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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Sturm. »Wir werden dieses Gespräch später fortsetzen«, sagte Dalinar. »Jetzt solltet ihr beide mir die Arme an den Lehnen festbinden.«
    Adolin zog zwar eine Grimasse, gehorchte aber, ohne ein Widerwort zu geben.

    Dalinar blinzelte und sah sich um. Er stand auf der Brustwehr einer Festungsmauer. Sie war aus großen, dunkelroten Steinblöcken erbaut; sehr steil und gerade erhob sie sich aus einem Graben an der windabgewandten Seite einer hohen Felsformation – wie ein feuchtes Blatt, das in einer Spalte feststeckt.
    Diese Visionen sind so real, dachte Dalinar, als er auf den Speer in seiner Hand und auf seine altmodische Uniform blickte: Stoffrock und Lederwams. Es war schwer zu glauben, dass er noch im Sessel saß und seine Arme angebunden waren. Weder fühlte er die Seile, noch hörte er den Großsturm.
    Er überlegte, ob er die Vision einfach abwarten und gar nichts tun sollte. Wenn dies hier nicht real war, warum sollte
er dann daran teilnehmen? Aber er war nicht ganz davon überzeugt – er konnte einfach nicht glauben –, dass diese Täuschungen nur aus seinem eigenen Inneren kamen. Seine Entscheidung, zugunsten von Adolin abzudanken, rührte von seinen Zweifeln her. War er vielleicht verrückt? Deutete er das, was mit ihm vorging, falsch? Zumindest konnte er sich nicht länger vertrauen. Er wusste nicht mehr, was der Wirklichkeit entsprach und was nicht. In einer solchen Situation sollte ein Mann seine Befehlsgewalt lieber abgeben und sich Klarheit verschaffen.
    Aber wie dem auch sein mochte, er hatte das Gefühl, dass er diese Visionen nicht unbeachtet lassen durfte, sondern durchleben musste. Ein verzweifelter Teil von ihm hoffte noch immer, dass er zu einem Ergebnis kam, bevor er formell abdanken musste. Er ließ es nicht zu, dass dieser Teil zu viel Macht erhielt; ein Mann musste das tun, was richtig war. Aber Dalinar nahm sich vor, dass er die Vision so lange wie die Wirklichkeit behandelte, wie er in ihr steckte. Wenn Geheimnisse in ihr zu entdecken waren, dann würde er sie nur herausfinden, indem er mitspielte.
    Er sah sich um. Was wurde ihm dieses Mal gezeigt – und warum? Die Spitze seines Speeres bestand aus gutem Stahl, aber sein Helm schien aus Bronze zu sein. Einer der sechs Männer, die sich bei ihm auf der Mauer befanden, trug einen bronzenen Brustpanzer; zwei andere steckten in armseligen Lederuniformen, die mit großen Stichen geflickt worden waren.
    Die anderen Männer standen lässig da und schauten gelangweilt über die Mauerbrüstung. Wachtdienst, dachte Dalinar. Er trat an die Zinnen heran und überblickte die Landschaft dahinter. Diese Felsformation lag am Rande einer gewaltigen Ebene – der geeignete Ort für eine Festung. Keine Armee konnte sich nähern, ohne bereits lange vor der Ankunft gesehen zu werden.

    Es war so kalt, dass an schattigen Ecken Eisklümpchen auf den Steinen klebten. Das Sonnenlicht vertrieb die Kälte kaum, und das Wetter erklärte das Fehlen jeglichen Grases. Die Halme hatten sich in ihre Löcher zurückgezogen und erwarteten den Segen des Frühlings.
    Dalinar zog seinen Mantel enger zusammen, was einen seiner Gefährten dazu veranlasste, dasselbe zu tun.
    »Sturmverdammtes Wetter«, murmelte der Mann. »Wie lange dauert das noch? Jetzt ist es schon seit acht Wochen so.«
    Seit acht Wochen? Vierzig Tage Winter hintereinander? Das war selten. Die übrigen drei Soldaten schienen trotz der Kälte alles andere als wachsam zu sein; einer von ihnen war sogar eingeschlafen.
    »Bleibt auf der Hut«, tadelte Dalinar sie.
    Sie sahen ihn an, und derjenige, der geschlafen hatte, blinzelte sich wach. Alle drei wirkten ungläubig. Einer – ein großer, rothaariger Mann – blickte sogar finster drein. »Und das aus deinem Mund, Leef?«
    Dalinar schluckte eine Entgegnung herunter. Welchen Ruf hatte er bei ihnen?
    Sein Atem dampfte in der kalten Luft, und hinter sich hörte er das Klappern von Metall, das von den Schmieden und Ambossen hochdrang. Die Tore der Festung waren geschlossen, die Türme waren rechts und links mit Bogenschützen bemannt. Es herrschte Krieg, aber Wachtdienst war immer eine langweilige Angelegenheit. Es bedurfte einer guten Ausbildung, stundenlang alarmbereit zu sein. Vielleicht war das auch der Grund dafür, dass sich hier so viele Soldaten befanden; wenn man sich der Qualität der Wächteraugen nicht sicher war, musste man für Quantität sorgen.
    Doch Dalinar hatte einen Vorteil. Die Visionen zeigten ihm nie eine Episode müßigen Friedens;

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