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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Stein ausgebreitet hatten.
    »Worüber redet ihr beiden da oben?«, fragte sie, stieg selber hoch und setzte sich neben sie. Hesina verhielt sich nur selten so wie die anderen Mütter im Ort. Manchmal störte das Kaladin. Hätte sie die Jungen nicht ins Haus rufen und ihnen vorwerfen sollen, dass sie sich da oben erkälteten? Nein, sie setzte sich in ihrem braunen ledernen Regenmantel einfach neben sie.
    »Kaladin hat Angst, weil Vater die Kugeln ausgibt«, sagte Tien.
    »Oh, darüber würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen«, erwiderte sie. »Wir werden dich schon in Kharbranth unterbringen. In zwei Monaten bist du alt genug und kannst losziehen.«
    »Ihr beiden solltet mitkommen«, sagte Kaladin. »Und Vater auch.«
    »Die Stadt verlassen?«, meinte Tien erstaunt, als hätte er über diese Möglichkeit noch nie zuvor nachgedacht. »Aber es gefällt mir hier.«

    Hesina lächelte.
    »Was ist los?«, fragte Kaladin sie.
    »Die meisten jungen Männer eures Alters versuchen alles, um endlich ihre Eltern loszuwerden.«
    »Ich kann doch nicht weggehen und euch hier allein lassen. Wir sind eine Familie. Roschone versucht uns die Luft abzuschneiden«, sagte Kaladin und warf einen Blick hinüber zu Tien. Wenn er mit seinem Bruder sprach, fühlte er sich gleich viel besser, aber seine Einwände waren keineswegs entkräftet. »Keiner zahlt mehr für seine ärztliche Behandlung, und ich weiß, dass du für deine Arbeit ebenfalls kein Geld mehr erhältst, Mutter. Was bekommt Vater denn für seine Kugeln? Gemüse, das zehnmal so viel wie gewöhnlich kostet, und schimmeliges Getreide zum doppelten Preis?«
    Hesina lächelte. »Klug beobachtet.«
    »Vater hat mir beigebracht, auf Einzelheiten zu achten. Ich habe von ihm gelernt, mit den Augen eines Arztes zu sehen.«
    »Haben deine Arztaugen denn auch bemerkt, wie wir die erste Kugel ausgegeben haben?«, fragte Hesina mit zwinkerndem Blick.
    »Sicher«, antwortete Kaladin. »Das war am Tag nach dem Jagdunfall. Vater musste neues Tuch für Bandagen kaufen.«
    »Haben wir die neuen Bandagen denn unbedingt gebraucht?«
    »Eigentlich nicht. Aber du weißt doch, wie Vater ist. Er mag es nicht, wenn die Vorräte auch nur ein bisschen abnehmen. «
    »Und deswegen hat er eine Kugel ausgegeben«, sagte Hesina. »Eine von den Kugeln, die er seit vielen Monaten gehütet hatte und wegen denen er sich mit dem Stadtherrn gestritten hat.«
    Und die er gestohlen hat, dachte Kaladin. Aber das weißt du ja. Rasch sah er Tien an, der wieder den Himmel beobachtete.
Soweit Kaladin wusste, hatte sein Bruder die Wahrheit noch nicht herausgefunden.
    »Dein Vater hat also so lange durchgehalten«, fuhr Hesina fort, »nur um dann nachzugeben und eine Kugel für ein paar Tücher auszugeben, die er erst in einigen Monaten brauchen wird.«
    Sie hatte Recht. Warum hatte sein Vater plötzlich … »Roschone soll den Eindruck haben, dass er gewonnen hat«, sagte Kaladin überrascht und sah seine Mutter an.
    Hesina lächelte verschmitzt. »Roschone hätte einen Weg gefunden, Rache zu üben. Es wäre nicht leicht gewesen, denn dein Vater hat einen hohen Bürgerrang und das Recht der Leichenbeschau. Er hat Roschone das Leben gerettet, und jedermann kann die Schwere von Rillirs Wunden bezeugen. Aber Roschone hätte einen Weg gefunden. Es sei denn, er glaubt, dass er uns unterworfen hat.«
    Kaladin wandte sich zu dem Herrenhaus um. Obwohl es hinter einem Regenschleier verborgen lag, konnte er die Zelte der Armee erkennen, die auf dem Feld davor lagerte. Wie sah wohl das Leben eines Soldaten aus, der Sturm und Regen so oft ausgesetzt war? Früher hätte es Kaladin fasziniert, aber das Leben eines Speerträgers barg inzwischen keinen Reiz mehr für ihn. Sein Kopf war voller Zeichnungen von Muskeln und auswendig gelernten Listen von Krankheiten und ihren Symptomen.
    »Wir werden die Kugeln auch weiterhin ausgeben«, sagte Hesina. »Alle paar Wochen eine. Teils um zu überleben, auch wenn meine Familie uns Unterstützung angeboten hat, mehr aber noch, damit Roschone denkt, dass wir am Ende sind. Und dann schicken wir dich fort. Ganz unerwartet. Du wirst weg sein, und die Kugeln werden sich in den Händen der Feuerer befinden, die dir während der Jahre deines Studiums dafür ein Stipendium gewähren.«
    Kaladin verstand. Sie hatten gar nicht verloren. Sie hatten gewonnen .

    »Denk mal darüber nach, Kaladin«, sagte Tien. »Du wirst in einer der größten Städte der Welt leben! Wie aufregend das sein kann!

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