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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Beifahrerseite ins Auto. Schouwen setzte sich wieder ans Steuer. Während sie in schnellem Tempo zurück nach Leeuwarden fuhren, sprachen sie nur wenig miteinander.
    Im Büro erwartete sie ein neuer Schock. Aus einem Fischerdorf südlich von Leeuwarden, aus Harlingen, lag der Anruf einer Frau vor, die als die ›Rote Vera‹ in Fischerkreisen bekannt war und eine Schenke am Harlinger Kap betrieb. Diese Schenke war Durchgangsstation für viele ambulante Händler. In einer großen Scheune kampierten sie eine Nacht und bezahlten für die Benützung eines Strohsacks einen geringen Betrag.
    Die ›Rote Vera‹, eine dicke, resolute Frau Mitte Fünfzig, hatte angerufen und mitgeteilt, daß zwei Tage zuvor ein unbekannter Hausierer oder Landstreicher, der fremd in der Gegend war (niemand hatte ihn vorher je gesehen), bei ihr genächtigt und am Morgen seinen Obolus entrichtet hatte und weitergezogen war. Was sie an ihm nicht beachtet hatte, nach den allerletzten Zeitungsberichten aber als verdächtig fand, war die Tatsache, daß am linken Ärmel des fremden Händlers Blutspuren zu sehen gewesen waren. Es hatte den Eindruck erweckt, als ob vergeblich versucht worden sei, den Rock wieder auszuwaschen.
    Leerdam gab den Zettel mit dem Anruf, nachdem er ihn gelesen hatte, an Schouwen weiter, damit ihn dieser rasch überflog.
    »Was halten Sie davon?« fragte er ihn dann.
    »Die Zeit würde bei der Maria Steufels oder bei der Grit Vonmeeren stimmen.«
    »Dann müßten es aber noch relativ frische Blutspuren gewesen sein.«
    »Vielleicht kann uns das die ›Rote Vera‹ bestätigen.«
    »Ausgeschlossen, nachdem am Rockärmel, wie sie uns wissen läßt, herumgewaschen wurde.«
    »Anscheinend wurde es das, sagte sie. Sicher ist das also nicht, Chef.«
    Leerdam faßte einen Entschluß.
    »Wir teilen uns, Wilm. Sie fahren hinaus zur ›Roten Vera‹, und ich lasse mich von einem Streifenwagen zur Firma Termath bringen, um mich noch einmal mit Sehlke zu befassen. Das möchte ich nämlich nicht versäumen, trotz verdächtigen Hausierers.«
    »Ist gut, Chef.«
    »Egal, wer nun der Mörder ist – hoffentlich gönnt er sich eine Ruhepause. Nicht auszudenken, wenn in der kommenden Nacht schon wieder ein Mädchen sein Opfer würde!«
    »Rechnen Sie damit?«
    »Ehrlich gesagt, ja. Der Kerl befindet sich in einem Blutrausch, der einmalig ist in der internationalen Kriminalgeschichte. Wenn wir ihn nicht bald stoppen, kommt's noch soweit, daß er in einer Nacht nicht nur einem, sondern zwei Mädchen den Kopf abhackt.«
    »Hören Sie auf, Chef!«
    »Rufen Sie mir einen Streifenwagen!«
    Die Erwartung Leerdams trog leider nicht.
    Der Mörder fühlte sich sicher, so sicher, daß er auf der Straße stand und Leerdam und Schouwen freundlich grüßte, als die beiden die Polizeistation verließen und getrennt in zwei Wagen stiegen. Er sah ihnen nach, pfiff ein Liedchen und schlenderte die Straße hinab zu seiner Wohnung, die keine 200 Meter vom Polizeirevier entfernt lag. Er wechselte ein paar Worte mit einem Nachbarn, der ihm begegnete, öffnete die Haustür, begab sich in seine kleine Küche und brühte sich einen starken Tee auf, in den er einen ziemlichen Schuß Arrak goß. Zufrieden über den Duft, den das köstliche Getränk verbreitete, trug er Kanne und Tasse und eine Schale mit Kandis in das reichausgestattete Wohnzimmer, stellte alles auf einen Rauchtisch in der Nähe des breiten Fensters, setzte sich, nahm die Zeitung und schlürfte, während er las, seinen Tee mit Behagen. Er sah ab und zu hinaus auf die belebte Straße, beobachtete das Treiben der Menschen, zündete sich nach einer Weile eine Zigarette an und führte schließlich einige Telefongespräche mit wichtigen Geschäftspartnern, denn er betrieb ein gutgehendes, viel Geld einbringendes Geschäft.
    Dann legte er sich ein paar Stündchen aufs Ohr. Er brauchte diesen Schlaf am Tag, da er ja nachts beschäftigt war. Als er wieder wach wurde, dämmerte es schon, und er zog eine Stehlampe an die Couch heran und knipste sie an. Warmes Licht umflutete ihn … einen gutaussehenden großen Mann in mittleren Jahren, gepflegt, elegant, mit blauen, treu blickenden Augen und einem netten Lächeln um die vollen Lippen.
    Der Kachelofen in der Ecke strömte Hitze aus. Der Mann erhob sich, regulierte mit einem Schieber die Wärme und studierte dann noch einmal die Inserate der Kinos von Leeuwarden, Zwolle und Meppel. Er schien sich dann für einen Film in Meppel entschieden zu haben, denn auf diesem

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