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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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bis zum Lichttag warten?«
    Darauf gab Lirin keine Antwort. Die Familie ging schweigend weiter; sogar Tien wurde ernst. Sie kamen an einigen Regensprengseln vorbei, die in den Pfützen standen und in einem schwachblauen Licht erglühten. Sie waren wie knöchelhohe tropfende Kerzen ohne Flammen geformt. Außer zur Zeit der Weinung erschienen sie selten. Angeblich waren es die Seelen von Regentropfen – glimmende blaue Stäbe, die andauernd zu schmelzen schienen, aber niemals wirklich kleiner wurden, mit einem blauen Auge an der Spitze.
    Die Einwohner des Ortes hatten sich fast vollständig versammelt und plauderten miteinander im Regen, als Kaladins
Familie eintraf. Auch Jost und Naget waren da, aber sie begrüßten Kaladin nicht. Es war schon viele Jahre her, seit sie so etwas wie Freunde gewesen waren. Kaladin zitterte. Seine Eltern nannten diesen Ort ihre Heimat, und seine Familie wollte nicht von hier wegziehen. Aber Kaladin fühlte sich hier jeden Tag weniger zu Hause.
    Ich werde bald fortgehen, dachte er. Er freute sich darauf, Herdstein und all diese kleingeistigen Menschen zu verlassen. Er wollte an einen Ort gehen, wo Hellaugen Männer und Frauen von Schönheit und Ehre waren und ihre Positionen vom Allmächtigen erhalten hatten.
    Roschones Kutsche traf ein. Während der Jahre in Herdstein hatte sie viel von ihrem Glanz verloren. Die Goldfarbe blätterte ab, und das dunkle Holz hatte inzwischen Löcher vom Kies der Straßen. Als die Kutsche auf den Platz fuhr, hatten Waber und seine Jungs es endlich geschafft, einen kleinen Baldachin zu errichten. Der Regen war etwas stärker geworden, und die Tropfen trafen mit dumpfen Geräuschen auf die Kleidung.
    In Gegenwart all dieser Menschen roch die Luft anders. Oben auf dem Dach war sie frisch und sauber gewesen, hier aber schien sie feucht und drückend zu sein. Die Kutschentür wurde geöffnet. Roschone hatte an Gewicht zugelegt, und sein Hellaugen-Anzug war neu geschneidert worden, damit er sich seinem Umfang anpasste. Unter dem rechten Beinstumpf trug er einen hölzernen Pflock, der vom Umschlag seiner Hose teilweise verdeckt wurde. Seine Bewegungen waren steif, als er aus der Kutsche kletterte und sich brummelnd unter den Baldachin flüchtete.
    Mit seinem Bart und dem nassen, strähnigen Haar schien er kaum dieselbe Person zu sein wie früher. Doch die Augen waren noch immer die alten. Wegen der volleren Wangen wirkten sie knopfartiger, aber in ihnen loderte noch immer ein Feuer, als er die Menge betrachtete. Er wirkte, als sei er in
einem unaufmerksamen Augenblick von einem hingeschleuderten Stein getroffen worden und suche nun den Schuldigen.
    Befand sich Laral in der Kutsche? Jemand bewegte sich jedenfalls darin und kletterte auch heraus, aber diese Person stellte sich als ein schlanker Mann mit einem sauber rasierten Gesicht heraus. Er trug eine vornehme Militäruniform und hatte helle, lohfarbene Augen. War das Großmarschall Amaram? Er sah beeindruckend aus, war von sehniger Gestalt und hatte ein kantiges Gesicht. Seine Uniform war gebügelt, und er trug ein Schwert an der Hüfte. Der Unterschied zwischen seiner Erscheinung und der von Roschone war bemerkenswert.
    Endlich erschien auch Laral, die ein hellgelbes Kleid von unmodischem Schnitt und dazu einen grellen Rock sowie ein dickes Leibchen trug. Sie schaute in den Regen hoch und wartete darauf, dass ein Lakai mit einem Schirm zu ihr eilte. Kaladins Herz schlug ihm bis zum Hals. Sie hatten nicht mehr miteinander gesprochen, seit sie ihn in Roschones Haus gedemütigt hatte. Dennoch war sie einfach … wundervoll . Und mit den Jahren schien sie auch noch immer schöner geworden zu sein. Manche hielten das fremde Blut, das sich in ihrem dunklen Haar zeigte, für unattraktiv, aber Kaladin fand es verführerisch.
    Sein Vater versteifte sich neben ihm und fluchte leise vor sich hin.
    »Was ist los?«, fragte Tien, der neben Kaladin stand und den Hals reckte, um besser sehen zu können.
    »Laral«, sagte Kaladins Mutter. »Sie trägt ein Brautgebet an ihrem Ärmel.«
    Kaladin fuhr zusammen und erkannte erst jetzt, dass tatsächlich ein blaues Glyphenpaar an den Ärmel ihres Kleides genäht war. Sie würde es verbrennen, wenn die Verlobung öffentlich verkündet wurde.

    Aber … mit wem? Rillir war doch tot!
    »Ich habe Gerüchte darüber gehört«, sagte Kaladins Vater. »Offenbar wollte sich Roschone nicht von den Beziehungen trennen, die sie mitbringt.«
    »Er?«, fragte Kaladin verblüfft. Auch andere

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