Der Pfeil der Rache
sich alles zum Besten. Und es wäre einfach herauszufinden, sehr einfach.
Ich sagte leise: »Ich möchte noch einmal in Hoyland vorsprechen. Nur kurz.«
Eine Sekunde lang sah es aus, als kippe er gleich aus dem Sattel. »
Hoyland?
Seid Ihr jetzt vollkommen toll geworden? Wie werden sie Euch wohl willkommen heißen?«
»Ich weiß jetzt, was die Familie Hobbey vor uns verbirgt. Was Michael Calfhill so viel Verdruss bereitete, als er sie besuchte, warum Feaveryear aufbrechen musste.«
»Herrjesus, noch eine Theorie.«
»Sie ist einfach zu überprüfen. Es sollte nur eine halbe Stunde in Anspruch nehmen. Und wenn ich mich irre, ist es auch kein Schaden, und wir können uns wieder auf den Weg machen.«
»Glaubt Ihr zu wissen, wer Abigail getötet hat?«, fragte er in scharfem Ton.
»Ich bin noch nicht sicher. Aber wenn ich richtigliege, kam der Mörder aus dem Haushalt, nicht aus dem Dorf.« Ich sah ihn flehend an. »Vielleicht täusche ich mich, doch wenn ich recht habe, dürfte Ettis sich als unschuldig erweisen. Eine halbe Stunde. Aber wenn du willst, reite weiter und suche dir eine Bleibe in Petersfield.«
Er blickte die staubige, von Bäumen beschattete Straße entlang, dann schüttelte er zu meiner Erleichterung den Kopf und lachte. »Ich gebe es auf«, sagte er. »Ich begleite Euch. Schließlich haben wir es diesmal bloß mit den Hobbeys zu tun.«
kapitel einundvierzig
W enn wir uns dem Gut von vorne näherten, liefen wir Gefahr, dass Fulstowe uns entdeckte und abwies. Also ritten wir am Rande des Jagdgartens bis an die rückwärtige Pforte. Überhängende Äste streiften uns, als wir still dahinritten. Ich dachte an die Jagd, an den mächtigen Hirsch, welcher, in die Enge getrieben, unversehens kehrtgemacht hatte. Und an den Augenblick, da wir durch Hughs Wald ritten und der Pfeil in den Baum neben uns schlug.
Vor der Pforte stiegen wir von den Pferden. »Lass uns die Tiere an einen Baum binden«, sagte ich.
»Hoffentlich ist das Tor offen.«
»Falls nötig, treten wir es ein.«
»Unbefugtes Betreten fremden Eigentums?« Barak blickte mich ernsthaft an. »Das sieht Euch gar nicht ähnlich.«
Doch die Pforte war nicht verriegelt, und so betraten wir leise den Besitz der Familie. Vor uns lag der Rasen, mit Bäumen bestanden; zu unserer Linken befanden sich der Hundezwinger und weitere Wirtschaftsgebäude. Barak warf einen Blick auf die kleinen Scheunen, wo er und Dyricks Schreiber logiert hatten. Er fragte plötzlich: »Feaveryear ist doch hoffentlich nichts zugestoßen?«
»Nein, er musste Hals über Kopf nach London zurückkehren, nachdem er etwas herausgefunden hatte.«
»Was denn, um Himmels willen?«
»Du wirst es selbst herausfinden.«
In den Fenstern des großen Saals glitzerte die Sonne. Niemand war zu sehen; es war sehr ruhig. Wir erschraken ein wenig, als ein Ringeltaubenpärchen geräuschvoll von einem Baum zum nächsten flatterte. Es war heiß, die Sonne stand fast senkrecht über uns. Meine Haube rieb gegen meine Stirn, und ich wischte mir den Schweiß fort. Ich hatte Hunger, die Essenszeit war schon vorüber. Ich ließ den Blick über den ehemaligen Nonnenfriedhof und die Zielhügel schweifen und erinnerte mich an Hobbeys Zweifel, ob er mit dem Umbau des Klosters vielleicht einen Fluch auf sich geladen habe.
Einer der Diener, ein junger Bursche aus dem Dorf, kam aus der Vorratskammer. Er starrte uns verwundert an, als wären wir Gespenster. Es dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, wie ich die Familie während des Untersuchungsverfahrens traktiert hatte. Ich trat lächelnd auf ihn zu. »Guten Tag, mein Freund. Weißt du, ob Master Hobbey zu Hause ist?«
»Ich – ich weiß es nicht, Sir. Er wollte heute ins Dorf, mit Master Fulstowe und Master Dyrick.«
»Dyrick ist noch hier?«
»Ja, Sir. Ich weiß nicht, ob sie schon ausgegangen sind. Ihr seid zurückgekommen?«
»Nur kurz. Es gibt noch eine Sache zu besprechen mit deinem Herrn. Ich gehe hinüber zum Haus.« Wir gingen weiter, während er uns hinterherstarrte.
»Was haben sie im Dorf zu schaffen?«, fragte Barak.
»Wahrscheinlich wollen sie die Leute wegen des Gemeindelands unter Druck setzen.«
Wir gingen seitlich am Hauptgebäude entlang, um die Ecke und zur Vorderseite des Hauses. In Abigails Garten welkten die Blumen ungewässert vor sich hin. Ich sagte: »Weißt du noch, als dieser Windhund Abigails Hündchen totgebissen hat? Und sie sagte, ich sei ein Narr und mit sehenden Augen blind? Hätte ich damals schon
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