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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wird es falsche Anzeigen, Selbstbezichtigungen usw. auch in anderen Teilen des Landes nur so hageln.«
    »Auch das läßt sich nicht vermeiden.«
    »Ich denke an die fürchterliche Arbeit, die wir dadurch haben werden, Chef.«
    »Ich noch mehr als Sie, Wilm …« Leerdam seufzte, winkte mit der Hand und fuhr, sich unterbrechend, fort: »Was halten Sie eigentlich davon, daß Maria Steufels wieder bei Ferwerd von dem Fischer Peer van Hoest gefunden wurde?«
    »Ich habe damit gerechnet, Chef, daß Sie darauf zu sprechen kommen werden.«
    »Merkwürdig, nicht? Zwei Leichen findet dieser Mann. Die beiden Ermordeten gleichen sich im Typ: groß, schlank, blond, hübsch. Ruth Kappel 22 Jahre und Maria Steufels 24 Jahre alt. Außerdem kam Maria Steufels aus Medemblick … das heißt also, daß es für van Hoest ein Leichtes gewesen sein könnte, sie mit seinem Fischkutter nach Ferwerd zu bringen.«
    Leerdam wandte sich ab und verließ den kühlen Raum, in dem die drei stillen Gestalten unter ihren Laken zurückblieben, bis sie von der Staatsanwaltschaft zu ihren Beerdigungen freigegeben werden würden. Auf dem Krankenhausflur blieb der Kommissär stehen, um sich endlich die lang entbehrte Zigarre in den Mund zu stecken.
    »Soviel ich mich erinnere, ist der verheiratet«, sagte er dann.
    »Wer?« fragte Schouwen.
    »Wer denn?! Dieser Fischer!«
    »Ja, das ist er.«
    »Und er hat Kinder.«
    »Zwei.«
    Leerdam nahm die Zigarre aus dem Mund und zielte mit ihr auf Schouwens Brust.
    »Das will aber gar nichts heißen. Es hat schon Mörder mit fünf oder sechs Kindern gegeben. Wissen Sie was, Wilm?«
    »Ja, ich weiß, Chef.«
    »Was wissen Sie?«
    Dieses leicht verblödete Frage-und-Antwort-Spiel zwischen den beiden spielte sich zeitweilig ab.
    »Wir fahren von hier sofort hinaus zu diesem Fischer«, erwiderte Schouwen. »Sie wollen ihn sich einmal näher ansehen, Chef.«
    »Ganz recht, Wilm.«
    Während der Fahrt nach Ferwerd vertiefte sich Leerdam noch einmal in die Mordakte. Schouwen steuerte den Wagen. Zusammengefaßt ergaben die neuesten Unterlagen folgendes:
    Maria Steufels wurde von Peer van Hoest gefunden. Sie war schon angeschwemmt worden, mußte also nicht erst – wie Ruth Kappel – aus dem Wasser geholt werden. Der Mörder hatte sie auch nicht, wie seine anderen Opfer, geköpft, sondern nur durch einen Beilhieb in den Halswirbel getötet. Maria war Modistin in einem Hutsalon in Hoorn gewesen. Aus dem großen Kreis ihrer Männerbekanntschaften ein Bild zu gewinnen, das der Polizei Aufschlüsse geben konnte, war nicht einfach. Zehn Beamte waren noch an der Arbeit, das Vorleben des Mädchens aufzurollen.
    Erna Schagen aus Zwolle war als Schülerin guter Durchschnitt gewesen Männerbekanntschaften keine. Ein paar harmlose Liebeleien mit Gymnasiasten. Sie hatte nur gesagt, daß sie nach Leeuwarden wolle, um am Sonntag eine Freundin zu besuchen. Der Freundin aber hatte sie mitgeteilt, daß sie sich mit einem Mann treffen werde, von dem sie in Zwolle im Kino angesprochen worden sei. Als Erkennungssignal habe er ein bestimmtes Lied vorgeschlagen, das er im Nebel pfeifen werde, falls gerade Nebel herrschen sollte, was an der Küste immer anzunehmen sei.
    3. Grit Vonmeeren, wohnhaft in Kennum auf der Insel Terschelling. Als Hausgehilfin hatte sie wenig Ausgang gehabt, da sie eine alte Dame pflegte, die durch Gehirnschlag linksseitig gelähmt war. Fast gar keine Männerbekanntschaften. Ein paar Fischer- und Bauernburschen aus Kennum und Oosterende, wo auch ihre Freundin wohnte. Bekannt war nur, daß sie einen freien Sonntag für eine Fahrt auf das Festland benützt hatte. Bei St. Jacobi wurde dann ihre Leiche gefunden.
    Paul Leerdam klappte das Aktenstück zu und warf es hinter sich auf den Rücksitz des Wagens.
    »Immer wieder der ›Pfeifende Mörder‹! Gibt's denn in Zwolle keine Zeitungen, verdammt noch mal? Hatte die Schagen nicht gelesen, daß es sich derzeit hier in dieser Gegend absolut nicht empfiehlt, im Nebel hinter einem Kerl herzustolpern, der ein Liebesliedchen flötet? Analphabetin kann sie keine gewesen sein, sie ging ja aufs Gymnasium.«
    »Mir ist das auch ein Rätsel«, pflichtete Schouwen bei.
    »Wissen Sie was, Wilm?«
    »Ja, ich weiß, Chef.«
    »Was wissen Sie?«
    »Daß nun auch noch die Lehrkräfte dazu aufgerufen werden müssen, in Mädchenschulen die Warnungen der Polizei zu verbreiten.«
    »Ganz recht, Wilm.«
    Leerdam blickte hinaus auf den Küstenstreifen, der rasch näher kam. Das Meer war grau,

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