Der Perfekte Eroberer
(übrigens auch gegen Depressionen, wenn du glaubst, dass dein Leben katastrophaler nicht mehr werden kann): Schau dir die eine oder andere Nachmittags-Talkshow an. Und vergleiche dich dann mit den dort Auftretenden und ihr Leben mit dem deinen. Allen Ernstes, dieses Vorgehen wird inzwischen von manchen Psychologen empfohlen … Weniger radikal mag es sein, sich eben einfach nur mit der Durchschnittsperson statt mit dem angestrebten Ideal zu vergleichen.
Neigst du dazu, Dinge, die du bei dir als Mängel wahrnimmst, überzukompensieren? Bei manchen Menschen führt der Umstand, dass sie sich ihrer Schwächen nur zu bewusst sind – oder sich gar Schwächen einreden, die überhaupt nicht existieren – dazu, dass sie besonders stark nach einem vermeintlichen Ausgleich streben. Das kann sich in dem bereits erwähnten Perfektionismus äußern – einem Perfektionismus, der auch schon mal nach hinten losgeht. Beim Dating kann das nämlich so aussehen: Du redest deinen Partner nieder, nur um deine Angst nicht zeigen zu müssen, machst über alles Witze, die irgendwann längst nicht mehr lustig, sondern nur noch merkwürdig sind, und wirfst dich ständig in Pose, stellst deine intellektuelle Brillanz heraus oder prahlst mit deinen Leistungen, nur um zu zeigen, was für ein toller Hecht du bist und so deine eigenen Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle zu überdecken. Diese Methode kann man auch auf sein komplettes Leben anwenden: Männer, die keinen Erfolg bei Frauen haben, versuchen das beispielsweise häufig damit zu kompensieren, dass sie sich extrem weiterbilden und auf verschiedenen Gebieten zu wahren Experten werden. Woraufhin sie verdutzt erkennen, dass sie jetzt immer noch nicht mehr Anerkennung bekommen, sondern stattdessen als Streber oder Nerds verschrien sind.
Wenn du so in dich hineinhorchst – kommt dir dieses Verhalten bekannt vor? Wenn ja, mach dich deswegen nicht zusätzlich fertig. Sondern erkenne es einfach als Zeichen deiner Unsicherheit und lerne, entsprechende Situationen auszuhalten, ohne dass du solche Gewichte als vermeintlich notwendigen Ausgleich in die Waagschale wirfst.
WIE KANNST DU DEINE SCHÜCHTERNHEIT IN DEN GRIFF BEKOMMEN?
Menschen haben schon immer mit sozialen Ängsten zu kämpfen gehabt. Und sie haben die unterschiedlichsten Methoden entwickelt, um sie in den Griff zu bekommen. Am bekanntesten sind folgende Verfahren:
Die analytische Methode versucht zu ergründen, woher diese Ängste stammen und durch welche auslösenden Ereignisse im bisherigen Leben sie begründet wurden. Während die gewonnenen Erkenntnisse sehr erhellend und aufschlussreich sein können, lösen sie dennoch oft das Problem nicht. Man weiß jetzt, woher die Angst stammt, aber sie ist immer noch da.
Sogenannte »kognitive Therapien« sollen schädliche Denkmuster erkennen und zum Positiven umprogrammieren. Mit diesen Denkfallen haben wir uns im Lauf dieses Kapitels bereits beschäftigt. Das alleine reicht aber häufig auch noch nicht aus.
Drittens gibt es die Möglichkeit, die eigenen Fertigkeiten so zu verbessern, dass die Angst nachlässt. Eine Frau, die verschiedene effektive Kampfsportarten beherrscht, wird sich in dunklen Seitenstraßen weniger beklommen fühlen als eine Frau, die sich im Notfall nicht zur Wehr setzen kann. Ähnliche Hilfen geben wir dir in diesem Buch mit zahlreichen Tipps und Tricks. Leider sind Ängste aber in der Regel irrational, und sie halten uns davon ab, solche Techniken regelmäßig anzuwenden und zu üben.
Die vierte denkbare Maßnahme besteht in einer medikamentösen Behandlung. Informationen dazu würden jedoch den Rahmen des Buches sprengen.
Des Weiteren wurde lange Zeit eine Angstbewältigung empfohlen, bei der man sich mit Entspannungsübungen vertraut machte und dann in seiner Fantasie Situationen kreierte, die normalerweise furchtauslösend waren. Sobald man diese Furcht empfand, vertiefte man seine Entspannung, bis das Gefühl wieder verschwand. Das schien eine sehr bequeme und zudem gefahrlose Methode. Ihr Nachteil besteht neueren Untersuchungen zufolge allerdings darin, dass sie nicht funktioniert – oder zumindest nur viel zu langsam und nicht stark genug. Es handelt sich, drastisch ausgedrückt, um eine Behandlungsmethode für Weicheier, die auf dem Motto beruht: »Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.«
Kommen wir schließlich also zu der Methode, die meiner Ansicht nach – und dem Stand der Forschung zufolge – diejenige ist, die am besten
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