Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
nippte an seinem Getränk.
»Ja«, bestätigte Dalinar. »Manchmal wünschte ich, es wäre Frieden – einfach nur, weil Adolin sich dann mehr seinen Duellen widmen könnte.«
Sadeas seufzte. »Geht es wieder einmal darum, den Krieg einzustellen, Dalinar?«
»Das habe ich nicht damit gemeint.«
»Du beschwerst dich andauernd, dass du diese Meinung nicht mehr äußern darfst, Onkel«, sagte Elhokar, drehte sich um und sah ihn an. »Aber du redest noch immer so sehnsüchtig vom Frieden. Die Männer in den Lagern nennen dich schon einen Feigling.«
Sadeas schnaubte verächtlich. »Er ist kein Feigling, Euer Majestät. Das kann ich bezeugen.«
»Warum sagst du dann so etwas?«
»Die Gerüchte haben inzwischen jedes vernünftige Maß überschritten«, sagte Dalinar.
»Das beantwortet meine Frage nicht«, sagte Elhokar. »Wenn du die Entscheidung treffen könntest, Onkel, würdest du uns dann befehlen, die Zerbrochene Ebene zu verlassen? Bist du ein Feigling?«
Dalinar zögerte.
Vereinige sie, hatte ihm jene Stimme gesagt. Das ist deine Aufgabe, und ich gebe sie dir.
Bin ich tatsächlich ein Feigling?, fragte er sich. Nohadon forderte ihn in diesem Buch heraus, sich selbst zu überprüfen. Er durfte niemals so selbstsicher oder hochnäsig werden, dass er die Wahrheit nicht mehr suchen wollte.
Elhokars Frage hatte sich aber nicht auf seine Visionen bezogen. Doch Dalinar hatte den deutlichen Eindruck, dass er wirklich ein Feigling war, zumindest was seinen Wunsch des Abdankens betraf. Wenn er sich wegen dem, was mit ihm vorging,
aus der Verantwortung stahl, dann nahm er wirklich den einfachen Weg.
Ich kann nicht gehen, erkannte er. Gleichgültig, was geschieht. Ich muss es durchstehen. Er musste es sogar dann, wenn er verrückt war. Und auch dann – und das war ein immer beunruhigender werdender Gedanke –, wenn diese Visionen zwar real waren, ihr Ursprung aber unklar blieb. Ich muss bleiben. Aber ich muss einen Plan haben, damit ich mein Haus nicht zu Fall bringe.
Es war ein Gang auf des Messers Schneide. Nichts schien klar, alles umwölkt. Er hatte weglaufen wollen, weil er gern klare Entscheidungen traf. Aber nichts an dem, was mit ihm geschah, war klar. Es hatte für ihn den Anschein, dass er mit der Entscheidung, Großprinz zu bleiben, ein wichtiges Fundament für die Wiedererrichtung seines Selbst gelegt hatte.
Er würde nicht abdanken. Das stand jetzt fest.
»Dalinar?«, fragte Elhokar. »Ist denn … alles in Ordnung mit dir?«
Dalinar blinzelte und erkannte, dass er dem König und Sadeas schon länger nicht mehr zugehört hatte. Er hatte ins Nichts gestarrt, und das half seinem Ruf nicht gerade. Er wandte sich an den König. »Ihr wollt die Wahrheit wissen?«, fragte er. »Ja, wenn ich diesen Befehl geben könnte, würde ich alle zehn Kriegslager zurück nach Alethkar führen.«
Trotz der Meinung der anderen wäre das keineswegs feige. Nein, er hatte sich soeben seiner eigenen Feigheit entgegengestellt und wusste, was es war. Es war etwas anderes.
Der König wirkte entsetzt.
»Ich würde abziehen«, sagte Dalinar fest. »Aber nicht, weil ich fliehen oder der Schlacht aus dem Weg gehen will, sondern weil ich um Alethkars Stabilität fürchte. Wenn wir diesen Krieg beenden, sichern wir damit unsere Heimat und festigen die Loyalität der Großprinzen. Ich würde weitere Gelehrte und Abgesandte ausschicken, die herausfinden sollen, warum
die Parschendi Gavilar getötet haben. Diese Frage haben wir vernachlässigt. Ich frage mich noch immer, ob das Attentat von Schurken oder von Rebellen durchgeführt wurde.
Ich würde zu erfahren versuchen, wie ihre Kultur aussieht – ja, sie haben tatsächlich eine! Wenn das Attentat nicht ein Werk von Rebellen war, dann würde ich weiter nach dem Grund dafür forschen. Ich würde eine Wiedergutmachung verlangen – vielleicht sollten sie ihren eigenen König an uns ausliefern, damit wir ihn hinrichten – und ihnen dann den Frieden schenken. Und was die Edelsteinherzen betrifft, so würde ich mit meinen Wissenschaftlerinnen sprechen und nach einer besseren Methode suchen, wie dieses Gebiet zu halten ist. Vielleicht wäre es möglich, hier zu siedeln und die Unbeanspruchten Berge für uns zu sichern, sodass wir unsere Grenzen ausdehnen und die Zerbrochene Ebene für uns beanspruchen können. Zwar würde ich den Gedanken der Rache nicht aufgeben, Euer Majestät, aber ich würde ihn – und unseren Krieg hier – sorgfältiger verfolgen. Bisher wissen wir zu
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