Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
des Gegners vorbeizukommen. Es war doch weniger ein Tanz als ein Ringen mit Waffen.
Ein Kampf mit Splitterpanzern konnte jedoch tatsächlich einem Tanz nahekommen. Es bedurfte großer Geschicklichkeit, die schweren Waffen zu schwingen, und die Panzer waren unverwüstlich; daher dauerten die Schlagabtausche für gewöhnlich sehr lange. Dabei dominierten weite Schwünge und elegante Bewegungen. Etwas Fließendes lag im Kampf mit einer Splitterklinge. Etwas Anmutiges.
»Weißt du, er ist ziemlich gut«, sagte Elhokar. Adolin hieb auf Reses Helm ein, was ihm einen Applaus von den Zuschauern einbrachte. »Besser noch als mein Vater. Sogar besser als du, Onkel.«
»Er arbeitet ja auch sehr hart daran«, sagte Dalinar. »Er liebt es wirklich. Nicht den Krieg und nicht den Kampf, sondern die Duelle.«
»Er könnte der Meister sein, wenn er wollte.«
Adolin wollte es, das wusste Dalinar. Aber er hatte Duelle abgelehnt, die ihn in Reichweite des Titels hätten bringen können. Dalinar vermutete, dass Adolin das getan hatte, um sich zumindest ein wenig an den Kodex zu halten. Duellmeisterschaften und Turniere waren etwas für die seltenen Zeiten zwischen den Kriegen. Doch die Verteidigung der Familienehre bedeutete immer viel.
Wie dem auch sei, Adolin duellierte sich nicht wegen der Rangliste, und das führte dazu, dass ihn andere Splitterträger unterschätzten. Von ihm nahmen sie eine Einladung zum Duell rasch an, und es gab sogar Nicht-Splitterträger, die ihn herausforderten. Der Tradition gemäß konnten der Panzer und das Schwert des Königs für eine hohe Gebühr von solchen Personen ausgeliehen werden, die in seiner Gunst standen und sich mit einem Splitterträger duellieren wollten.
Dalinar erzitterte bei dem Gedanken, jemand anders könnte seinen Panzer tragen oder Eidbringer in den Händen halten. Das war doch unnatürlich. Aber das Verleihen des Panzers und der Klinge durch den König – oder das Verleihen durch einen Großprinzen, als die Königswürde noch nicht wiederhergestellt gewesen war – stellte immerhin eine starke Tradition dar. Sogar Gavilar hatte nicht mit ihr gebrochen, auch wenn er sich insgeheim darüber beschwert hatte.
Adolin wich einem weiteren Schlag aus, aber nun nahm er die offensivere Haltungen der Windstellung ein. Darauf war Rese nicht vorbereitet gewesen. Obwohl es ihm gelang, Adolin an der rechten Schulterplatte zu treffen, richtete der Schlag keinen Schaden an. Adolin rückte vor und schwang seine
Klinge in einem fließenden Muster. Rese tat einen Schritt zurück und fiel in eine Verteidigungsposition. Die Steinhaltung war eine der wenigen, die eine gute Abwehr ermöglichten.
Adolin schlug sein Schwert beiseite, und Rese musste seine Haltung aufgeben. Er nahm sie zwar schnell wieder ein, aber Adolin zwang ihn erneut daraus hervor. Rese wurde immer langsamer, als er in seine Ausgangsstellung zurückfiel, und bald hatte ihn Adolin erst an der einen und dann an der anderen Seite getroffen. Es waren rasche, kleine Ausfälle, die den Gegner aus der Fassung bringen sollten.
Und dies gelang auch. Mit einem Schrei führte Rese einen der charakteristischen Schläge der Steinhaltung aus, die über dem Kopf geführt wurden. Adolin konnte großartig parieren, nahm sein Schwert in die rechte Hand, hob die linke und fing den Schlag mit seiner Armschiene ab. Sie bekam zwar Risse, aber diese Bewegung erlaubte es Adolin, sein eigenes Schwert seitlich zu schwingen und Reses linken Schenkelschutz zu treffen.
Die Panzerung zerplatzte mit einem Geräusch reißenden Metalls. Teile flogen davon, Rauch ergoss sich daraus, und das Metall glänzte, als wäre es geschmolzen. Rese taumelte zurück; sein linkes Bein konnte das Gewicht des Splitterpanzers nicht mehr tragen. Das Duell war vorbei. Wichtigere Duelle wurden weitergeführt, bis noch zwei oder drei andere Teile brachen, aber das war bereits sehr gefährlich.
Die Hochrichterin stand auf und verkündete das Ende des Kampfes. Rese stolperte davon und riss sich den Helm vom Kopf. Seine Flüche waren deutlich hörbar. Adolin salutierte vor seinem Gegner, indem er sich mit der stumpfen Seite seiner Klinge leicht gegen den Kopf tappte und sie dann von sich warf. Er verneigte sich vor dem König. Andere Kämpfer begaben sich manchmal in die Menge, um zu prahlen oder Lob entgegenzunehmen, aber Adolin zog sich sofort in das Vorbereitungszelt zurück.
»Wirklich sehr begabt«, sagte Elhokar.
»Und so ein … anständiger Junge«, sagte Sadeas und
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