Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
wirklich passiert.«
»Aber …«
»Lass es gut sein, Teft«, sagte Kaladin. »Du, Parscher, komm mit.« Er drehte sich um und ging den Hügel hinunter. Der Parscher folgte ihm pflichtbewusst. Teft fluchte und schloss sich den beiden an.
»Was ist das wohl für ein Spielchen, das sie da mit uns treiben? «, fragte Teft.
»Ich vermute, es ist ganz genauso, wie er gesagt hat. Sie wollen herausfinden, ob man den Parschern bei Brückenläufen vertrauen kann. Vielleicht wird er ja das tun, was wir ihm sagen. Oder er weigert sich zu laufen. Oder er versucht, uns umzubringen. Wie dem auch sei, Haschal gewinnt dabei.«
»Bei Keleks Atem!«, fluchte Teft. »Unsere Lage ist düsterer als der Magen eines Hornessers. Sie will, dass wir sterben, Kaladin. «
»Ich weiß.« Er warf einen Blick über die Schulter auf den Parscher. Er war etwas größer als die meisten anderen, und sein Gesicht erschien etwas breiter, aber grundsätzlich sahen für Kaladin alle gleich aus.
Die anderen Mitglieder von Brücke Vier hatten sich aufgestellt, als Kaladin zurückkehrte. Überrascht und ungläubig beobachteten sie den herannahenden Parscher. Kaladin blieb vor ihnen stehen. Teft befand sich neben ihm und der Parscher hinter ihm. Lässig tat er einen Schritt zur Seite. Der Parscher stand einfach nur da, hielt den Blick gesenkt und ließ die Schultern hängen.
Kaladin sah die anderen an. Sie wussten Bescheid und wurden wütend.
Sturmvater, dachte Kaladin. Es gibt auf dieser Welt noch etwas, das weniger wert ist als ein Brückenmann: ein Parscher-Brückenmann. Parscher kosteten zwar mehr als gewöhnliche Sklaven, aber das war auch bei einem Chull der Fall. Eigentlich war
dies ein guter Vergleich, denn die Parscher wurden wie Arbeitstiere behandelt.
Als Kaladin die Reaktion der anderen sah, spürte er, wie er Mitleid mit der armen Kreatur empfand. Und das erregte seine Wut auf sich selbst. Musste er immer auf diese Weise reagieren? Dieser Parscher war gefährlich. Er stellte eine Ablenkung für die anderen Männer dar, und seine Reaktionen waren unmöglich vorherzusehen.
Er bedeutete ein Risiko.
Wende ein Risiko in einen Vorteil, wann immer es für dich möglich ist. Diese Worte hatte er von einem Mann gehört, der sich nur um seine eigene Haut gekümmert hatte.
Sturmverdammt, dachte Kaladin. Ich bin ein Dummkopf. Ein hoffnungsloser Dummkopf. Das ist nicht dasselbe. Überhaupt nicht. »Hast du einen Namen, Parscher?«, fragte er.
Der Mann schüttelte den Kopf. Parscher redeten selten. Sie konnten es zwar, aber man musste sie schon dazu zwingen.
»Wir müssen dich irgendwie rufen können«, sagte Kaladin. »Wie wäre es mit Schen?«
Der Mann zuckte die Achseln.
»Also gut«, sagte Kaladin zu den anderen. »Dies hier ist Schen. Er ist jetzt einer von uns.«
»Ein Parscher?«, fragte Lopen, der neben der Baracke herumlungerte. »Ich mag ihn nicht. Sieh nur, wie er mich anstarrt. «
»Er wird uns alle umbringen, während wir schlafen«, fügte Moasch hinzu.
»Nein, das ist sogar gut «, widersprach Narb. »Wir können ihn in der ersten Reihe laufen lassen. Er fängt einen Pfeil für uns ein.«
Syl ließ sich auf Kaladins Schulter nieder und sah auf den Parscher herab. Kummer und Sorge lagen in ihrem Blick.
Wenn du die Hellaugen vertreiben und dich an ihre Stelle setzen würdest, würde dies die Welt vermutlich nicht sonderlich verändern.
Es würde noch immer Machtmissbrauch geben – lediglich durch andere Menschen.
Aber das hier war ein Parscher .
Man muss tun, was man kann, damit man am Leben bleibt …
»Nein«, sagte Kaladin. »Schen ist jetzt einer von uns . Es ist mir gleich, was er vorher gewesen sein mag. Wir sind Brücke Vier. Und das ist er auch.«
»Aber …«, setzte Narb an.
»Nein«, wiederholte Kaladin. »Wir werden ihn nicht so behandeln, wie die Hellaugen uns behandeln, Narb. Das ist alles, was es dazu zu sagen gibt. Fels, hol ihm Sandalen und eine Weste.«
Die Brückenmänner zerstreuten sich – alle außer Teft. »Was ist mit … unseren Plänen?«, fragte Teft leise.
»Wir machen weiter wie besprochen«, antwortete Kaladin.
Das schien Teft aber nicht zu behagen.
»Was soll er denn tun, Teft?«, fragte Kaladin. »Uns etwa verraten? Ich habe noch nie gehört, dass ein Parscher zwei Worte hintereinander gesagt hätte. Ich bezweifle, dass er zum Spion taugt.«
»Ich weiß nicht«, brummte Teft. »Ich habe sie nie gemocht. Anscheinend können sie miteinander reden, ohne dabei laute Geräusche zu
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