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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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zu sehen. Diese unkultivierten Barbaren hatten einst ganze Siedlungen abgefackelt, heute jedoch lebten sie selbst dort, ohne dass sich jemand darüber aufregte. Sie schlichen sich in die Gesellschaft wie die Schlangen, die sie verehrten. Und jetzt saß auch noch einer von ihnen an seinem Tisch. Seine Hand begann zu zittern. Er ballte sie zur Faust.
    »Ich habe gehört, dass Ihr in der Zeit des Kaiserreichs in der Armee gedient habt.«
    »Die Leute in Masalia schwatzen viel«, fauchte Dun und leerte seinen Becher.
    »Ich bin nicht aus Masalia«, erwiderte Viola mit einem Lächeln.
    Ein Schankmädchen trat an ihren Tisch, brachte einen frischen Krug Wein, dazu Becher für Rogant und Viola, und verschmolz wieder mit der Menge.
    »Nein, natürlich nicht«, brummte Dun und starrte Viola finster an. »Eure Kleider sind von höchster Qualität und sorgfältig gearbeitet, aber voller Staub. Ihr seid gereist, und Ihr seid von hoher Geburt.«
    »Seit dem Ende des Kaiserreichs gibt es keine hohe Geburt mehr«, berichtigte Viola trocken.
    »Ach ja«, schimpfte er und schenkte sich nach. »In der Republik zählt das edle Blut nichts mehr. Jedermann darf nach den höchsten Ehren streben. Ich habe diesen Mist auch schon gehört.« Er trank einen Schluck.
    Viola und ihr Beschützer wechselten einen ernüchterten Blick, und Rogants tätowierte Züge zeigten ein leichtes Lächeln.
    »Mein Name ist Viola, und ich bin Historikerin an der großen Universität von Emeris.«
    »Na und?«, grunzte Dun und verzog das Gesicht. »Ihr könntet wenigstens warten, bis ich tot bin, ehe Ihr mich studiert wie eine Reliquie. Zu meiner Zeit war man weniger ungeduldig.«
    »Es geht hier nicht um Euch«, konterte Viola und verzog angewidert das Gesicht.
    Er wiegte den Kopf. Sie war wirklich hübsch, wenngleich für seinen Geschmack ein wenig zu jung. Ihre Gelehrtenbrille und das flammrote Haar mit den widerspenstigen Strähnchen, die sich auf ihrer milchweißen Haut ringelten, ließen ihn nicht ungerührt. Hinzu kam, dass sie einen zarten Lavendelduft verströmte, der zärtliche Erinnerungen in ihm wachrief. Seine Trunkenheit verwirrte sein Urteilsvermögen; einen Moment lang hielt er sich für unwiderstehlich genug, um sie bezaubern zu können, und vergaß, auf der Hut zu sein.
    »Ich bin auf der Suche nach etwas, von dem ich glaube, dass Ihr mir helfen könnt, es zu finden«, erklärte Viola. »Ich habe die alten Reiche durchstreift und mit vielen Händlern und Reisenden gesprochen, bis einer von ihnen einen ehemaligen Soldaten erwähnte, den er in Masalia kennengelernt hatte.«
    Dun stieß einen Seufzer aus. Mit glasigen Augen umklammerte er seinen Becher. Als sein Blick den Nâaga streifte, erstarrte sein Gesicht. Rogant verhielt sich so zurückhaltend, dass er seine Anwesenheit fast vergessen hatte.
    »Und?«, fragte er.
    »Angeblich hat dieser ehemalige Soldat ihm eine äußerst erstaunliche Geschichte erzählt«, fuhr Viola fort. »Ihr sollt vom Zusammenbruch des Kaiserreichs gesprochen haben und davon, dass Ihr aus Emeris geflohen seid.«
    Sie holte tief Luft, als suchte sie nach Worten. Dun trank und starrte sie an.
    »Und zwar mit dem Schwert des Kaisers.«
    Mitten in der Bewegung hielt er inne. Wein tropfte ihm von den Lippen, und in seinen Augen flackerte ein trauriger Funke wie ein flüchtiger Glanz. Der Lärm der Taverne schien zu verstummen, in seinem Kopf erklang Kampfgetümmel. Schnell holte ihn der Trubel ringsum in die Wirklichkeit zurück, doch sein Herz klopfte plötzlich schneller. Ihm war, als stecke eine harte Speerspitze in seiner Brust. Er atmete tief ein und stellte den Becher ab. Sein Blick verlor sich in der Holzmaserung des Tisches.
    »Ihr seid auf der Suche nach Eraëd.«
    »Ja, wir suchen Eraëd«, bestätigte Viola.
    »Und Ihr seid der Meinung, es befinde sich in meinem Besitz«, lächelte Dun.
    »Nein.«
    Sie schüttelte den Kopf und strich eine widerspenstige Locke zurück. Dann griff sie nach dem Krug und begann, die Becher zu füllen. Der rote Wein ergoss sich in das ockerfarbene Steinzeug wie Blut auf Erde. Mit erloschenem Blick strich sich Dun über den Bart.
    »Aber Ihr wisst, wo Ihr es versteckt habt.«
    »Und wenn ich an jenem Tag gelogen hätte, um mich interessant zu machen?«, fragte Dun und kratzte sich das Kinn.
    »Das glaube ich nicht«, lächelte Viola.
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Ich bin mir ganz sicher. Man hat mir erzählt, dass Ihr von den Gebieten im Osten gesprochen habt, weit jenseits des

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