Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
schneller.
Und Kaladin duckte sich unter der Brücke hinweg und rannte voraus. Lopen wartete an der Seite und warf Kaladin den Sack mit der Rüstung zu.
Matal schrie Kaladin panisch an, aber die Brückenmannschaften hatten sich allesamt bereits in Bewegung gesetzt. Kaladin konzentrierte sich ganz auf sein Ziel, Brücke Vier zu beschützen, und sog scharf die Luft ein. Das Sturmlicht floss aus dem Beutel an seiner Hüfte in ihn ein, aber er nahm nicht zu viel davon. Es reichte gerade aus, um ihm einen Energiestoß zu versetzen.
Syl flirrte vor ihm her, war nichts weiter als eine kaum sichtbare Kräuselung in der Luft. Kaladin riss die Schnur von dem Sack, zog die Weste heraus und warf sie sich unbeholfen über den Kopf. Er beachtete die Bänder an den Seiten nicht und setzte sich sogleich den Helm auf, während er über eine kleine Felsformation sprang. Als Letztes kam der Schild, an dessen Außenseite die roten Parschendi-Knochen in einem Kreuzmuster klapperten.
Selbst noch während er sich die Rüstung überstreifte, gelang es Kaladin mühelos, weit vor den schwer beladenen Brückenmannschaften zu bleiben. Seine vom Sturmlicht gestärkten Beine waren rasch und sicher.
Die Parschendi-Bogenschützen unmittelbar vor ihm stellten sofort ihren Gesang ein. Einige senkten ihre Bögen, und obwohl sie noch so weit entfernt waren, dass Kaladin ihre Gesichter
nicht erkennen konnte, spürte er doch ihre rasende Wut. Er hatte es erwartet. Er hatte darauf gehofft.
Die Parschendi ließen ihre Toten zurück. Doch das taten sie nicht, weil jene ihnen gleichgültig waren, sondern weil sie es als schreckliche Beleidigung betrachteten, die Leichen zu bewegen. Bereits die Berührung eines Toten bedeutete für sie eine Sünde. Und wenn das wirklich der Fall war, dann war ein Mann, der Leichen schändete und sie in die Schlacht trug, noch viel, viel schlimmer.
Als Kaladin näher kam, erhob sich unter den Parschendi-Schützen ein anderes Lied. Es war ein rascher, gewalttätig klingender und nicht sehr melodischer Gesang. Diejenigen, die ihre Bögen gesenkt hatten, hoben sie wieder.
Und sie versuchten ihn zu töten – mit allem, was ihnen zur Verfügung stand.
Pfeile flogen auf ihn zu. Dutzende. Sie wurden nicht in sorgfältig berechneten Wellen abgeschossen, sondern schwirrten einzeln, schnell und wild auf ihn zu, da jeder Schütze so schnell wie möglich auf Kaladin feuerte. Ein Todesschwarm flog ihm entgegen.
Mit rasendem Puls duckte sich Kaladin nach links und sprang von einer kleinen Erhöhung. Pfeile durchschnitten die Luft um ihn herum und kamen ihm gefährlich nahe. Aber solange er vom Sturmlicht aufgeladen war, reagierten seine Muskeln schnell genug. Er schwirrte zwischen den Pfeilen dahin, schlug eine andere Richtung ein, bewegte sich unberechenbar.
Hinter ihm kam Brücke Vier in Reichweite, und nicht ein einziger Pfeil wurde auf sie abgefeuert. Auch die anderen Brückenmannschaften wurden nicht beachtet, denn die meisten Schützen konzentrierten sich eben ganz und gar auf Kaladin. Die Pfeile kamen nun noch schneller, zischten um ihn herum und prallten von seinem Schild ab. Einer riss ihm im Vorbeiflug den Arm auf, ein anderer hätte ihm fast den Helm vom Kopf geschleudert.
Aus der Armwunde trat aber kein Blut, sondern Licht aus, und zu Kaladins Überraschung schloss sie sich sehr schnell wieder. Frost kristallisierte auf seiner Haut, als ihn das Sturmlicht verließ. Er sog noch mehr davon ein und lud sich auf, bis er deutlich glühte. Er duckte sich, wich aus, sprang und rannte los.
Seine im Krieg gut ausgebildeten Reflexe wurden durch die neue Schnelligkeit noch verstärkt, und nun benutzte er den Schild, um die Pfeile im Flug abzulenken. Es war, als hätte sich sein Körper nach dieser Fähigkeit gesehnt – als sei er mit der Möglichkeit geboren worden, das Sturmlicht für sich einzusetzen. Sein bisheriges Leben hatte er ohnmächtig und unbeholfen verbracht. Jetzt war er geheilt. Er handelte nicht über seine Möglichkeiten hinaus, nein, er konnte sie endlich voll und ganz ausschöpfen.
Ein neuer Pfeilschwarm gierte nach seinem Blut, aber Kaladin wirbelte mitten in ihn hinein, trug eine weitere Fleischwunde am Arm davon, lenkte die anderen Pfeile aber mit dem Schild oder seinem Brustpanzer ab. Noch ein Schwarm kam. Kaladin riss seinen Schild hoch und befürchtete schon, er sei zu langsam gewesen. Doch die Pfeile änderten den Kurs, flogen in einem Bogen auf seinen Schild zu und prallten gegen ihn.
Ich bin der
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