Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
war es dann nicht besonders angeraten, dass sie ordentliche Kriegslager vorfanden, die von Männern regiert wurden, die wenigstens wie Generäle aussahen?
Dalinar lehnte sich zurück und sah dem Ende des Duells zu. Nach seiner Zählung musste nun Adolin an die Reihe kommen. Die beiden Hellaugen dort unten verneigten sich vor dem König und zogen sich in das Zelt am Rande der Arena zurück. Einen Augenblick später trat Adolin in seinem dunkelblauen Splitterpanzer auf die Sandfläche. Er trug seinen Helm unter dem Arm, sein blondes und schwarzes Haar befand sich in modischer Unordnung. Er hob die gepanzerte Hand und grüßte Dalinar, dann aber neigte er den Kopf vor dem König und setzte seinen Helm auf.
Der Mann, der hinter ihm die Arena betrat, trug einen gelb angemalten Splitterpanzer. Hellherr Rese war der einzige volle Splitterträger in der Armee des Großprinzen Thanadal; allerdings befanden sich in seinem Lager noch drei weitere Männer, die eine Splitterklinge besaßen. Thanadal selbst hatte keines von beidem. Dabei war es gar nicht ungewöhnlich, dass sich ein Großprinz auf seine Splitterträger verließ; insbesondere war es sinnvoll, wenn man es als General bevorzugte, hinter den Linien zu bleiben und von dort aus die Truppen zu dirigieren. In Thanadals Prinzentum war der Eigentümer der
Splitterrüstung, die nun Rese trug, seit Jahrhunderten auch der Königliche Verteidiger.
Thanadal hatte sich vor Kurzem über Dalinars Unfähigkeiten geäußert, und so hatte Adolin auf raffinierte Weise den Splitterträger des Großprinzen zu einem freundlichen Gefecht herausgefordert. Nur wenige Duelle wurden um Splitter geführt; der Verlierer würde lediglich in der Statistik zurückgestuft werden. Dieses Duell zog große Aufmerksamkeit auf sich, und in der nächsten Viertelstunde füllte sich die Arena, während sich die Duellanten vorbereiteten. Mehr als nur eine Frau legte sich ein Brett zurecht, auf dem sie das Gefecht in Worten oder Zeichnungen festhalten wollte. Thanadal selbst nahm nicht daran teil.
Das Duell begann, als die vorsitzende Hochrichterin Herrin Istow den Kämpfern befahl, ihre Splitterklingen zu rufen. Elhokar lehnte sich wieder aufmerksam vor, als Rese und Adolin einander auf der Sandfläche umkreisten, während sich ihre Splitterklingen materialisierten. Dalinar bemerkte, dass auch er sich vorgebeugt hatte, aber er verspürte ein gewisses Schamgefühl. Dem Kodex zufolge sollten die meisten Duelle vermieden werden, wenn sich Alethkar im Krieg befand. Aber es gab einen feinen Unterschied zwischen einem kleinen Übungskampf und einem Duell wegen einer Beleidigung. Dabei konnten nämlich wichtige Offiziere verwundet werden.
Rese stand in Steinhaltung da und hielt seine Splitterklinge in beiden Händen vor sich hin, die Spitze gen Himmel gereckt und die Arme ganz ausgestreckt. Adolin hatte die Windstellung eingenommen, leicht zur Seite gedreht, die Ellbogen angewinkelt. Die Klinge wies über seinen Kopf hinaus. Die beiden Männer umkreisten sich. Der Gewinner würde derjenige sein, der einen Teil der gegnerischen Rüstung völlig zerschmetterte. Das war allerdings nicht allzu gefährlich; auch eine geschwächte Rüstung konnte noch einen Schlag abhalten, selbst wenn sie dabei zerbarst.
Rese griff als Erster an, sprang dann nach vorn, riss die Splitterklinge über seinem Kopf zurück und ließ sie schließlich rechts neben sich in einem mächtigen Schlag niedergehen. Die Steinhaltung zwang zu solchen Angriffen und sorgte dafür, dass hinter jedem Schlag die größtmögliche Kraft steckte. Dalinar fand sie schwerfällig. Man benötigte auf dem Schlachtfeld nicht viel Kraft, wenn man eine Splitterklinge besaß, es sei denn, man kämpfte gegen einen anderen Splitterträger.
Adolin wich nach hinten aus; seine von der Splitterrüstung gekräftigten Beine verliehen ihm eine Geschmeidigkeit, die der Tatsache Hohn sprach, dass er eine Rüstung trug, die mehr als hundert Steine schwer war. Reses Angriff war zwar gut ausgeführt worden, aber er machte ihn verwundbar, und Adolin hieb sofort auf seine linke Armschiene ein und zerschlug sie. Rese griff erneut an, und wieder tanzte Adolin aus dem Weg und traf ihn dann am linken Oberschenkel.
Einige Dichterinnen beschrieben den Kampf auch als Tanz. Dalinar allerdings konnte dem nicht folgen. Zwei Männer, die mit Schwert und Schild kämpften, stürmten für gewöhnlich aufeinander zu, rammten ihre Waffen immer wieder gegeneinander und versuchten am Schild
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