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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Bruder …« Er streckte die Hand nach der Tür aus und wollte sie wieder öffnen.
    »Dein Bruder«, spuckte Navani aus. Wut legte sich auf ihr Gesicht. »Warum steht er immer und überall im Mittelpunkt? Jeder macht sich scheinbar Sorgen um einen Mann, der längst tot ist! Er ist nicht hier, Dalinar. Er ist fort. Ich vermisse ihn. Aber offenbar nicht halb so sehr wie du.«
    »Ich halte sein Andenken in Ehren«, sagte Dalinar steif und zögerte, als seine Hand die Klinke erreicht hatte.

    »Das ist gut! Es freut mich. Aber es ist nun schon sechs Jahre her, und alle betrachten mich nur als die Gemahlin eines Toten. Die anderen Frauen plaudern mit mir, aber sie lassen mich nicht in ihre politischen Kreise. Sie glauben, ich sei ein Überbleibsel. Willst du wissen, warum ich so schnell zurückgekommen bin?«
    »Ich …«
    »Ich bin zurückgekommen«, sagte sie, »weil ich keine Heimat habe. Man erwartet von mir, dass ich mich von allen wichtigen Ereignissen fernhalte, nur weil mein Gemahl tot ist! Ich werde verwöhnt und gleichzeitig nicht beachtet. Ich bin den anderen unangenehm: der Königin und auch den übrigen Frauen am Hof.«
    »Das tut mir leid«, sagte Dalinar. »Aber ich …«
    Sie hob die Freihand und tippte ihm gegen die Brust. »Von dir lasse ich mich nicht so abspeisen, Dalinar. Wir waren schon Freunde, bevor ich Gavilar begegnet bin. Du kennst mich noch als mich selbst und nicht nur als den Schatten einer Dynastie, die vor Jahren zerfallen ist. Oder?«
    Sie sah ihn flehend an.
    Beim Blute meiner Väter, dachte Dalinar entsetzt. Sie weint. Er sah zwei kleine Tränen.
    Selten hatte er sie so ernst gesehen.
    Und nun küsste er sie.
    Es war ein Fehler. Er wusste es. Dennoch packte er sie, zog sie in seine grobe, feste Umarmung, drückte seinen Mund auf den ihren und konnte sich nicht mehr beherrschen. Sie schmolz in seinen Armen dahin. Er schmeckte das Salz ihrer Tränen, die an den Wangen bis zu den Lippen herunterliefen.
    Es dauerte lange. Zu lange. Wunderbar lange. Sein Verstand schrie ihn an wie ein Gefangener, der in einer Zelle angekettet ist und etwas Schreckliches mitansehen muss. Aber ein Teil von ihm hatte genau dies schon seit Jahrzehnten gewollt – seit
Jahrzehnten, in denen er beobachtet hatte, wie sein Bruder um Navani geworben, sie geheiratet und schließlich auch mit ihr gelebt hatte. Sie war die einzige Frau gewesen, die der junge Dalinar jemals hatte besitzen wollen.
    Er hatte sich gesagt, dass er das niemals zulassen würde. Er hatte sich jedes Gefühl für Navani seit dem Augenblick versagt, in dem Gavilar ihre Hand gewonnen hatte. Dalinar hatte sich zurückgezogen.
    Aber ihr Geschmack – und ihre Wärme, mit der sie sich gegen ihn presste – war einfach zu süß. Wie ein ausströmender Blütenduft wusch er Dalinars Schuldgefühle ab. Einen Augenblick lang überlagerte diese Berührung alles andere. Er erinnerte sich nicht mehr an seine Angst vor den Visionen, an seine Sorgen wegen Sadeas und an seine Schuldgefühle, die von den Fehlern der Vergangenheit herrührten.
    Er konnte nur noch an sie denken. Sie war schön, verständnisvoll, zart und gleichzeitig auch noch stark. Er klammerte sich an sie, hatte nun etwas, woran er sich festhalten konnte, während ihn der Rest der Welt umwirbelte.
    Schließlich beendete er den Kuss. Benommen schaute sie zu ihm auf. Leidenschaftssprengsel schwebten wie winzige Flocken kristallinen Schnees durch die Luft um sie herum. Wieder überkamen ihn Schuldgefühle. Er versuchte sie sanft von sich zu schieben, aber sie hielt sich an ihm fest.
    »Navani«, sagte er.
    »Psst.« Sie lehnte den Kopf gegen seine Brust.
    »Wir dürfen nicht …«
    »Psst«, sagte sie eindringlicher.
    Er seufzte, ließ es aber zu, dass sie ihn auch weiterhin umarmt hielt.
    »Etwas stimmt nicht mit dieser Welt, Dalinar«, sagte Navani leise. »Der König von Jah Keved ist umgebracht worden. Ich habe es erst heute gehört. Er wurde von einem Schin-Splitterträger in weißer Kleidung ermordet.«

    »Sturmvater!«, sagte Dalinar.
    »Es geschieht gerade etwas«, sagte sie. »Etwas Größeres als unser Krieg hier; etwas Größeres sogar als Gavilars Tod. Hast du von den verrückten Dingen gehört, die die Menschen sagen, wenn sie sterben? Die meisten beachten es ja gar nicht, aber die Ärzte reden schon darüber. Und die Sturmwächter behaupten unter der Hand, dass die Stürme immer mächtiger werden.«
    »Das habe ich gehört«, sagte er. Er bekam die Worte kaum heraus, so berauscht war

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