Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
nahte.
Das Gebet an seinem Arm war einfach. Es bestand aus drei Glyphen: Wind, Schutz, die Lieben. Es war ein Gebet an Jezerezeh, den Sturmvater, damit er die Lieben und Freunde beschütze. Es war von der einfachen Art, die seine Mutter bevorzugt hatte. Trotz all ihrer Klugheit und Feinsinnigkeit hatte sie immer nur einfache, von Herzen kommende Gebete geknüpft oder geschrieben. Das Gebet, das er trug, erinnerte ihn an sie.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass du gutes Geld dafür bezahlt hast«, sagte Moasch. »Wenn es wirklich Herolde gibt, die über die Menschen wachen, dann achten sie bestimmt nicht auf die Brückenmänner.«
»Ich fürchte, in letzter Zeit bin ich etwas nostalgisch gestimmt. « Das Gebet war vermutlich ganz bedeutungslos, aber inzwischen hatte er einen guten Grund, mehr über Religion nachzudenken. Das Leben als Sklave machte es für viele schwer zu glauben, dass jemand oder etwas über ihn wache. Doch waren viele Brückenmänner während ihrer Gefangenschaft religiös geworden. Zwei Gruppen – gegensätzliche Reaktionen. Bedeutete dies, dass die einen dumm und die anderen gefühllos waren, oder steckte etwas ganz anderes dahinter?
»Weißt du, sie wollen unseren Tod«, sagte Drehy von hinten. »Das ist es.« Die Brückenmänner waren erschöpft. Kaladin und seine Mannschaft waren gezwungen worden, die ganze Nacht in den Klüften zu arbeiten. Haschal hatte sie unter Druck gesetzt und eine größere Beute verlangt. Damit sie die neue Quote erfüllen konnten, hatten sie ihre Übungen aufgegeben und nur noch nach Beute gesucht.
Und heute Morgen waren sie nach nur drei Stunden Schlaf zu einem frühen Plateauangriff hinausgescheucht worden. Sie schliefen fast schon im Stehen, und dabei hatten sie das umkämpfte Plateau noch gar nicht erreicht.
»Lasst es kommen«, sagte Narb gelassen von der anderen Seite der Reihe. »Sie wollen uns tot sehen? Ich werde keinen Rückzieher machen. Wir zeigen ihnen, was Mut ist. Sie können sich ja hinter unseren Brücken verstecken, während wir angreifen.«
»Das ist kein richtiger Sieg«, meinte Moasch. »Ich sage, wir greifen die Soldaten an. Jetzt gleich.«
»Unsere eigenen Truppen?«, fragte Sigzil. Er drehte den dunkelhäutigen Kopf und blickte an der Reihe der Männer entlang.
»Sicher«, sagte Moasch, der den Blick noch immer starr geradeaus gerichtet hatte. »Sie werden uns ja ohnehin umbringen. Wir nehmen einfach ein paar von ihnen mit in den Tod. Verdammt, warum greifen wir eigentlich nicht Sadeas höchstpersönlich an? Seine Garde würde das doch nicht erwarten. Ich wette, wir können ein paar von ihnen überwältigen und die Speere abnehmen. Und dann bringen wir so viele Hellaugen wie möglich um, bis sie uns niedermachen.«
Einige Brückenmänner murmelten zustimmend, während die Soldaten weiter die Kluft überquerten.
»Nein«, sagte Kaladin. »Damit erreichen wir gar nichts. Wir werden schon tot sein, bevor wir Sadeas auch nur die geringste Unannehmlichkeit bereiten konnten.«
Moasch spuckte aus. »Und so erreichen wir mehr? Verdammt, Kaladin, ich fühle mich, als würde ich schon am Galgen baumeln! «
»Ich habe einen Plan«, sagte Kaladin.
Er wartete auf Einwände. Schließlich waren seine bisherigen Pläne nicht geglückt.
Niemand beschwerte sich.
»Also gut«, sagte Moasch. »Worum geht es?«
»Ihr werdet es heute sehen«, sagte Kaladin. »Wenn es gelingt, wird es uns Zeit verschaffen. Wenn es danebengeht, werde ich sterben.« Er drehte sich um und betrachtete die Reihe der Gesichter. »In diesem Fall hat Teft den Befehl, noch heute Nacht mit euch einen Fluchtversuch zu machen. Ihr seid zwar noch lange nicht so weit, aber es wäre vielleicht trotzdem nicht ganz hoffnungslos.« Das war weitaus besser, als Sadeas anzugreifen, während dieser über die Brücke ritt.
Kaladins Männer nickten, und Moasch schien zufrieden zu sein. Früher war er sehr störrisch gewesen, aber jetzt machte er einen so loyalen Eindruck wie alle anderen. Er war zwar ein Hitzkopf, aber auch der beste Speerkämpfer, über den sie verfügten.
Sadeas näherte sich auf seinem Rotschimmel und trug seinen Splitterpanzer. Er hatte den Helm aufgesetzt, aber das Visier hochgeklappt. Zufällig nahm er von zwanzig möglichen Brücken ausgerechnet die von Kaladin. Sadeas schenkte Brücke Vier kaum einen Blick.
»Rühren und Überqueren«, befahl Kaladin, als Sadeas auf der anderen Seite angekommen war. Die Brückenmänner liefen über ihre eigene Brücke, und
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