Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
seiner Einheit beobachtet wurde? Der Mann ballte die Faust, seine Knöchel knackten.
Innerhalb weniger Sekunden war die ganze Brückenmannschaft herbeigekommen. Der Soldat blinzelte ungläubig, als sich Brücke Vier in einem umgedrehten Keilmuster angriffslustig um Kaladin aufstellte. Die Männer bewegten sich so natürlich und geschmeidig, wie Kaladin es ihnen beigebracht hatte. Jeder ballte die Fäuste und zeigte dem Soldaten, dass das andauernde Tragen schwerer Lasten diesen Männern zu Kräften verholfen hatte, die weit über die eines durchschnittlichen Soldaten hinausgingen.
Der Soldat warf einen Blick zurück auf seine Einheit, als suche er nach Unterstützung.
»Sehnst du dich nach einem Kampf, mein Freund?«, fragte Kaladin sanft. »Wenn du die Brückenmänner verletzt, wird sich Sadeas andere Träger für diese Brücke suchen müssen.«
Der Mann warf Kaladin einen raschen Blick zu, schwieg dann eine Weile, runzelte die Stirn, fluchte und stapfte schließlich davon. »Vermutlich ist euer Wasser ohnehin voller Krem«, murmelte er und gesellte sich wieder zu seiner Einheit.
Die Männer von Brücke Vier entspannten sich und ernteten Anerkennung vonseiten der anderen Soldaten in der Reihe. Endlich erhielten sie einmal keine düsteren Blicke. Hoffentlich aber hatten die Soldaten nicht begriffen, dass eine Brückenmannschaft soeben rasch und geübt eine Formation eingenommen hatte, die für gewöhnlich im Speerkampf zur Anwendung kam.
Kaladin gab seinen Männern den Befehl, sich zu rühren, und nickte ihnen dankbar zu. Sie zerstreuten sich, dann warf Kaladin Lopen den wiedergewonnenen Wasserschlauch zu.
Der kleine Mann grinste schief. »Von jetzt an werde ich die Sache besser im Griff halten, Haken.«
»Wie bitte?«, fragte Kaladin.
»Weißt du, ich habe einen Vetter in der Wassermannschaft«, erklärte Lopen. »Und ich glaube, er schuldet mir noch einen Gefallen von damals, als ich der Freundin seiner Schwester geholfen habe, einem Kerl zu entwischen, der nach ihr gesucht hat …«
»Du hast wirklich eine Menge Vettern.«
»Man kann nie genug davon haben. Wenn man einen von uns beleidigt, beleidigt man alle. Das scheint ihr Strohköpfe aber nicht zu verstehen. Soll keine Beleidigung sein, Haken.«
Kaladin hob eine Braue. »Mach wegen dieses Soldaten keinen Aufstand. Nicht heute.« Das werde ich nämlich gleich selbst tun.
Lopen seufzte, nickte aber. »In Ordnung. Ich mach’s für dich.« Er hielt einen Wasserschlauch hoch. »Bist du sicher, dass du keinen Schluck willst?«
Kaladin wollte nicht; sein Magen war in Aufruhr. Aber er nahm den Schlauch entgegen und trank einige Schlucke.
Bald war es so weit, die Kluft zu überqueren und die Brücke für den letzten Lauf heranzuziehen. Der Angriff stand bevor. Sadeas’ Soldaten bildeten ihre Schlachtformation, die Hellaugen ritten hierhin und dorthin und riefen Befehle. Matal zeigte Kaladins Mannschaft mit einer Handbewegung an, sie solle losrennen. Dalinar Kholins Armee war zurückgefallen und kam wegen ihrer größeren Anzahl langsamer voran.
Kaladin nahm seinen Platz in der vordersten Reihe unter der Brücke ein. Vor ihnen stellten sich die Parschendi mit ihren Bögen am Rande des Plateaus auf und sahen dem Angriff entgegen. Sangen sie bereits? Kaladin glaubte, ihre Stimmen zu hören.
Moasch befand sich rechts von Kaladin, Fels war zu seiner Linken. Sie waren nur zu dritt in der Todeslinie, da ihnen so viele Männer fehlten. Er hatte Schen ans hintere Ende gestellt, damit er nicht sehen konnte, was Kaladin tun würde.
»Ich werde mich von euch trennen, sobald wir uns in Bewegung gesetzt haben«, sagte Kaladin zu ihnen. »Fels, dann übernimmst du. Sorg dafür, dass die anderen weiterlaufen.«
»In Ordnung«, sagte Fels. »Aber es wird schwer werden, die Brücke ohne dich zu tragen. Wir haben so wenige Männer, und wir sind so geschwächt.«
»Du schaffst das schon. Du musst einfach.«
Zwar konnte Kaladin von dort, wo er unter der Brücke stand, Fels’ Gesicht nicht erkennen, aber die Stimme des Hornessers klang besorgt. »Ist das, was du versuchen willst, gefährlich? «
»Vielleicht.«
»Kann ich helfen?«
»Ich fürchte nicht, mein Freund. Aber es stärkt mich, dass du gefragt hast.«
Fels hatte keine Gelegenheit zu einer Antwort mehr. Matal brüllte die Männer von Brücke Vier aus an, sie sollten gefälligst loslaufen. Pfeile flogen über sie hinweg; die Parschendi sollten dadurch abgelenkt werden. Brücke Vier wurde immer
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