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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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half sehr, wenn derjenige, bei dem das Gewebe angewandt wurde, gefühlsmäßig verletzbar war, aber Vertrauen war absolut unumgänglich. Selbst jemanden überraschend zu erwischen, nützte nichts, wenn er mißtrauisch war. Diese Tatsache schränkte die Brauchbarkeit bei Männern erheblich ein. Nur sehr wenige empfanden in Gegenwart von Aes Sedai kein Mißtrauen.
    Doch selbst wenn man vom Mißtrauen einmal absah, waren Männer leider sehr schlechte Versuchsobjekte. Verin konnte nicht verstehen, warum das so war. Die meisten der Gewebe jener Mädchen waren für ihre Väter oder andere Männer bestimmt gewesen. Jede starke Persönlichkeit könnte ihre eigenen Handlungen irgendwann in Frage stellen - oder auch vergessen, sie auszuführen, was zu weiteren Verwicklungen führte -, aber unter den gleichen Umständen neigten Männer weitaus eher dazu. Weitaus eher. Vielleicht war erneut das Mißtrauen der Grund. Nun, einmal hatte sich ein Mann sogar an die bei ihm angewandten Gewebe erinnert, wenn auch nicht an die Anweisungen, die sie ihm gegeben hatte. Das hatte erst Aufregung verursacht! Das wollte sie nicht wieder riskieren.
    Zumindest ließen Beldeines Zuckungen jetzt nach und hörten dann ganz auf. Sie hob eine schmutzige Hand an den Kopf. »Was...? Was ist passiert?« fragte sie fast unhörbar. »War ich ohnmächtig?« Vergeß-lichkeit war ein weiterer Vorteil des Gewebes und kam nicht unerwartet. Vater durfte sich schließlich nicht daran erinnern, daß man ihn irgendwie dazu gebracht hatte, dieses teure Gewand zu kaufen.
    »Es ist sehr heiß«, sagte Verin und half ihr, sich wieder aufzusetzen. »Mir ist heute selbst einmal schwindlig geworden.« Aber vor Müdigkeit, nicht durch die Hitze. Soviel Saidar zu handhaben, laugte einen aus, besonders wenn man es bereits viermal an einem Tag getan hatte. Das Angreal konnte die Wirkung nicht abmildern, wenn man es nicht mehr benutzte. Sie hätte selbst eine stützende Hand gebrauchen können. »Ich glaube, das genügt. Wenn Ihr ohnmächtig werdet, finden sie für Euch vielleicht eine Arbeit im Schatten.« Diese Aussicht schien Beldeine überhaupt nicht aufzuheitern.
    Verin rieb sich den Rücken und streckte den Kopf aus dem Zelt. Coram und Mendan hielten erneut in ihrem Spiel inne. Es war nicht erkennbar, daß sie gelauscht hatten, aber sie hätte nicht ihr Leben darauf verwettet. Sie sagte ihnen, sie sei fertig mit Beldeine, und fügte nach kurzem Nachdenken hinzu, daß sie einen weiteren Krug Wasser brauche, da Beldeine den ihren umgestoßen habe. Die Gesichter beider Männer verdüsterten sich unter ihrer Bräune. Das würde den Weisen Frauen zugetragen werden, wenn sie Beldeine abholten. Es wäre eine weitere Hilfe, ihre Entscheidung zu treffen.
    Die Sonne stand noch hoch am Himmel, aber ihre Rückenschmerzen machten ihr deutlich, daß es für heute Zeit war aufzuhören. Sie konnte noch eine Schwester befragen, aber wenn sie es tat, würde sie es morgen früh in jedem Muskel spüren. Ihr Blick fiel auf Irgain, die jetzt bei den Frauen war, welche Körbe zu den Handmühlen trugen. Wie wäre ihr Leben verlaufen, wenn sie nicht so neugierig gewesen wäre, fragte sich Verin. Vielleicht hätte sie Eadwin geheiratet und wäre in Far Madding geblieben, anstatt zur Weißen Burg zu gehen. Vielleicht wäre sie aber auch schon lange tot, und die Kinder und Enkelkinder, die sie niemals gehabt hatte, ebenfalls.
    Verin wandte sich seufzend wieder Coram zu. »Würdet Ihr nach Mendans Rückkehr Colinda ausrichten, daß ich Irgain Fatamed sehen möchte?« Die morgigen Schmerzen in ihren Muskeln wären eine kleine Strafe für Beldeines Leiden wegen des vergossenen Wassers, aber sie tat es nicht deswegen und auch nicht wirklich aus Neugier. Sie hatte noch immer eine Aufgabe zu erfüllen. Sie mußte den jungen Rand irgendwie am Leben erhalten - bis es an der Zeit war, daß er starb.
    Der Raum hätte sich in einem großen Palast befinden können, nur daß er weder Fenster noch Türen auf wies. Das Feuer in einem reichverzierten Marmorkamin verbreitete keine Wärme, und die Flammen leckten nur an wenigen Scheiten. Der Mann, der an einem mitten auf einem mit glitzernden Gold- und Silberfäden durchwirkten Teppich stehenden Tisch saß, kümmerte sich wenig um den Prunk seines Zeitalters. Er war notwendig, um beeindrucken zu können, nicht mehr. Nicht daß er wirklich mehr als nur sich selbst gebraucht hätte, um auch den stolzesten Widersacher zutiefst einzuschüchtern. Er nannte sich Moridin,

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