Der Perfekte Eroberer
Rolle heraus und konnten in der Auseinandersetzung mit der Vortragenden aktiv werden. Das Zentrum der Aufmerksamkeit verrückte sich also von der Selbst- auf die Fremdbeobachtung, und aus Herumsitzen wurde Handeln. Als Folge davon ging die Schüchternheit zurück.
MIT WELCHEM VERHALTEN MACHST DU DIR DAS LEBEN ZUSÄTZLICH SCHWER?
Häufig greifen Schüchterne zu bestimmten Strategien, um kurzfristig den Stresspegel einer bestimmten Situation zu senken. Damit tragen sie aber langfristig zusätzlich zu ihrer Unsicherheit bei, weil sie nicht lernen, sich zu behaupten. Es ist vergleichbar damit, die Stützräder bei seinem Fahrrad nie abzunehmen oder sich als Autofahrer nie dem anfangs häufig unübersichtlichen Stadtverkehr auszusetzen. Ängstliche Menschen bleiben so auf einem niedrigeren Level ihrer Fertigkeiten, sind damit von schwierigen Situationen anhaltend überfordert und verspüren darin weiterhin Angst. Überprüfe doch einmal, ob bei dir die eine oder andere der folgenden Strategien auftaucht.
Vermeidest du soziale Situationen, in denen du unsicher werden könntest? Verzichtest du zum Beispiel darauf, eine Party zu besuchen – insbesondere wenn du bis auf den Gastgeber kaum jemanden kennst? Vermeidest du es, unbekannte Frauen anzusprechen?
Begibst du dich nur mit bestimmten Schutzmaßnahmen in eine solche Situation? Solche Maßnahmen können von Mensch zu Mensch und von Situation zu Situation sehr unterschiedlich
sein. Beim Besuch einer Party etwa gibt es folgende Möglichkeiten: Du kannst dich zum Beispiel an einen bestimmten Menschen (an den Gastgeber?) klammern, um so nicht mit Unbekannten in Kontakt treten zu müssen. Du kannst auch mehr Alkohol zu dir nehmen, als dir guttut, um dich »locker zu machen«. Möglicherweise bietest du deine Hilfe beim Servieren oder in der Küche an, nur um Gesprächen aus dem Weg gehen zu können. Und wenn du dich mit anderen Menschen unterhältst, verfällst du womöglich in einen leichten »Interview-Stil«, um den Scheinwerfer von deiner Person weg und hin auf deinen Gesprächspartner zu richten, so dass du von dir selbst nicht viel preisgeben musst. Letzeres kann auch beim Dating eine im ersten Moment entlastend wirkende Vermeidungsstrategie sein. Eine andere Strategie in diesem Bereich ist die bereits erwähnte Kumpel-Masche: Im Kontakt mit dem anderen Geschlecht nimmst du jegliche sexuelle Spannung heraus und näherst dich auf rein unverbindlich-freund-schaftlicher Ebene. Und wenn du damit wiederholt scheiterst, beklagst du dich darüber, dass Frauen offenbar nur auf »Machos« stehen.
All diese Strategien sind deshalb so beliebt, weil sie zunächst zu funktionieren scheinen: Sie nehmen den Druck aus einer Situation und senken damit den Level deiner Angst. Nur lernst du dann eben auch nicht, Unsicherheit auszuhalten, und bringst dich damit um die Erfahrung, mit der Zeit auch ohne solche Manöver mit für dich furchteinflößenden Situationen klarzukommen. Dadurch bleibt dir deine Angst im gleichen Ausmaß erhalten, wo sie sonst allmählich abnehmen würde.
Neigst du zu überzogenen Vergleichen? Die meisten von uns haben die etwas sonderbare Angewohnheit, sich mit jenen
Leuten zu vergleichen, denen es etwas oder deutlich besser geht als uns. Das gilt für verschiedene Bereiche des Lebens. Beispielsweise sehen wir, dass ein gleichaltriger Kollege es bereits in eine höhere und besser bezahlte Position geschafft hat, und werden ein wenig neidisch, statt dass wir uns mit den Abertausenden von Leuten vergleichen, die es beruflich nicht so weit geschafft haben wie wir. Prinzipiell ist dieses Nach-oben-Vergleichen gar nicht so schlimm, weil es unseren Ehrgeiz weckt und uns dazu drängt, uns zu verbessern und möglichst viel aus uns herauszuholen. Heikel wird es nur, wenn wir bei dieser Manie des Vergleichens übersteuern. Wir sehen andere Menschen, die selbstbewusst, weltgewandt und überlegen auftreten und kommen uns vor wie die letzten armen Würstchen. Wir denken, dass wir es nie schaffen werden, so souverän aufzutreten, deshalb vielleicht auf dem Partnermarkt keine Chance haben und nie jemanden abbekommen werden. Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass Schüchternheit und eine übertriebene Lust am Vergleichen Hand in Hand gehen. Überprüfe doch einmal: Kommt es öfter vor, dass du dich mit Leuten vergleichst, die du als attraktiver, klüger oder kompetenter wahrnimmst? Welche Gefühle löst das in dir aus? Belastet es dich? Ein kleines Gegenmittel
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