Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
brannte.
Die drei befanden sich allein in Dalinars Gemach und warteten auf das Herannahen des Großsturmes. Eine Woche war
vergangen, seit Dalinar seine Söhne von seinem geplanten Rücktritt als Großprinz in Kenntnis gesetzt hatte.
Adolins Vater saß in einem der großen, hochlehnigen Sessel und hatte die Hände gleichmütig gefaltet. Das Kriegslager wusste noch nichts von seiner Entscheidung – den Herolden sei Dank dafür –, aber er hatte vor, sie bald öffentlich zu verkünden, vielleicht sogar schon auf dem Fest des heutigen Abends.
»Also gut, in Ordnung«, meinte Adolin. »Vielleicht habe ich es gesagt. Aber ich habe es nicht so gemeint. Oder zumindest wollte ich nicht, dass es so auf dich wirkt.«
»Wir haben doch schon vor einer Woche darüber gesprochen, Adolin«, sagte Dalinar sanft.
»Ja, und du hast versprochen, deine Entscheidung noch einmal zu überdenken!«
»Das habe ich auch getan. Mein Entschluss steht aber weiterhin fest.«
Adolin lief noch immer auf und ab. Renarin stand steif da und beobachtete ihn. Ich bin ein Narr, dachte Adolin. Natürlich würde sich Vater so entscheiden. Ich hätte es wissen müssen.
»Nur weil du ein paar Schwierigkeiten hast, musst du doch nicht gleich abdanken«, sagte Adolin.
»Adolin, unsere Feinde werden meine Schwäche gegen uns wenden. Ich glaube sogar, dass sie das bereits tun. Wenn ich das Prinzentum jetzt nicht abgebe, könnte alles noch viel schlimmer werden.«
»Aber ich will kein Großprinz sein«, beschwerte sich Adolin. »Zumindest nicht jetzt schon.«
»Bei der Führung geht es nur selten darum, was wir wollen, mein Sohn. Ich glaube, zu wenige aus der Elite der Alethi haben das begriffen.«
»Und was soll aus dir werden?«, fragte Adolin gequält. Er blieb stehen und sah seinen Vater an.
Dalinar war so standhaft , selbst jetzt, da er so dasaß und über seinen eigenen Wahnsinn nachdachte. Er hatte die Hände vor sich gefaltet und trug eine steife blaue Uniform mit einem Mantel, der dazu passte; silbernes Haar bestäubte seine Schläfen. Die Hände waren dick und schwielig, seine Miene drückte Entschlossenheit aus. Wenn Dalinar eine Entscheidung fällte, dann blieb er dabei; er wurde weder unschlüssig, noch stritt er darüber.
Ob verrückt oder nicht, er war genau derjenige, den Alethkar brauchte. Und Adolin hatte in der Eile das getan, was keinem Krieger jemals auf dem Schlachtfeld gelungen war. Er hatte Dalinar Kholin ins Schwanken gebracht und – besiegt.
O Sturmvater, dachte Adolin, dessen Magen sich schmerzhaft verkrampfte. Jezerezeh, Kelek und Ischi, ihr Herolde im Himmel, zeigt mir einen Weg, wie ich das wieder zurechtrücken kann. Bitte .
»Ich werde nach Alethkar zurückkehren«, sagte Dalinar. »Aber ich hasse den Gedanken, die Armee ohne Splitterträger zurückzulassen. Vielleicht sollte ich … nein, ich kann Panzer und Schwert nicht aufgeben.«
»Natürlich nicht!«, sagte Adolin entsetzt. Ein Splitterträger, der Waffe und Rüstung ablegte? So etwas geschah nie, es sei denn, der Träger war zu schwach und krank, um sie zu benutzen.
Dalinar nickte. »Ich habe schon lange befürchtet, dass sich unser Heimatland in einer großen Gefahr befindet, weil jeder einzelne Splitterträger hier draußen auf der Ebene kämpft. Vielleicht ist diese Veränderung ja sogar ein Segen. Ich werde nach Kholinar zurückkehren und die Königin unterstützen. Und ich werde mich nützlich machen, indem ich gegen alle kämpfe, die unsere Grenze überschreiten. Vielleicht werden uns die Reschi und die Veden nicht mehr so oft überfallen, wenn sie wissen, dass sie einem vollwertigen Splitterträger gegenüberstehen.«
»Das wäre möglich«, gab Adolin zu. »Aber es könnte auch das Gegenteil eintreten. Vielleicht schicken sie dann einen ihrer eigenen Splitterträger zu diesen Eroberungszügen.«
Dieser Gedanke schien seinen Vater zu beunruhigen. Jah Keved war das einzige andere Königreich in Roschar, das eine beträchtliche Menge an Splittern besaß; es waren beinahe so viele wie in Alethkar. Seit Jahrhunderten hatte es zwischen diesen Reichen keinen Krieg mehr gegeben. Alethkar war in sich gespalten, und Jah Keved ging es kaum besser. Aber wenn die beiden Königreiche aufeinanderstießen, dann käme ein Krieg dabei heraus, wie es ihn seit den Tagen der Hierokratie nicht mehr gegeben hatte.
Draußen grollte ferner Donner, und Adolin drehte sich ruckartig zu Dalinar um. Sein Vater blieb im Sessel sitzen und blickte nach Westen, weg vom
Weitere Kostenlose Bücher