufzeichnungen fest. Das gilt insbesondere für die mentalen Vorgänge. Falls du in eine der berühmten Denkfallen gestolpert bist, werde dir darüber klar und überlege dir eine gesündere Sichtweise.
Früher hat man versucht, Ängste durch eine Art emotionaler Überladung zu überwinden, indem man Menschen in Extremsituationen hineingeschickt hat. Jemand, der sich vor Schlangen fürchtete, wurde demnach in einen Schlangenkäfig gesetzt, und jemanden, der Höhenangst hatte, auf die obersten Klippen eines Steilhangs. Das hat in manchen Fällen auch funktioniert. In anderen allerdings hat es das Trauma nur erst recht verstärkt. Der erwünschte Lerneffekt war also: »Wenn ich so etwas Fürchterliches unbeschadet überstanden habe, dann schrecken mich kleinere Sachen erst recht nicht mehr.« Stattdessen entstand bei den betreffenden Menschen allerdings Panik und das Gefühl: »Das war ja absolut grauenvoll, selbst etwas auch nur entfernt Ähnliches möchte ich nie wieder erleben. « Die Patienten ergriffen die Flucht und weigerten sich, neue Versuche zur Bewältigung ihrer Angst zu unternehmen.
Aus diesem Grund ist man vielfach dazu übergegangen, Menschen lieber schrittweise an ihre Ängste heranzuführen, so dass sie immer noch gut zu bewältigen sind. Man bringt die Betreffenden zunächst in den Raum mit dem Schlangenkäfig und verkürzt allmählich die Entfernung zwischen ihnen und der Schlange oder man setzt sie graduell größeren Höhen aus. Es wird also eine Art Angst-Hierarchie gebildet, die schrittweise bezwungen werden soll. Fachleute sprechen hier von »systematischer Desensibilisierung«, Laien umgangssprachlich von der »Salami-Technik«: Scheibchen für Scheibchen wird die Wurst aufgegessen. Mit diesem Vorgehen bleiben wir von größeren Verdauungsbeschwerden verschont.
Studien haben allerdings erwiesen, dass eine solche vorsichtige Strategie im therapeutischen Zusammenhang in der Regel gar nicht unbedingt notwendig ist. Man kann
also auch ohne solche Abstufungen seine Furcht in den Griff bekommen, und auch du kannst gerne darauf verzichten, wenn du magst. Manche Menschen betreten ein Schwimmbecken mit kaltem Wasser eben lieber ganz vorsichtig und Schritt für Schritt, andere springen mit einem Satz
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