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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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darstellt, daß es sogar bei einem Kind angewandt werden kann.« Natürlich hing es davon ab, was man damit tat.
    Sie mußte die Stränge Faden für Faden anordnen, und zu reden schien dabei eher hilfreich als hinderlich. Zudem könnte ein zu langes Schweigen Mißtrauen wecken, wenn ihre beiden Wächter lauschten. Ihr Blick schweifte häufig zum Zelteingang. Sie wollte einige Antworten in Erfahrung bringen, die sie nicht zu teilen beabsichtigte. Antworten, die keine der Frauen, die sie befragte, bereitwillig gaben, selbst wenn sie etwas wußten. Eine der geringeren Wirkungen dieses Gewebes war, daß es ebensogut die Zunge loste und den Geist öffnete wie jedes narkotische Kraut, eine Wirkung, die schnell eintrat.
    Sie senkte ihre Stimme fast zu einem Flüstern und fuhr fort. »Rand al'Thor scheint zu glauben, er habe in der Weißen Burg Unterstützung irgendwelcher Art, Beldeine. Das ist natürlich ein Geheimnis. Die Helfer müssen im verborgenen bleiben.« Selbst ein Lauscher hätte nur hören können, daß sie sich unterhielten. »Sagt mir alles, was Ihr über sie wißt.«
    »Unterstützung?« murmelte Beldeine und runzelte die Stirn. Sie regte sich schwach, obwohl man es kaum als Bewegung bezeichnen konnte. »Für ihn? Unter den Schwestern? Das kann nicht sein. Bis auf jene von Euch, die... Wie konntet Ihr, Verin? Warum habt Ihr nicht dagegen angekämpft?«
    Verin schnalzte verärgert mit der Zunge. Aber nicht wegen des törichten Vorschlags, gegen einen Ta'veren anzukämpfen. Der Junge schien so siegesgewiß. Warum? Sie flüsterte weiterhin. »Habt Ihr keinen Verdacht, Beldeine? Habt Ihr keine Gerüchte gehört, bevor Ihr Tar Valon verließt? Kein Tuscheln? Niemand, der andeutete, sich ihm anders nähern zu wollen? Erzählt es mir.«
    »Niemand. Wie konntet...? Niemand würde... Ich habe Kiruna so bewundert.« Beldeines schläfrige Stimme zeugte von Verlust, und die über ihre Wangen strömenden Tränen hinterließen Spuren im Schmutz. Nur Verins Hände hielten sie noch aufrecht.
    Verin fuhr fort, die Stränge ihres Gewebes anzuordnen, wobei ihr Blick immer wieder zum Zelteingang huschte. Sie hatte das Gefühl, auch selbst ein wenig zu schwitzen. Sorilea könnte beschließen, daß sie bei der Befragung Hilfe benötigte. Sie könnte eine der Schwestern aus dem Sonnenpalast mit hierherbringen. Sollte irgendeine Schwester hiervon erfahren, war es sehr gut möglich, daß Verin gedämpft wurde. »Also wolltet Ihr ihn sauber gewaschen und wohlbehalten Elaida übergeben«, sagte sie mit etwas lauterer Stimme. Das Schweigen hatte zu lange gedauert. Sie wollte nicht, daß die beiden dort draußen berichteten, sie flüstere mit den Gefangenen.
    »Ich konnte nichts ... gegen ... Galinas Entscheidung einwenden. Sie führte ... auf Befehl der Amyrlin.« Beldeine regte sich erneut schwach. Ihre Stimme klang noch immer verschwommen, wurde dann aber erregter. Ihre Augenlider flatterten. »Er mußte ... gezwungen werden ... zu gehorchen! Es mußte sein! Er hätte nicht so ... grob behandelt werden dürfen. Wie ihn ... zu foltern. Das war falsch.«
    Verin schnaubte. Falsch? Unheilvoll traf eher zu. Vom ersten Augenblick an ein Unheil. Jetzt betrachtete der Mann jede Aes Sedai fast so, wie Aeron es tat. Und wenn es ihnen gelungen wäre, ihn nach Tar Valon zu bringen? Ein Ta'veren wie Rand al'Thor leibhaftig in der Weißen Burg? Ein Gedanke, der einen Stein erzittern lassen konnte. Was auch immer sich herausstellen mochte - Unheil wäre gewiß eine zu milde Bezeichnung. Der Preis, der bei den Brunnen von Dumai bezahlt wurde, um das zu verhindern, war nur allzu gering.
    Sie stellte ihre Fragen weiterhin so, daß sie von jedem Lauscher deutlich verstanden werden konnten. Sie stellte Fragen, auf die sie bereits Antworten bekommen hatte, um jene zu vermeiden, die zu gefährlich waren, um beantwortet zu werden. Sie kümmerte sich kaum um die aus Beldeines Mund strömenden Worte. Sie konzentrierte sich hauptsächlich auf ihr Gewebe.
    Im Laufe der Jahre hatten sehr viele Dinge ihr Interesse erweckt, die nicht alle von der Burg gutgeheißen wurden. Fast jede Wilde, die zur Ausbildung in die Weiße Burg kam - sowohl wahre Wilde, die bereits selbst zu lernen begonnen hatten, als auch Mädchen, die kaum begonnen hatten, die Quelle zu berühren, weil der in ihnen geborene Funke von allein belebt worden war; einige Schwestern sahen darin keinen wirklichen Unterschied -, fast jede dieser Wilden hatte zumindest eine Fertigkeit selbst gestaltet,

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