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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aufgewühlt. Ein steifer Wind wehte über den Deichkamm ins Inland.
    »Mein Gott«, seufzte der Kommissär. »Wenn wir dieses Ungeheuer nicht bald fassen, können wir alle den Zylinder nehmen und im Schrebergarten Bohnen pflanzen, Wilm.«
    »Ich habe gar keinen, Chef.«
    »Was haben Sie nicht?«
    »Einen Schrebergarten.«
    »Ich auch nicht.«
    »Auch keinen Zylinder, Chef.«
    »Sie können den meinen haben.«
    »Und Sie? Was machen dann Sie?«
    »Ich rechne jeden Tag damit, daß mir der Innenminister einen aus seinem Vorrat für besondere Zwecke schicken wird.«
    Das war Galgenhumor reinsten Wassers.
    »Und ich rechne damit«, versuchte Schouwen ein bißchen Optimismus zu verbreiten, »daß der Täter nun doch bald einen entscheidenden Fehler machen wird, Chef.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr, Wilm.«
    Schweigend stiegen die beiden vor dem Haus des Fischers Peer van Hoest aus dem Wagen und betraten durch einen kleinen Flur eine große, nach Tran und Kartoffeln riechende Stube.
    Peer saß am Ofen und rauchte eine Pfeife, als die zwei Beamten über die Schwelle traten. Er erhob sich und kam ihnen entgegen. Auch seine Frau streckte aus der Küche ihren Kopf kurz in die Stube herein und hielt die beiden kleinen Kinder zurück, die sich neugierig an ihr vorbeidrängen wollten, um sich nichts entgehen zu lassen. Fremder Besuch war ja immer interessant.
    »Herr van Hoest«, sagte Leerdam nach der Begrüßung, »die Anlässe unseres Kennenlernens sind alles andere als erfreulich. Erst der Mord an der Kappel, jetzt der an der Steufels. Es scheint neuerdings Ihre Bestimmung zu sein, Leichen zu finden.«
    Arglos antwortete der Fischer: »Was soll ich denn machen, wenn ich geradezu darüberstolpere? Sie können mir glauben, daß ich lieber nichts damit zu tun hätte. Ich werde meine Fische nicht mehr los. Die Leute bringen sie mit Leichen in Verbindung und sagen ›nein, danke!‹ Auf vier ganzen Fängen wäre ich schon beinahe sitzengeblieben, wenn sich eine Fischfirma meiner nicht doch noch angenommen hätte.«
    »Welche?«
    »Die Firma Termath & Co.«
    »Standen Sie mit der früher schon in Geschäftsverbindung?«
    »Nein.«
    »Und wieso jetzt plötzlich?«
    Der Fischer zuckte mit den Achseln.
    »Das weiß ich nicht. Ein Herr Sehlke von denen hat den Kontakt hergestellt. Ich bin ihm sehr dankbar, das können Sie sich denken.«
    »Ach, Jan Sehlke?«
    »Ja, Jan heißt er, glaube ich. Sicher kann ich das aber nicht sagen.«
    »So, sicher können Sie das nicht sagen. Das heißt wohl auch, daß Sie Herrn Sehlke erst jetzt kennengelernt haben?«
    »Ja, natürlich.«
    »Früher haben Sie ihn nicht gekannt?«
    »Bestimmt nicht.«
    Der Fischer geriet langsam in Verwunderung, die noch wuchs, als Leerdam fortfuhr: »Und Fräulein Ruth Kappel war auch nicht zufällig eine gemeinsame Bekannte von Herrn Sehlke und Ihnen?«
    »Wer? Die ermordete Kappel?«
    »Ja.«
    Der biedere Fischer wußte nicht mehr, was das bedeutete. Sollte er wirklich aus irgendeinem Grund ein schlechtes Gewissen haben, so verstand er es jedenfalls meisterhaft, dies zu verbergen.
    »Behauptet das jemand?« fragte er.
    »Was, Herr van Hoest?«
    »Daß ich die Kappel gekannt habe.«
    »Herr Sehlke kannte sie sehr gut«, antwortete Leerdam ausweichend.
    »Aber ich nicht, verdammt noch mal!« grollte der Fischer, dem nun doch ein Licht aufzugehen schien, was hier gespielt wurde. »Ich habe die nie in meinem Leben gesehen, bis heute nicht!«
    »Bis heute nicht?« antwortete der Kommissär voller Zweifel.
    »Nein.«
    »Sie holten sie doch aus dem Wasser. Sahen Sie sie da auch nicht?«
    »Aber nicht ihr Gesicht, ihren Kopf. Das meine ich! Dieser Anblick fehlt mir bis heute, verstehen Sie?«
    Dem Fischer stand die Empörung ins Gesicht geschrieben. War dies nun hohe Schauspielkunst oder nicht? Auf jeden Fall schlug er eine gute Klinge, daran gab's keinen Zweifel. So schnell wollte aber Leerdam die Flinte noch nicht ins Korn werfen.
    »Wo waren Sie an den Abenden, bevor Sie die Toten fanden?« setzte er sein Verhör fort.
    Peers Pfeife war längst kalt geworden.
    »Auf See natürlich. Seit drei Wochen bin ich jeden Abend draußen.«
    »Seit drei Wochen? Und immer mit dem Gehilfen?«
    »Nicht immer, das kommt darauf an.«
    »Worauf kommt das an?«
    »Ob ich z.B. Krabben fische, wie in den letzten Tagen. Dabei brauche ich keine Hilfe, sondern nur bei den großen Fängen. Der Mann muß ja bezahlt werden, und so gut verdient unsereiner mit seinem kleinen Kutter nicht, um das Geld zum

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